Rheinische Post Viersen

Wo die Fantastisc­hen Vier probten

Die Band bereitete sich in Gladbach auf ihren ersten Auftritt seit eineinhalb Jahren vor.

- VON ANDREAS GRUHN

MÖNCHENGLA­DBACH Michi Beck steht nicht gerade in dem Ruf nach Worten ringen zu müssen. Er ist einer der Fantastisc­hen Vier, Deutschlan­ds Hip-Hop-Pioniere seit 32 Jahren und zwei Wochen. Und doch war er am Sonntagabe­nd einigermaß­en sprachlos nach dem zweiten Lied seiner Band vor rund 2700 Fans im Sparkassen­park: „Das ist total unwirklich alles. Wir sind seit 2019 zum ersten Mal auf der Bühne.“Und wenig später: „Es ist so schön, euch zu sehen. Gott sei Dank gibt’s euch immer noch.“Und sein Bandkolleg­e Thomas D. ergänzte ein Kompliment: „ Ihr habt euch nicht verändert.“

Die Fantastisc­hen Vier haben am Sonntagabe­nd eineinhalb Jahre Corona-Pause beendet. Wer so lange Bühnen-abstinent ist, braucht Übung. Selbst mit über 50 Jahren, was man den dreien am Mikrofon und And.Ypsilon an den Mixern dahinter nicht ansieht. Die Band gönnte sich vor dem ersten Auftritt aber die Zeit und probte zwei Tage lang – und zwar in Mönchengla­dbach direkt vor Ort. Die Band mietete die Red Box neben dem Sparkassen­park und studierte dort das Set ein, das immer sehr komplizier­t ist. Denn sie schmeißen Songs zusammen, hier eine Strophe von dem kurz dazwischen, dort ein Refrain weniger. Sie nehmen ihr Gesamtwerk und schütteln es an vielen Stellen kräftig durcheinan­der. Das merkte man auch bei dem Konzert im Sparkassen­park, dem ersten von zwei Abenden infolge. Wenn ihr Gig am Montagaben­d in dem Stadion beendet ist, dann haben sie vier Tage Mönchengla­dbach hinter sich – selten dürfte eine so große Band so lange in der Stadt geblieben sein.

Ihre großen Hits ließ die Band unangetast­et. „Die da!?!“etwa oder „Mfg – Mit freundlich­en Grüßen“. Bei „Die da!?!“bittet Smudo darum, dass mal alle schön die Knie zum Tanz nach oben reißen. Als wenn das alle Feierabend-Hip-Hoper im Publikum nach 17 Uhr noch so einfach könnten im fortgeschr­ittenen Alter. An anderer Stelle wurde neu arrangiert. „Ernten was wir säen“etwa kommt noch rockiger als von der Platte „Fornika“.

Später, als der Sonnenunte­rgang sein Schauspiel neben der Bühne beendet hat, schallt es aus den Boxen, wird es wieder nachdenkli­ch: „Schön, dass ihr am Leben seid, dass es euch gut geht und wir das hier zusammen rocken können.“Michi Beck spricht kurz vor den Zugaben, dass man gegrübelt habe, ob man angesichts der Hochwasser-Katastroph­e spielen könne. „Menschen sterben, verlieren Hab und Gut, und wir müssen auf gute Laune machen? Aber das ist, was wir können: ein bisschen Normalität geben in dieser komischen, wahnsinnig­en Zeit.“Und dann die Zeilen des letzten Songs „Troy“: „Du hattest schlechte Zeiten, und wir waren auch dabei. Wir werden dich begleiten. Wir bleiben troy.“

Kultur Seite C 7

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FOTO: MARKUS RICK Die Fantastisc­hen Vier in Mönchengla­dbach mit (vorne v.l.) Michi Beck, Thomas D., Smudo und And.Ypsilon (hinten Mitte).

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