Künstlerin Beate Begovic: „Die Kreativität ist nicht zu stoppen“
Die Künstlergruppe Vokus Vorst schaut auf ein zehnjähriges gemeinsames Schaffen zurück. Ein zentraler Punkt ist dabei das Lernen.
TÖNISVORST Künstler leben vom Austausch mit den Betrachtern, die Fragen stellen, Feedback geben, Kritik und Lob äußern. Das ist die eine Art Austausch. Die andere Art Austausch ist der mit Künstlerkollegen. Oft gerät dieser im Alltag ins Hintertreffen. Das erlebte auch die heute 59-jährige Beate Begovic aus Vorst. Sie ist Keramikerin und gestaltet puristische, materialbetonte Arbeiten. „Keramik kann ganz viel“, sagt Begovic. Manchmal wirken ihre keramischen Skulpturen wie aus Metall, Porzellan oder Holz gemacht. In ihrer oft amorphen Form sind die Skulpturen von der Natur beeinflusst und erinnern an Fundholz oder Urtierchen.
Kurz nach ihrem Studium an der Hochschule Niederrhein in Krefeld, wo sie bei Dieter Crumbiegel Keramikdesign belegte, gründete sie 1994 eine Ateliergemeinschaft in Krefeld.
Das Atelier lag in der Südstraße und bot Platz für fünf Künstler. „Während unseres Studiums war der künstlerische Austausch selbstverständlich. Das wollte ich gerne fortsetzen.“Damals, so erinnert sich Begovic, gab es noch Atelierförderungsprogramme, die die jungen Künstler finanziell unterstützten. Die Ateliergemeinschaft wuchs in die Anfänge des Südgangs und der Art of Eden hinein: Möglichkeiten, sich und seine Arbeiten präsentieren zu können.
Fünf Jahre später zog Begovic, mittlerweile Mutter zweier Kinder, nach Vorst. Ein altes Haus wurde Wohn- und Kunstort. Aus familientechnischen Gründen legte sie als Keramikkünstlerin eine Pause ein. „Aber die Kreativität ist ja nicht zu stoppen. Die Ideen sprudelten weiter, manchmal skizzierte ich schon beim Frühstück, was in meinem Kopf war“, erinnert sie sich. Der Wunsch, wieder zum Ton zu greifen, wuchs mit den älter werdenden Kindern. Was Begovic fehlte, war der aus Nach-Studiums-Zeiten gewohnte Austausch mit Kunstschaffenden. „Erst kannte ich nur die Kneers, die außer mir Kunst in Tönisvorst machten“, erzählt Begovic. Die Kneers, das sind die Malerin Karen Kneer und der Betonkünstler Udo Kneer. Aber schnell stellte sie fest: da gibt es noch viele kreativ Tätige mehr. 2012 war die Zeit reif: Begovic trommelte die Kreativen zusammen und gründete im Juli vor zehn Jahren die Künstlergruppe Vokus
Vorst. Etwa ein halbes Dutzend Künstler war anfangs dabei. Man traf sich regelmäßig im Kulturcafé Papperlapapp in Vorst, um zu diskutieren, Kunstausflüge zu planen, Ausstellungsmöglichkeiten zu finden und über Kunst und Technik zu reden. So lernten die Vokus Vorst-Künstler voneinander. Beate Begovic beispielsweise lud zu einem Keramikworkshop ein. Sie dagegen, die sich neben der Keramik auch der Malerei widmet, lernte von Ulrike Wiesemann den Umgang mit Marmormehl in der Malerei.
Die Künstlergruppe rief im Jahr 2018 die Niersausstellung „KunstNatur-Genuss an der Niers“ins Leben, eine Gruppenausstellung mit 35 Künstlern im Freien entlang der Niers. Die Ausstellung im Nassauer Stall des Schlosses Wickrath in Mönchengladbach, die „Kunst mit Rheinblick“im Atelier von Wally Althoff direkt am Rhein in Uerdingen, die „Nacht der offenen Ateliers“und die „Kunst am Gartenzaun“gehören zum festen Programm der Gruppe. Mittlerweile gibt es zwölf Gruppenmitglieder: Aus Tönisvorst kommen Wally Althoff, Regina Bormann, Ulrike Wiesemann, Udo und Karen Kneer sowie die Gründerin Beate Begovic. Anette Grübnau stammt aus Oedt, Renate Siems aus Krefeld und Uschi Bolten aus Mühlhausen. Weiter gehören die Mönchengladbacherin Oxana Aleksandrow, Bettina Merkel aus Krefeld und außerdem Sonja Vandelaar aus Kempen zur Gruppe.
Offenes Atelier Zu ihrem zehnjährigen Jubiläum plant die Gruppe eine Ausstellung im Kulturcafé „Papperlapapp“vom 4. Juni bis 15. Juli. Ein Wochenende der offenen Ateliers wird vom 11. bis 12. Juni stattfinden. Für den November ist eine große Ausstellung in der „Alten Fabrik“in Heinsberg-Oberbruch geplant. Weitere Informationen bei Facebook: Vokus Vorst