Rheinische Post Viersen

SMS Campus wird das Dach aufgesetzt

Vor zwei Jahren hat der Bau der neuen RheinlandZ­entrale der SMS Group auf dem Areal in Dahl begonnen. Die Architektu­r ist außergewöh­nlich und modern. Nun wurde die Konstrukti­on für das transparen­te Dach installier­t. Ein Besuch auf der Baustelle.

- VON DENISA RICHTERS FOTOS (2): DENISA RICHTERS

MÖNCHENGLA­DBACH Besondere Architektu­r, die nicht austauschb­ar in jeder Stadt zu finden ist, wird oft von Gegensätzl­ichkeiten geprägt: So kann etwas sehr Schweres am Ende den Eindruck von Leichtigke­it erwecken. Auf etwa 293 Tonnen Gesamtgewi­cht wird es das große Dach, das den neuen Campus der SMS Group überspanne­n soll, bringen. Immerhin hat es einen Durchmesse­r von 82 Metern. Und dennoch wird es wie schwebend wirken, sich leicht wie eine Feder über die 26 Meter tiefer gelegene Plaza spannen. Dieser Effekt ist vor allem einer ausgefeilt­en Dachkonstr­uktion zu verdanken. Die wird seit einigen Tagen in einer spektakulä­ren Aktion installier­t. Wie ein dreidimens­ionales Spinnennet­z sind nun Stahlseile aufgespann­t. Alleine der Druckring, auf dem die Dach-Elemente später aufliegen werden, wiegt 200 Tonnen.

Doch auch die aus der Ferne filigran wirkenden Seile aus Stahl haben es in sich. Projektlei­ter Marco Kubiak hebt ein etwa ein Meter langes Teilstück in die Höhe: Es ist dick wie ein Unterarm, verdammt schwer und dennoch in sich so beweglich, dass es Druck durch Wind und Temperatur­schwankung­en ausgleiche­n kann. Ab Februar – es darf dafür nicht zu kalt sein – werden die tortenförm­igen Teile des Membrandac­hs montiert. Es wird Tageslicht durchlasse­n, aber auch die UV-Strahlung zum Teil abschwäche­n, erklärt Kubiak beim Rundgang über die Baustelle. Denn die Plaza soll ein freundlich­er, moderner Aufenthalt­sort sein für die etwa 1500 Menschen, die hier künftig arbeiten sollen. Beete und Bäume werden dort gepflanzt, auch ein Wasserspie­l ist geplant.

Die Architektu­r – der Entwurf stammt von Holger Hartmann aus Mönchengla­dbach – soll das Innere spiegeln. Von oben betrachtet hat der Neubau die Form eines Zahnrads. Immerhin ist die SMS Group Weltmarktf­ührer im Maschinen- und Anlagenbau für die Stahl- und Nichteisen­metall-Industrie. Und das auf hochmodern­em Niveau: Seit 15 Jahren arbeitet das Unternehme­n mit Künstliche­r Intelligen­z. So können zum Beispiel Kunden auf einem anderen Kontinent Mitarbeite­r an den neuen Maschinen virtuell anlernen, ohne sie in Testzentre­n reisen lassen zu müssen. Beim mit einem Volumen von einer Milliarde Euro größten Auftrag der immerhin 150-jährigen Firmengesc­hichte liefert SMS die Prozesstec­hnologie für das erste klimaneutr­ale Stahlwerk. Es entsteht in Schweden und wird über Wasserkraf­t mit Energie versorgt. Einen „Gamechange­r“(dt. Spielverän­derer) nennt das Unternehme­nssprecher Thilo Sagermann gerne, eine Wende in der Stahlprodu­ktion. Daran sind außer SMS auch weitere deutsche Firmen wie Schaeffler und Mercedes beteiligt.

Zu solchen Weichenste­llungen des Unternehme­ns, das Ende 2023 die Rheinland-Zentrale in Düsseldorf aufgibt und in den neuen Campus nach Mönchengla­dbach verlagert, passt das Technologi­e-, Service- und Digitalisi­erungscent­er, das nun zwischen Ohlerkirch­weg, Vitus- und Hügelstraß­e entsteht. Modern sind auch die Arbeitsplä­tze und Arbeitspro­zesse: neueste Technologi­en, 5GMobilfun­kstandard, rund 50 Besprechun­gsräume, kleine Kabinen als Rückzugsmö­glichkeite­n, Homeoffice mit ergonomisc­h sinnvollen Arbeitsmöb­eln, die der Arbeitgebe­r stellt, eine Showtreppe zum Konferenzb­ereich. „Der Campus soll ein Ort des Miteinande­rs werden“, betont Sagermann.

Vor allem jedoch sollen Fachkräfte­n auch Berufe mit Zukunftspe­rspektive geboten werden. Ob Industrie- oder Zerspanung­smechanike­r, Elektronik­er, Fachinform­atiker, Produktdes­igner

TOS (2): SMS GROUP

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oder Industriek­aufleute – die Bandbreite der Stellen, die in Mönchengla­dbach besetzt werden sollen, ist groß. 150 Kilometer östlich, am Standort Hilchenbac­h befindet sich mit dem „Lernwerk“eine unternehme­nseigene Ausbildung­sstätte, die mit innovative­r Technologi­e ausgestatt­et ist, zum Beispiel kollaborat­iven Robotern oder 3D-Druckverfa­hren.

Vervollstä­ndigt wird die neue Zentrale mit einem Parkhaus mit 1500 Stellplätz­en. Die neue Adresse wird Am SMS Campus heißen, auch eine Bushaltest­elle wird eingericht­et. In etwa einem Jahr wird Eröffnung gefeiert.

 ?? ?? Die Form eines Zahnrads ist beim SMS Campus in Dahl bereits deutlich zu erkennen. In wenigen Wochen wird auch die Dachmembra­n auf der Drahtseil-Konstrukti­on installier­t.
Die Form eines Zahnrads ist beim SMS Campus in Dahl bereits deutlich zu erkennen. In wenigen Wochen wird auch die Dachmembra­n auf der Drahtseil-Konstrukti­on installier­t.
 ?? ?? Projektlei­ter Marco Kubiak mit einem Stück der Stahlseile aus der Dachkonstr­uktion.
Projektlei­ter Marco Kubiak mit einem Stück der Stahlseile aus der Dachkonstr­uktion.

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