Rheinische Post Viersen

Wohn-Container für Flüchtling­e in Vorst geplant

Derzeit hat die Stadt Tönisvorst in eigenen Unterkünft­en Platz für 461 geflüchtet­e Menschen. Doch bis Mitte 2024 wird die Zahl wohl auf 670 steigen.

- VON MARC SCHÜTZ

Noch in der Vorweihnac­htszeit sollen die ersten Flüchtling­e in die Wohncontai­ner hinter der Rosentalha­lle in St. Tönis ziehen. Um den dort und in der Rosentalha­lle selbst wohnenden Menschen einen Platz zu bieten, um ihre Mahlzeiten einzunehme­n, soll ein Zelt auf dem Bolzplatz des benachbart­en Jugendfrei­zeitzentru­ms JFZ aufgestell­t werden. Das berichtete der städtische Fachbereic­hsleiter Philipp Sieben in der jüngsten Sitzung des Ausschusse­s für Vielfalt, Jugend, Senioren, Gesundheit, Soziales und frühkindli­che Bildung. „Es ist und bleibt eine angespannt­e Situation, doch wir tun alles, um die Menschen menschenwü­rdig unterzubri­ngen und die Belastunge­n für die Bürger so gering wie möglich zu halten“, sagte Sieben weiter. Die städtische­n Unterkünft­e seien mehr oder weniger am Limit.

Die im Jahr 2023 beständig steigende Zuweisung von Geflüchtet­en stelle die Stadtverwa­ltung vor enorme Herausford­erungen bei der Betreuung der Geflüchtet­en, bei der

Leistungsg­ewährung sowie bei der Bereitstel­lung von Wohnraum oder Unterbring­ungskapazi­täten, teilte die Verwaltung mit. Inzwischen sei nur noch ein geringer Teil der zugewiesen­en Menschen aus der Ukraine, die meisten kämen aus dem Mittleren Osten, Nordafrika und teilweise aus der Balkanregi­on, so Philipp Sieben weiter. Die Zuweisungs­zahlen seien vor einem Jahr so nicht absehbar gewesen. Hinzu kommt der finanziell­e Aspekt: Bisher 900.000 Euro höher als ursprüngli­ch geplant ist der Gesamtfina­nzbedarf für den Bereich Asyl in Tönisvorst in diesem Jahr.

In den städtische­n Unterkünft­en (in sechs Mehrfamili­enhäusern, zwei Sporthalle­n, einer Containera­nlage und einem ehemaligen Bürogebäud­e) gibt es eigentlich Platz für maximal für 461 Menschen – eigentlich. Denn bereits zum Stichtag 8. November lebten 484 Personen in den Unterkünft­en, wie eine detaillier­te Auflistung der Verwaltung zeigte. Die Lage ist äußerst dynamisch, denn die Zuweisung von Personen wird vom Land NRW 14 Tage im Voraus bekannt gegeben, „sodass über diesen Horizont keine weitere Planungssi­cherheit besteht“, so die Verwaltung weiter. Das Land habe mitgeteilt, dass die Landeseinr­ichtungen vollständi­g belegt seien, die „Pufferfunk­tion“dieser Einrichtun­gen sei daher nicht gegeben, sagte Fachbereic­hsleiter Sieben. Die Stadtverwa­ltung Tönisvorst rechnet weiterhin mit einer starken Zuweisung – und bis Mitte 2024 mit rund 670 Geflüchtet­en, die in Tönisvorst unterzubri­ngen sind. Die Frage ist: Wo?

Platz für 120 Menschen werde es in der nun bald bezugsfert­igen Containera­nlage hinter der Rosentalha­lle geben, doch diese werden nach derzeitige­r Erkenntnis für etwa vier Monate ausreichen. Daher sei die Verwaltung in die konkrete Planung von weiteren Containerl­ösungen eingetrete­n, so Sieben. „Wir setzen verstärkt auf die Containerl­ösung. Denn diese sind schnell zu bekommen, und sie sind die preiswerte­ste Variante“, sagte Sieben.

Eine zweite Containera­nlage für 90 Personen soll am Sportplatz in Vorst im kommenden Jahr errichtet werden, wofür jetzt die Fundamente erweitert werden müssen, ebenso wird ein Gasanschlu­ss für die Versorgung benötigt. „Bei der Planung wird darauf Wert gelegt, dass sich die Bewohner vor Ort selbst versorgen können und damit ein kostspieli­ger Caterer entfällt“, so die Verwaltung. Die erforderli­chen Beschlüsse sollen im Fachaussch­uss und im Rat im Dezember 2023 eingeholt werden.

Wie sehr sich die Situation verschärft hat, zeigt das Beispiel Rosentalha­lle: Diese dient seit November vergangene­n Jahres als Flüchtling­sunterkunf­t. Zuerst sei sie mit 70 Plätzen ausgestatt­et gewesen, es gab einen Aufenthalt­s- und einen Spielberei­ch in der Halle. Doch inzwischen werde jeder Quadratmet­er genutzt, sodass die Halle jetzt Platz für 130 Personen bietet. Was zur Folge hat, dass nun auf dem Bolzplatz des JFZ ein Zelt für das Catering aufgestell­t werden muss, schließlic­h kommen in wenigen Wochen weitere Menschen hinzu, die in den Containern leben werden.

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FOTO: NORBERT PRÜMEN Auf dem Bolzplatz am Jugendfrei­zeitzentru­m in St. Tönis soll ein Zelt aufgestell­t werden, um die in der Rosentalha­lle und in den Containern wohnenden Menschen mit Mahlzeiten zu versorgen.

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