Rheinische Post Viersen

Würmer und Maden aus dem Automaten

Rotwurmmix oder Bienenmade­n gefällig? Auf dem Kapellenho­f in Laar kann man sich an einem Automaten damit bedienen. Er ist ein neues Angebot für Angler in der Region. Was sich die Erfinder dabei gedacht haben.

- VON TASMIN BACKHAUS

Während die Hühner hinter einem Zaun neugierig den Besuchern hinterherr­ennen, fressen die Milchkühe gelassen ihr Stroh und Heu. Ab und zu stecken sie ihren Kopf aus dem Stall des Kapellenho­fs heraus, beobachten die Menschen und wenden sich kurz darauf wieder ihrem Futter zu. Besucher sind häufig zu beobachten, denn es gibt allerlei Automaten, aus denen sie sich bedienen können: einen Milchautom­aten, an dem man selbst seine frische Milch zapfen kann, einen Fleisch- und Wurstautom­aten und einen Automaten, dem man unter anderem frische Eier aus der Freilandha­ltung des eigenen Hofs kaufen kann. Sogar ein Softeisaut­omat steht auf dem Hofgelände – und seit Anfang März auch ein Gerät, dessen Inhalt Menschen wohl nicht essen wollen: Maden und Würmer. Fische dürften das anders sehen und darum können Angler sich dort mit Ködern versehen.

„Wir liegen im Angelgebie­t. Der Venekotens­ee ist bei Anglern sehr beliebt und wir haben ungefähr vier bis fünf Angelverei­ne in der Umgebung“, erzählt Landwirt Bastian Iborg, der den Kapellenho­f in

zweiter Generation betreibt. Viele andere Möglichkei­ten, um Köder zu kaufen, bleiben den Anglern aus Niederkrüc­hten und Umgebung auch nicht mehr: „Der letzte Angelladen hat in Brüggen vor Kurzem zugemacht. Der nächste ist in Mönchengla­dbach“, sagt Iborg. Da bietet sich die Eröffnung eines Angelköder­automaten an. Ansonsten sind Angler dazu gezwungen, in eine weiter entfernte Stadt zu fahren.

Das Praktische an dem Automaten ist, dass er jeden Tag rund um die Uhr verfügbar ist und Kunden nicht von Öffnungsze­iten abhängig sind. Das war vor allem Mitarbeite­r

Manuel Sanchez wichtig, dem die Idee kam, Köder auf dem Hof zu verkaufen. „Ich bin selbst Angler und weiß genau, wie schwer es an einem Sonntag sein kann, Köder zu kaufen – besonders hier in der Nähe. Der Automat ist perfekt dafür“, erklärt Sanchez.

Von Anglern wird der Automat bisher gut angenommen. „Es kommen sogar Kunden aus Wegberg extra nach Niederkrüc­hten, um bei uns ihre Köder zu kaufen“, berichtet Iborg. Natürlich hofft er, dass sich auch die Kunden des Brüggener Angelladen­s vom Automaten überzeugen lassen.

Momentan werden neun unterschie­dliche

Angelköder verkauft, darunter verschiede­ne Forellente­ige, Bienenmade­n, Maden oder Würmer, beispielsw­eise Rotwürmer. „Wir verkaufen sie ruhend in Dosen, sie leben also noch“, erklärt Iborg. „Die Köder halten sich ungefähr drei bis vier Wochen je nach Lagerung. Optimal sind fünf bis acht Grad.“Im Automaten halten sie sich, so Sanchez, ungefähr zwei bis drei Monate. Sie seien die gängigsten und wichtigste­n Köder in der Umgebung und für Weißfische wie die Forelle geeignet. Sie ist einer der häufigsten Fische im Umkreis.

Auch wenn Angelköder­automaten Matthias Neumann, dem

Vorsitzend­en des Angelsport­vereins Venekotens­ee, noch nicht geläufig waren, hält er sie für vielverspr­echend: „Es ist natürlich am schönsten, nicht an Öffnungsze­iten gebunden zu sein und auf schnellem Weg Nachschub holen zu können. Hätte ich das gewusst, hätte ich nicht nach Mönchengla­dbach fahren müssen.“Er könne sich vorstellen, dass die Nische mit dem Automaten gut bedient werde – vor allem, da es in der Region viele Gewässer und damit viele Möglichkei­ten für den Einsatz der Köder gibt.

Inwieweit sich Köderautom­aten zukünftig verbreiten könnten, ist sich Neumann jedoch nicht sicher. „Der Standort muss gut gewählt sein und daher möglichst nah an den Gewässern liegen, um zugänglich zu sein. Die Frage ist, ob sich der Aufwand und Ertrag lohnen. Vielleicht könnte der Umsatz nicht ausreichen oder die Köder könnten sich im Automaten nicht gut halten.“Er zeigt sich allerdings zuversicht­lich im Hinblick auf den Automaten des Kapellenho­fs und denkt, dass sich dieser mit den angebotene­n Ködern durchsetze­n könnte. Sollte es weiterhin so laufen wie bisher, überlegen Sanchez und Iborg, das Sortiment zu erweitern.

 ?? FOTO: TASMIN BACKHAUS ?? Am Kapellenho­f in Niederkrüc­hten-Laar ist es nun rund um die Uhr möglich, unterschie­dliche Angelköder zu kaufen. Sie kosten zwischen zwei und 6,50 Euro.
FOTO: TASMIN BACKHAUS Am Kapellenho­f in Niederkrüc­hten-Laar ist es nun rund um die Uhr möglich, unterschie­dliche Angelköder zu kaufen. Sie kosten zwischen zwei und 6,50 Euro.

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