Rheinische Post Viersen

Preise für Schüler bei „Jugend forscht“

Chemie ist Marla Simons (18) Spezialitä­t, Nik Geraeds (19) interessie­rt sich für Technik. Die beiden beschäftig­en sich so intensiv damit, dass sie beim Regionalwe­ttbewerb „Jugend forscht“erste Plätze belegten und beim Landeswett­bewerb Sonderprei­se erhielt

- VON BIRGIT SROKA

Nicht erschrecke­n, es klingt komplizier­ter, als es ist: „Nachhaltig­e elektrokat­alytische Ammoniak-Synthese basierend auf Silber-Nanopartik­eln“lautete das Thema von Marla Simon. Während eines Praktikums in der Uni Köln beschäftig­te sie sich damit und die Ammoniak-Synthese war auch Thema im Unterricht an der Gesamtschu­le Brüggen. „Ammoniak wird unter anderem auch als Ausgangsst­off bei der Düngerprod­uktion benutzt. Es gibt das Haber-Bosch-Verfahren, mit dem seit Anfang des 20. Jahrhunder­ts Ammoniak synthetisi­ert wird, aus Stickstoff und Wasserstof­f. Das Verfahren ist aber sehr energieauf­wendig“, sagt Simon. Die Schülerin wollte nun herausfind­en, ob die Größe der Silberpart­ikel eine Rolle spielen. Ihre These, dass kleinere Partikel bei gleichem Volumen eine höhere Oberfläche haben, wurde bestätigt. So könnte also mehr Ammoniak gleichzeit­ig synthetisi­ert werden.

Ein halbes Jahr hat die Q1-Schülerin an dem Projekt gearbeitet. „Ich

finde es spannend, dass man durch kleine Veränderun­gen schon ganz andere Ergebnisse erzielt“, sagt sie. Auch beruflich möchte sie später in diesem naturwisse­nschaftlic­hen Bereich arbeiten. Aber erst einmal steht im nächsten Jahr die Abi-Prüfung an.

Schüler wie Marla Simon sind ideale Kandidaten für den Nachwuchsw­ettbewerb „Jugend forscht“. Dieser soll Jugendlich­e für die MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaften und Technik begeistern, Talente finden und fördern. Kinder und Jugendlich­e von der vierten Klasse bis 21 Jahren können teilnehmen. Wer mit

machen will, sucht sich selbst eine interessan­te Fragestell­ung für sein Forschungs­projekt. Den Gewinnern winken attraktive Geld- und Sachpreise.

Nik Geraeds, der wie Simon beim Landeswett­bewerb mit einem Sonderprei­s belohnt wurde, hat sich einem Projekt mit dem Titel „Filamentfe­rtigungssy­stem“gewidmet. Er konstruier­te einen Extruder, der recyceltes und neues Kunststoff­granulat in ein fertig aufgespult­es Filament umwandelt. Aktuell arbeitet er noch daran, dass der Kunststoff­faden, der aus dem Extruder herauskomm­t – das Filament – auf eine Spule aufgewicke­lt werden kann.

Dies wird für den Betrieb eines 3-D-Druckers benötigt. Das Ziel war, einen Extruder zu bauen, der von jedem Zuhause nachgebaut und eingesetzt werden kann, vor allem mit sortenrein­en Kunststoff­resten aus dem 3-D-Bau. „Ich möchte die Pläne offen ins Netz stellen, sodass jeder das System nutzen oder auch verbessern kann. Mein Extruder schafft 750 Gramm Filament in der Stunde, vergleichb­are jetzt erhältlich­e Extruder kommen auf 500 Gramm in der Stunde und sind sehr teuer“, sagt Geraeds. Das für seinen Extruder nötige Material kostet nur 1.500 Euro. „Ein paar Teile sind aus Metall, andere Teile habe ich mit dem

3-D-Drucker aus Kunststoff selbst gedruckt. Eine Drehbank und eine Fräse bräuchte man für die Metallteil­e“, beschreibt er den Aufwand.

Für Geraeds war die technische Herausford­erung der Antrieb. Da er die Maschine selbst für sich nutzen möchte, hat er die Kosten dafür selbst getragen. „Aber man kann für so ein Projekt auch eine Unterstütz­ung bei Jugend forscht beantragen“, sagt der 19-Jährige. Er empfiehlt allen, die Spaß an der Forschung, an der Herausford­erung haben, auch bei dem Wettbewerb mitzumache­n. „Es wird von der Schule immer gut unterstütz­t und man lernt viele Leute aus den Fachbereic­hen kennen“, sagt er.

„Es ist eine Erfahrung wert. Ich habe sowohl in der Regionalru­nde als auch im Landeswett­bewerb neue Freunde gefunden. Wenn man Freude an einem Thema hat oder es mit einem Projekt schon weit gebracht hat, sollte man sich unbedingt bewerben“, findet auch Marla Simon. Es müsse auch gar nichts Komplizier­tes oder Bahnbreche­ndes sein. „Mädchen und Jungs sind auch gleicherma­ßen vertreten“, sagt sie.

 ?? FOTO: BIRGIT SROKA ?? Nik Geraeds und Marla Simon nahmen erfolgreic­h am Landeswett­bewerb „Jugend forscht“teil. Betreut wurden sie in der Projektpha­se durch den Lehrer Christian Croonbroek.
FOTO: BIRGIT SROKA Nik Geraeds und Marla Simon nahmen erfolgreic­h am Landeswett­bewerb „Jugend forscht“teil. Betreut wurden sie in der Projektpha­se durch den Lehrer Christian Croonbroek.

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