So kam Kevin Waller zu den Highlandern
Der Kempener ist Vorsitzender der „Highlander vom Niederrhein“und hat im Moment richtig viel zu tun.
Seit einem Jahr ist Kevin Waller Vorsitzender der „Highlander vom Niederrhein“. Der 33-jährige Kempener ist Nachfolger von Manfred Mühlenhaus, der die schottische Sportart an den Niederrhein holte und den Verein gründete, dem er 20 Jahre lang vorstand. Bis es auf seinen Wunsch hin einen neuen, verjüngten Vorstand gab.
Für den Wettbewerb am 4. und 5. Mai sind 18 Teams bereits gemeldet, dazu 56 internationale Einzelathleten. Dabei sind auch viele Frauen. Die Zahlen stimmen Waller zuversichtlich: „Wir kommen wieder an das Niveau von Vor-Coronazeiten heran“, sagt er. Auch die Anmeldungen zum Mittelaltermarkt an der Burg laufen gut. „Die gehören zur großen Familie, kommen immer wieder, da erledigt sich die Organisation wie von selbst“, sagt er.
Waller ist ein Mann mit beeindruckenden Körpermaßen. Die kräftigen Arme sind mit keltischen Tattoos verziert. Er trägt einen langen Bart und outet sich als „Wikingerfan“, der privat rustikal eingerichtet ist, sich für Mythen und Sagen aus dem Norden interessiert. Doch im Gespräch wird schnell klar, dass er ein Riese mit Herz ist. „Harte Schale, weicher Kern“, sagt er von sich selbst. Das braucht er auch in seinem Beruf. Waller arbeitet als examinierter Altenpfleger. „Manche Patienten erschrecken zuerst, wenn sie mich sehen, dann aber biete ich ihnen auch Sicherheit, etwa wenn ich sie beim Laufen stützen kann“, erzählt er.
In Kontakt mit dem Sport kam er durch Mühlenhaus. „Das Ungezwungene, Freie gefällt mir. Da ist kein Trainer, der einem Druck macht“, sagt er. 2012 trat er dem Verein bei, übt den Sport seitdem mit großer Leidenschaft aus. Bis ganz nach oben hat er noch nicht geschafft. Er selbst gruppiert sich in die zweite Liga ein. Arbeitet hart, um die Normen für den Aufstieg zu erfüllen. Dazu gehört auch regelmäßiges
Krafttraining im Fitnessstudio. „Von Mai bis September sind meine Wochenenden verplant“, sagt er. Dann ist Wettkampfsaison.
Waller tourt durch Deutschland und die Niederlande. In diesem Jahr wird er sogar zu einem Wettkampf nach Kanada fliegen, wo es freundschaftliche Verbindungen gibt. Überhaupt die Freundschaft: Der Zusammenhalt unter den Highlandern sei groß. „Egal, mit wem man auf dem Platz steht, es sind Freunde, die zusammen einen Sport ausüben“, berichtet er. Man
unterstütze sich, gebe Tipps. „Da ist endlich mal ein Miteinander und nicht ein Gegeneinander“, bringt er es auf den Punkt. In jungen Jahren sei er sportlich viel unterwegs gewesen, erzählt er. Er spielte Basketball, Fußball, Badminton, war im Schwimmverein. Doch als er seine erste Ausbildung zum Koch begann, wurde es wegen der Arbeitszeiten schwieriger. Da blieb nur das Kraftsporttraining übrig. Sein aktueller Beruf bietet ihm mehr Flexibilität.
Trainiert wird auf einer Wiese in Unterschelthof am Rande von St.
Tönis. Hier hat sich der Verein Anlagen für die einzelnen Disziplinen eingerichtet, unter anderem die sieben Meter hohen Holzgerüste für den Hochwurf. Zudem wurde ein Unterstand gebaut. In einem alten Bauwagen gibt es eine einfache Küche, in einem Container lagern die schweren Trainingsgerätschaften wie Steinkugeln, Fässer und Hufeisen. Die fliegenden Baumstämme liegen – mit einer Folie abgedeckt – im Außenbereich. Eine Wand im Treffpunkt ist die „Hall of Fame“: „Da sind die ersten Trainingsschuhe
und Steinkugeln von Manni. Und die Bank, die unter einem Freund aus der Schweiz zusammengebrochen ist“, erzählt Kevin und schmunzelt.
Er selbst trägt das Poloshirt mit dem Vereinswappen. Auf dem Ärmel steht „As a sign of esteem to Scotland“, was übersetzt „Als ein Zeichen der Wertschätzung für Schottland“heißt. „Unser anderer Wahlspruch lautet ,In friendship we trust‘“, erläutert Waller.
90 Personen gehören dem Verein der Highlander vom Niederrhein aktuell an. Viele sind reine Unterstützer, rund 40 Leute, Männer und Frauen, sind aktiv. „Es gibt ein Wettkampfteam und 10 bis 15 Einzelathleten“, sagt Waller. Auf alle kommt viel Arbeit zu. Am Donnerstag vor den Highland-Games wird bereits ein Container gepackt. Alle Gerätschaften für die Turniere stellt der gastgebende Kempener Verein.