Diese Probleme wird Borussia nicht los
Die Saison neigt sich dem Ende zu, doch bei Borussia Mönchengladbach gibt es vor allem vier Hauptprobleme, die Trainer Gerardo Seoane und seinem Team immer wieder zu schaffen machen. Einiges davon war auch beim 1:2 gegen den BVB zu sehen.
Die Chance war durchaus gegeben, dem Sieg in Wolfsburg mindestens einen Punktgewinn folgen zu lassen. Stattdessen zeigten das Spiel gegen Borussia Dortmund und die anschließende Analyse von Trainer Gerardo Seoane nach dem 1:2 gegen den BVB, dass Gladbach auch nach 29 Spieltagen einige Baustellen nicht geschlossen bekommt. Wir nennen vier wichtige Punkte, die Seoane und sein Team immer wieder beschäftigen.
Frühe Unachtsamkeiten
Es war wie so oft in den vergangenen Wochen: Auch gegen Borussia Dortmund führte der erste nennenswerte Angriff des Gegners gleich zu einem Gegentor. Das hatte es zuvor schon in Wolfsburg, gegen Freiburg, gegen Köln und in Mainz gegeben – sowie in zu vielen weiteren Partien zuvor. „Das zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Saison“, hatte Sportdirektor Nils Schmadtke schon beim Sieg in Wolfsburg zum frühen 0:1 gesagt. Nun kam der BVB mit den ersten beiden Schüssen aufs Tor zum 2:0.
„Die Mannschaft hat es gut ausgehalten, in der ersten Halbzeit im tiefen Block zu verteidigen. Nur hatten wir vor den Gegentoren jeweils Unachtsamkeiten“, beschrieb Trainer Seoane nach dem Dortmund-Spiel die Problematik. Und das war keine Ausnahme. Damit konterkariert die Mannschaft die leichten Fortschritte, die sie allgemein in der Defensivarbeit gemacht hat. Sie kann sich nichts dafür kaufen, dass sie grundsätzlich weniger zulässt, wenn der Gegner regelmäßig die erste Chance nutzen kann. Ein klares Muster in der Fehleranalyse gibt es nicht: Mal sind es individuelle Patzer wie bei Torwart Moritz Nicolas im Derby, mal – wie zuletzt zweimal – hebelt ein Pass die gesamte Abwehr aus.
Keine Balance Die Zahlen drücken es gut aus: Bei einem Torverhältnis von 34:36 stand Borussia in der Hinrunde für ziemlich viel Spektakel und konnte den deutlich zu vielen Gegentoren zumindest eine gute eigene Produktivität entgegensetzen. In der Rückrunde sind es bislang 16:20 Tore. „Gerade in den letzten beiden Spielen ist es uns gelungen, viel weniger zuzulassen – allerdings auf Kosten der Offensive, das ist uns bewusst. Jetzt gilt es, die gute Mischung zu finden: Im Block zu verteidigen, aber zugleich offensiv sauberer und genauer zu werden“, sagte Seoane.
Es bislang noch nicht geschafft zu haben, die beiden Hauptaufgaben in einem Spiel häufiger miteinander in Einklang zu bringen, verdeutlicht, wie vielschichtig die Defizite bei Borussia noch sind. Dazu passt, dass es trotz verbesserter Defensive fast immer mindestens ein Gegentor gibt. Wenn dann die Offensive nicht liefert, sind Siege schwer zu erringen.
Systemfrage
Dass Gladbach sich unter Seoane zu Beginn der Saison flexibel präsentierte, schien der Mannschaft gutzutun. Nach 29 Spieltagen ist die Systemfrage allerdings zu einem Problem geworden: Borussia hat noch immer keine taktische Herangehensweise gefunden, in der sie konstant performt – oder bei der die Rückschläge seltener werden. Gegen Wolfsburg präsentierten sich die Borussen vor anderthalb Wochen erstmals in einem 3-4-3.
Es ist der nächste Versuch, Stabilität zu erlangen – mit dem Risiko, dass die Offensive darunter leidet, wenn sechs oder sieben eher defensiv denkende Spieler auf dem Feld stehen. Sich auf ein System festzulegen, würde Gladbach auch mit Blick auf den Transfer-Sommer und die kommende Saison helfen – eine klare fußballerische Identität fehlt unter Seoane noch.
Heimschwäche Die schwache Auswärtsbilanz ist saisonübergreifend durchgehend ein Thema. Nach dem 1:2 gegen Dortmund ist aber selbst Gladbachs Heimbilanz kurz vor dem Saisonende negativ. Fünf Siegen stehen vier Unentschieden und sechs Niederlagen gegenüber. 26 geschossene Tore in 15 Partien im Borussia-Park sind kein schlechter Wert, die 25 Gegentore belegen aber, dass Gladbach es selbst im eigenen Stadion zu selten schafft, die Null zu halten – nur gegen Wolfsburg (4:0) und Darmstadt (0:0) gelang dies. Und: Vor eigenem Publikum hat Gladbach in dieser Saison mit dem 3:1-Erfolg gegen den VfB Stuttgart nur einmal gegen ein Top-FünfTeam gepunktet.
Ein Blick in die Historie zeigt: Als Gladbach zuletzt eine negative Heimbilanz hatte, ging es 2010/11 in die Relegation – während die damals das Resultat einer legendären Aufholjagd war, wäre Platz 16 in dieser Saison die Folge eines fatalen Absturzes. Mehr als die bisherigen sechs Niederlagen im eigenen Stadion hat Gladbach neben der Relegationssaison zudem nur im ersten Abstiegsjahr 1998/99 und im ersten Jahr nach dem zweiten Aufstieg 2008/09 kassiert. Mit Blick auf die magere Auswärtsbilanz (zwei Siege, sechs Remis, sechs Niederlagen) ist Borussia in den letzten Heim-Duellen mit Union Berlin und Eintracht Frankfurt zum Siegen verdammt.