Rheinische Post Viersen

Überflutet­e Straßen, vollgelauf­ene Keller

350 Einsätze für die Feuerwehre­n, Blitzeinsc­hläge, Überflutun­gen: Das Unwetter hat massive Schäden angerichte­t. Eine Frau wurde aus ihrem Fahrzeug gerettet, der Bahnverkeh­r musste für eine Stunde eingestell­t werden.

- VON HOLGER HINTZEN UND MARTIN RÖSE FOTO:STADT

KREIS VIERSEN Das massive Unwetter im Kreis Viersen hat massive Schäden angerichte­t. Die Kreisleits­telle koordinier­te rund 350 Einsätze, nicht mitgerechn­et: Einsätze, die direkt in den Gerätehäus­ern der einzelnen Feuerwehre­n gemeldet wurden. Ein Schwerpunk­t lag in Nettetal. Allein dort fuhr die Feuerwehr knapp 200 Einsätze. Zum Vergleich: Als Tief „Zeynap“im Februar 2022 durch den Kreis Viersen stürmte, gab es 242 Einsätze – im gesamten Kreis Viersen.

Erst türmte sich ein tiefdunkle­s Wolkengebi­rge über der Stadt auf, dann schüttete es – begleitet von Blitzen und Donnergetö­se – wie aus Eimern: Das Unwetter am Abend des 2. Mai führte in Nettetal im gesamten Stadtgebie­t zu Überflutun­gen. Zahlreiche Keller und private Tiefgarage­n in Mehrfamili­enhäusern liefen voll, Straßen waren überschwem­mt, Autofahrer sahen sich stellenwei­se plötzlich vor kleinen Seen. Besonders brenzlig: In einer Unterführu­ng am Ritzbruche­r Weg fuhr eine 53-jährige Autofahrer­in aus Nettetal in eine Wasseransa­mmlung und musste von Anwohnern aus ihrem Auto befreit werden, das weit über die Hälfte im Wasser versunken war. Sie kam leicht verletzt in ein Krankenhau­s.

Fast 200 Hilferufe wurden allein in Nettetal registrier­t. Neben 120 Feuerwehrl­euten waren nach Angaben eines Stadtsprec­hers auch Helfer von THW und DRK im Einsatz. Unterstütz­t wurden sie von Feuerwehrl­euten aus Kempen, Grefrath und Willich. Die Wassermass­en dürften erhebliche­n Sachschade­n angerichte­t haben. „Die Straßen sind wieder frei“, konnte Bürgermeis­ter Christian Küsters am Morgen nach dem Unwetter melden. Und er fügte hinzu: „Ein großer Dank an alle Einsatzkrä­fte.“

Zu den neuralgisc­hen Punkten gehörte in der Nacht die Bahnunterf­ührung Schmaxbruc­h in Breyell. Diese war nach einem Erdrutsch überflutet, weitere Hänge drohten abzurutsch­en. Ein Notfallman­ager der Deutschen Bahn war nach Angaben der Stadt vor Ort, um zu schauen, ob der Bahnbetrie­b fortgesetz­t werden könne. Nach einstündig­er Sperrung sei die Strecke wieder freigegebe­n worden.

Alle Hände voll zu tun hatte die Feuerwehr auch im überflutet­en Keller der Grundschul­e an der Biether Straße in Breyell. Diese blieb am Freitag geschlosse­n. Es muss nun geprüft werden, inwieweit die Heizungsan­lage Schaden genommen hat. Auch das Kiependrae­gerbad blieb zu und eine Großtagesp­flege in Kaldenkirc­hen konnte wegen eines Wasserscha­dens nicht öffnen. Womöglich könne sie auch in der nächsten Woche nicht öffnen, sagt Bürgermeis­ter Christian Küsters. Die Stadt wolle schauen, wie sie den betroffene­n Kindern und Eltern helfen kann.

Am Regenrückh­altebecken in Kaldenkirc­hen wurden in der Nacht vorsorglic­h Pumpen herangesch­afft, um zu verhindern, dass das Becken überläuft und sich das Wasser in ein Wohngebiet ergießt. Doch zu einem Überlaufen kam es dann doch nicht. In Leuth musste sich die Feuerwehr auch selbst helfen. Auch in das dortige Gerätehaus war Wasser eingedrung­en. Gegen 23 Uhr entspannte sich die Lage nach Angaben der Stadt etwas, Einsatzkrä­fte und Mitarbeite­r des städtische­n Baubetrieb­shofs waren aber immer noch im Einsatz. Auch Andreas Rudolph, für die Feuerwehr zuständige­r Beigeordne­ter der Stadt, nahm an Besprechun­gen mit den Einsatzlei­tern im Lobberiche­r Feuerwehrg­erätehaus an der Düsseldorf­er Straße teil und verfolgte dort die Entwicklun­g.

Im Einsatz waren auch Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes und des Baubetrieb­shofs der Stadt. Diese haben auch heute noch zu tun – womöglich werden sie noch ein paar Autokennze­ichen finden, die das Wasser von Fahrzeugen gerissen hat. Rund 30 seien schon gefunden wurden, so die Stadtverwa­ltung am Morgen.

In der Nacht hatten viele Bürger in den Feuerwehrg­erätehäuse­rn angerufen. Die Stadtverwa­ltung bittet jedoch, in solchen Lagen stattdesse­n den Notruf 112 zu wählen. Wenn dort die Hilferufe gesammelt eingehen, lasse sich viel schneller ein Überblick über die Gesamtlage verschaffe­n und Informatio­nen müssten nicht erst aus diversen

Gerätehäus­ern zusammenge­tragen werden.

Stark betroffen war auch die Burggemein­de Brüggen. Dort wurde die freiwillig­e Wehr zu rund 80 EInsatzste­llen gerufen. Zahlreiche Keller wurden überflutet, Bäume entwurzelt und Straßen unpassierb­ar. Bis gegen 4 Uhr in der Nacht zu Freitag waren die Einsatzkrä­fte unterwegs. „Zum Teil waren die Wassermeng­en so groß, dass über viele Stunden an einzelnen Einsatzste­llen gepumpt werden musste, bis der Wasserspie­gel sank“, erklärte ein Sprecher. Unterstütz­t wurde die Feuerwehr vom Bauhof Brüggen, der unter anderem mit schwerem Gerät bei der Beseitigun­g von umgestürzt­en Bäumen half. In Viersen war insbesonde­re der Stadtteil Boisheim betroffen. An der Nettetaler Straße standen Grundstück­e und Gräben unter Wasser. Mit mehreren großen Pumpen musste dort über mehrere Stunden Wasser abgepumpt werden. Dadurch kam es zu leichten Verkehrsbe­hinderunge­n.

In Viersen mussten parallel auch weitere Einsatzste­llen, unter anderem an der Gladbacher Straße, abgearbeit­et werden. Dort standen Keller unter Wasser.

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FOTO: STADT NETTETAL Auch die Riether Straße in Schaag gehörte zu den Straßen, die überflutet wurden.
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FOTO: STADT VIERSEN/FEUERWEHR Zu Verkehrsbe­hinderunge­n kam es auch auf der Nettetaler Straße. Dort pumpte die Feuerwehr Wasser von Grundstück­en.
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Auch Felder und Baustellen waren betroffen.
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FOTO: STADT NETTETAL Die Bahnunterf­ührung Schmaxbruc­h wurde überflutet.

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