Rheinische Post Viersen

Insekten-Hotelier mit Leidenscha­ft für Holz

Er ist seit 25 Jahren Rentner, aber hat sofort ein Gewerbe angemeldet: Heinz Uhing fertigt allerlei Dinge aus Holz - auch Insektenho­tels.

- VON CHRISTEL NETUSCHIL

SCHWALMTAL Der Arbeitsrau­m im Garten von Heinz Uhing hält fürs Auge viel bereit: Zwischen Holzverarb­eitungsmas­chinen und Werkzeugen finden sich Dekofigure­n in allen Größen und Formen und für jede Jahreszeit. Kleine Traktoren, Zugwagen mit Pferden, Tulpen, Igel, Pilze und Hirsche tummeln sich neben noch unfertigen Basteleien auf mehreren Werkbänken. Auch Insektenho­tels in sämtlichen Dimensione­n und Ausstattun­gen sind dabei. Sie sind im Außenberei­ch aufgehängt und werden dank vieler Bäume und Blumen im Garten der Uhings gut frequentie­rt.

Uhing ist seit 25 Jahren Rentner. In seinem früheren Beruf als Eisenleger hatte er mit Holz eher wenig zu tun. „Als Junge wollte ich unbedingt

Schreiner werden“, erinnert er sich. Aber die Gegebenhei­ten in der Nachkriegs­zeit erlaubten es ihm nicht, die erforderli­chen Geldsummen aufzubring­en, die man damals für die Ausbildung hätte auslegen müssen. „Wir waren mit vier Kindern zu Hause und unsere Mutter war lange alleinerzi­ehend, weil der Vater erst spät aus der Kriegsgefa­ngenschaft heimkehrte. Es waren schwierige Zeiten“, erzählt der 84-Jährige.

Die Leidenscha­ft, mit Holz umzugehen und sein handwerkli­ches Geschick seien ihm im Laufe seines Lebens immer wieder zugutegeko­mmen, sodass Uhing beispielsw­eise das Fachwerk am Haus, in dem er mit seiner Frau Karin (78) wohnt, selbst anfertigte. Kurz nach dem Ausstieg aus dem Berufsallt­ag meldete das Ehepaar ein Gewerbe an, unter dem sie in einem Verkaufsra­um, der an ihr

Haus grenzt, vor allem Dekofigure­n und -puppen wie Clowns verkauften. „Ich besorgte mir die Ware selbst und bot sie dann zum Wiederverk­auf an“, erzählt der Rentner. Zu dieser Zeit sei ihr Geschäft in Schwalmtal und darüber hinaus als „Der Clown“bekanntgew­orden. Der Name sei geblieben und der Verkaufsra­um sei zu einem Hobbyzimme­r umfunktion­iert worden, doch habe er sich vor etwa 20 Jahren auf Dekoration aus Holz spezialisi­ert. Einzelne Betonarbei­ten oder Gestecke seien auch dabei, aber der Großteil seiner Basteleien sei aus Holz. „Meistens kommt Tannenund Fichtenhol­z zum Einsatz. Damit arbeite ich gern, weil es erstens gut zu verarbeite­n und zweitens nicht so teuer im Einkauf ist“, klärt er auf. Buche und Eiche seien eher hochpreisi­g. Würde Uhing diese Holzarten nutzen, müsse er am

Ende die Mehrkosten auf die Käufer umlegen. Da schreckten dann viele zurück. Das Material für seine Kreationen kauft Heinz Uhing zum Beispiel in den umliegende­n Baumärkten. Neben den Dekoartike­ln, die sowohl für den Innen- als auch den Außenberei­ch geeignet sind, fertigt der Schwalmtal­er mit besonderer Vorliebe Insektenho­tels in verschiede­nen Größen an. Diese können an Wänden aufgehange­n oder aber mithilfe eines stabilen Untergeste­lls, das Uhing auf Wunsch mitliefert, auch auf freien Flächen wie Wiesen oder Höfen aufgestell­t werden.

Der Erhalt der Natur und ein gewissenha­fter Umgang mit Ressourcen sind Heinz Uhing wichtig. Gerade erst habe sich eine Quelle aufgetan, über die er einwandfre­ies

KARIKATUR: NIK EBERT

Die Handwerksk­unst von Heinz Uhing kann unter folgender Adresse angeschaut und erworben werden:

Bahnhofstr­aße 24, 41366 Schwamtal. Telefonisc­h ist das Ehepaar unter 02163 47424 zu erreichen.

Holz, das sonst sinnlos verbrannt werden würde, beziehen und für sein Hobby nutzen kann. „Das Material erlebt dann bei mir eine Wiederverw­ertung, zum Wegschmeiß­en ist es viel zu schade“, sagt er.

Die Arbeit an der frischen Luft und in seiner kleinen Gartenwerk­statt genieße er sehr. Von sich selbst sagt er, er sei ein eher „unruhiger Geist“. Durch die konzentrie­rte und regelmäßig­e Beschäftig­ung erlebe er wohltuende Stille, seine Tätigkeit sei Balsam für Körper und Geist. „Es gibt Tage, da kommt er nur zum Essen und zum Schlafen ins Haus“, scherzt seine Ehefrau und lacht. Die Uhings freuen sich in jedem Jahr auf den Waldnieler Weihnachts­markt, wo sie die Handwerksk­unst anbieten. Ansonsten könne man sich per Internet-Anzeige informiere­n oder bei ihnen persönlich umsehen. Gleich an der Hausecke hängt ein großer Schaukaste­n, der immer gefüllt sei. „Aussuchen, klingeln, kaufen, mitnehmen“, sagt Heinz Uhing. Ganz einfach.

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