Rheinische Post Viersen

Das perfekte Kleid für den Abiball

Es ist die wohl wichtigste Entscheidu­ng für Abiturient­en: Was ziehe ich zum Abiball an? Wir haben eine Schülerin auf der Suche nach dem richtigen Kleid begleitet.

- VON SINA HEIDEN

Amy Schorin betrachtet die roten Kleider an der Stange, ihre Finger gleiten über die verschiede­nen Stoffe. Dann greift sie zum Bügel, zieht ein Kleid heraus und zeigte es ihren Eltern und ihrem Freund. „Und, was sagt ihr?“, fragt die 18-jährige Schülerin des Albertus-MagnusGymn­asiums in Dülken. Mutter Julia sagt: „Die Farbe kann ich mir gut an dir vorstellen.“Vater Bernd und Freund Luca nicken zustimmend. Routiniert. Es ist nicht das erste Kleid, das sie beurteilen sollen.

Mit dem Erhalt des Abiturzeug­nisses beginnt für viele junge Menschen ein neuer Lebensabsc­hnitt. Ein passendes Outfit darf für diesen Anlass somit nicht zu kurz kommen. Die 18-jährige Amy hat sich ein Düsseldorf­er Modegeschä­ft ausgesucht, um ihr Kleid für den Abiball zu finden. „Bei Instagram hatte ich eine Anzeige von Zeilo an der Karlstraße gesehen“, berichtet Mutter Julia.

Amy Schorin ist ohne konkrete Vorstellun­g in den Laden gegangen. „Ich tendiere allerdings zu dunkleren Farben“, sagt sie. Und was liegt gerade im Trend? Aktuell angesagt sei das Motto „eng, elegant und Glitzer“, berichtet Verkäuferi­n Violeta Avdiu. Seit acht Jahren ist sie in der Branche tätig, hat Trends kommen und gehen sehen. „Vor ein paar Jahren war schwarz überhaupt nicht gefragt, mittlerwei­le ist diese Farbe sehr beliebt“, sagt sie.

Ein schwarzes Kleid hatte auch Amy ganz zu Beginn anprobiert. „Darin fühle ich mich richtig wohl“, sagte sie – und ihre Begleitung war ebenfalls begeistert. „Es erweckt einen erwachsene­n Eindruck und genau das passt ja zum Anlass, da die Jugendlich­en in die Erwachsene­nwelt losgelasse­n werden“, befand die Mutter. Das schwarze Kleid, das eng anliegend ist, passe ganz zum Motto „Zwölf Jahre Walk of Fame“ergänzt die 40-Jährige.

Amy ist ein bisschen spät dran mit der Suche nach dem Ballkleid. Die Hochsaison sei im Januar, erklärt Avdiu. „Einige der Mädchen kommen sogar schon im November.“Dass dies nicht untypisch ist, kann Mitarbeite­rin Vera Lenzen von Ring 24 Fashion in Viersen bestätigen: „Die meisten kommen im Februar und März zu uns, andere wiederum schon im Dezember.“Ihr sei aufgefalle­n, dass die jungen Frauen auf feminine, figurnahe, rückenfrei­e und schlichte Kleidungss­tücke mit viel Dekolleté achten. Aktuell seien die Farben hellblau und rot angesagt. Zwischen 150 und 300 Euro sei die Preisspann­e, der Durchschni­tt liege bei 200 Euro.

300 bis 350 Euro kann Amy Schorin ausgeben. Wobei die Grenzen fließend sind. „Hauptsache ist, dass

meine Tochter ihr Kleid findet“, sagt Vater Bernd. Eine Reihe an Kleidern sind bereits begutachte­t worden: grüne, schwarze, blaue, auch das rote.

Bei der Anprobe ist der 18-Jährigen klar geworden, dass sie engere Kleider bevorzugt. Ihre Begleitung gibt zwar Tipps, doch das Wichtigste sei für sie, dass Amy sich wohlfühle. „Wir lassen sie einfach machen“,

sagt Julia Schorin. Das sechste Kleid ist ein Tüllkleid, das unten weit geschnitte­n ist. Die Abiturient­in ist zwiegespal­ten. Sie zieht es aus, dann nochmal an. Dann steht für sie fest: „Das bin ich einfach nicht.“

Weiter geht’s mit Kleidern ohne Glitzer. Amy Schorin ist zwar begeistert, aber nicht völlig. Erkenntnis: „Mit Glitzer ist es einfach besser.“Das kann auch Angelika Saage, Inhaberin

der „Hochzeitsf­ee“in Nettetal bestätigen. „Aktuell beliebt ist Stoff, der ganz durchzogen von Glitzer ist“, erläutert sie. Für 149 bis 200 Euro kaufen die Schüler dort ein. „Die 200-Grenze wird fast nie überschrit­ten.“, schildert sie. Saage hat ein besonderes Konzept für ihr Geschäft entwickelt, so notiere sie sich für jede Schule die gekauften Kleider, sodass nichts doppelt verkauft werden könne.

Nach knapp einer Stunde und 15 Minuten fällt Amy Schorin die finale Entscheidu­ng über ihr Ballkleid. „Das ist es, es ist perfekt!“, jubelt die Schülerin. 14 Kleider hat sie insgesamt anprobiert. Und das perfekte Kleid ist das, das sie als allererste­s anprobiert­e. „Das war genau das Kleid, was ich am Eingang gesehen habe.“Vorteil: Das kann sie nicht nur beim Abiball tragen, es eignet sich generell für festliche Veranstalt­ungen.

Dass bei dem Kauf auf genau diesen Punkt geachtet wird, unterstrei­cht Miriam Schmitt von „Fritz Schmitz Damenmoden“in Viersen. Ihr sei aufgefalle­n, dass in diesem Jahr leichte Stoffe in festlichem Look beliebt sind. Die meisten Schülerinn­en kämen im März zu ihr, ab 100 Euro mit offener Grenze sei beim Kauf alles dabei.

Aber auch für die Herren gibt es ausreichen­de Angebote, eines davon ist das Modehaus Schouren an der Kehrstraße 52 in Nettetal. Inhaberin Astrid Stelzer erklärt: „Die jungen Männer legen Wert darauf, sich schick zu machen.“Von Eleganz bis hin zur Lässigkeit sei alles dabei, die Preisspann­e liege zwischen 300 und 400 Euro.

Amy Schorin strahlt. Zu dem dunklen Kleid will sie beim Abiball roten Lippenstif­t tragen. Fehlen noch Schuhe. Für die ist ihr vor allem eins wichtig: der Absatz. Da sie Tänzerin ist und unter anderem einen High-Heels-Kursus belegt, ist sie an eine solche Art von Schuhen gewöhnt. „Ich fühle mich in hohen Schuhen sogar wohler als in flachen“, sagt sie.

Und was wird ihr Freund beim Abiball tragen? Luca Bonsels hat sich noch nicht für einen Anzug entschiede­n. „Ich möchte mich da an Amy anpassen“, sagt er. Auch Amys Eltern haben noch keine Entscheidu­ng über ihre Abendgarde­robe getroffen. Mutter Julia sagt: „Die Schüler sollen im Mittelpunk­t stehen.“

Mit einem Preis von 299 Euro liegt das Kleid sogar unter den Vorstellun­gen.

 ?? FOTOS: SINA HEIDEN ?? Nach 14 Anproben steht für Amy Schorin fest: „Das ist mein Kleid!“ nd
FOTOS: SINA HEIDEN Nach 14 Anproben steht für Amy Schorin fest: „Das ist mein Kleid!“ nd
 ?? ?? Amy Schorins Finger gleiten über den Stoff eines roten Kleides. „Rot könnte ich mir vorstellen.“
Amy Schorins Finger gleiten über den Stoff eines roten Kleides. „Rot könnte ich mir vorstellen.“
 ?? ?? „Damit fühle ich mich so walle-walle, das bin nicht ich.“Amy Schorin im Tüllkleid.
„Damit fühle ich mich so walle-walle, das bin nicht ich.“Amy Schorin im Tüllkleid.

Newspapers in German

Newspapers from Germany