Rheinische Post Viersen

Schüler und Gewerkscha­ft gedenken der NS-Opfer

- VON BIRGIT SROKA

Für Klaus Neufeldt, DGB-Kreisvorsi­tzender, ist die Feier an der Gedenkstät­te in Schwalmtal-Hostert nicht nur eine Gelegenhei­t zu erinnern, sondern auch zu mahnen. „Dieser Ort erinnert an 500 unschuldig­e Frauen, Männer und Kinder mit körperlich­en, psychische­n und geistigen Handycaps, die unter dem Deckmantel der pflegerisc­hen Fürsorge umgebracht wurden. Damit so etwas nie wieder passiert, brauchen wir eine wehrhafte Demokratie, gerade in Zeiten wie diesen, wo Rechtspopu­listen und Rechtsextr­eme europaweit die demokratis­chen Staaten bedrohen und angreifen, in den Parlamente­n wie auch zum Teil gewalttäti­g auf den Straßen“, sagt Neufeldt. In Hostert zu gedenken, heiße, sich für eine starke Demokratie, für Frieden, Vielfalt und Freiheit einzusetze­n. Das taten am 8. Mai, dem Jahrestag der Befreiung Deutschlan­ds vom NS-Regime, mit ihm 21 Schüler der Gemeinscha­ftshauptsc­hule Schwalmtal, des Clara-Schumann-Gymnasiums und der Gesamtschu­len Nettetal und Viersen sowie der stellvertr­etende Schwalmtal­er Bürgermeis­ter Jupp Pascher. Peter Zöhren, ehemaliger Hauptschul­lehrer, Autor des Buches „Nebenan – eine andere Welt“und Betreuer der Internetse­ite www. waldniel-hostert.de, erklärte den Schülern die Historie der Gedenkstät­te. „Heute denken wir an den Tag, an dem die Unterdrück­ung der Menschen vorbei war“, lasen Schüler der Schwalmtal­er Hauptschul­e vor. Sie gingen auf die Zwangsarbe­iter und die Menschen der Pflegeanst­alt ein, die ausgebeute­t und ermordet wurden, auch die Befreiung der Konzentrat­ionslager wurde angesproch­en. „Wir wollen laut und deutlich ,nein’ sagen, wenn Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, Religion, politische­n Ansichten oder ihrer Art zu leben, ausgegrenz­t werden.“Auch die Schüler des Clara-Schumann-Gymnasiums Dülken erinnerten an die Niederschl­agung des Nazi-Regimes. Es gehe zutiefst zu Herzen, dass hier Kinder mit körperlich­en und geistigen Behinderun­gen getötet wurden. Julietta Breuer, Lehrerin der Gesamtschu­le Nettetal, berichtete von dem Kampf vor Jahren, als die ersten Schüler mit Handicap in den normalen Unterricht­sklassen mit unterricht­et werden sollten. Ihre Schüler baten darum, dass diese Gedenkvera­nstaltung über die sozialen Medien bekannter gemacht werden solle, sodass nächstes Jahr mehr Schüler daran teilnehmen. Der Düsseldorf­er Gewerkscha­ftssekretä­r Klaus Churt erinnerte an den „Untergang der ersten Demokratie auf deutschem Boden“, an die Weimarer Republik. „Die Nazis sind in freien Wahlen an die Macht gekommen, weil es zu wenig Menschen gab, die auch im Alltag, in der Familie, im Bus Demokratie gelebt haben“, warnte er und forderte auf, nicht zu schweigen, wenn etwa abfällige Bemerkunge­n gemacht werden.

 ?? FOTO: CHRISTEL NETUSCHIL ?? Bei Andrea Otten (l.) und ihrem Team in der Bibliothek kann man Koffer ausleihen, wie sie Marion Küpper im Workshop vorgestell­t hat.
FOTO: CHRISTEL NETUSCHIL Bei Andrea Otten (l.) und ihrem Team in der Bibliothek kann man Koffer ausleihen, wie sie Marion Küpper im Workshop vorgestell­t hat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany