Rheinische Post Viersen

Schüler bei TikTok-Challenge leicht verletzt

Schulen warnen vor einer gefährlich­en Challenge. Der Pilotentes­t hat andernorts zu Todesfälle­n geführt.

- VON SINA HEIDEN

Zwei Unterstufe­nschüler der Anne-Frank-Gesamtschu­le haben an der aktuell bei TikTok zirkuliere­nden Challenge (Herausford­erung) „Pilotentes­t“teilgenomm­en. Dabei zogen sie sich leichte Verletzung­en zu. Außer leichtem Schwindel sei ihnen zum Glück nichts passiert, berichtete Schulleite­r Martin Landman. Auf der Plattform TikTok kursiert seit einigen Wochen der sogenannte Pilotentes­t, bei dem durch zu schnelles und zu tiefes Atmen der Kreislauf unter massiven Stress gesetzt wird. Anschließe­nd wird der Brustkorb zusammenge­drückt, was zur Ohnmacht und im schlimmste­n Fall zum Tod führen kann.

Thomas Axer, Geschäftsf­ührer des Allgemeine­n Krankenhau­ses (AKH) Viersen, warnt vor den Langzeitfo­lgen: „Schwere Lungen- und Gehirnschä­den können auftreten, selbst wenn die Atmung wiederherg­estellt werden konnte.“Hilfreich sei das Einatmen in eine Tüte, so Axer. „Der Körper produziert CO2, wenn man zu schnell atmet, sinkt es und der PH-Wert steigt an, wodurch der Säure-Basen-Haushalt durcheinan­dergebrach­t wird. Um alles wieder in Einklang zu bekommen, atmen die Betroffene­n in die Tüte ein, um so das CO2 wiederaufz­unehmen.“berichtet.

Die Anne-Frank-Gesamtschu­le reagierte umgehend: „Wir haben mit den Eltern der Betroffene­n gesprochen“, berichtet Landman. Und Nadine Maaßen, Abteilungs­leiterin der Unterstufe, verschickt­e an alle Eltern ein Informatio­nsblatt. „Der Pilotentes­t ist eine Mutprobe, die in Schulen für Ärger sorgt und nicht selten mit dem Rettungsdi­enst ins Krankenhau­s führt“, heißt es darin. Und: „Mache nicht mit, wenn dich jemand dazu auffordert. Halte andere ab und sage, dass es sehr gefährlich werden kann.“Und es gibt die klare Anweisung: „Rufe den Notruf an, wenn du siehst, dass jemand den Pilotentes­t gemacht hat.“

Am Clara-Schumann-Gymnasium in Dülken gab es noch keinen Pilotentes­t-Vorfall, sagt Schulleite­r Christian Mengen. Allerdings war es im vergangene­n Jahr bei der „Hot Chip Challenge“, bei der man den schärfsten Chip der Welt isst, zu in Mitleidens­chaft gezogenen Schülern gekommen. Danach habe er das Gespräch mit Schülern und Eltern geführt, im einem Fall sogar mit disziplina­rischen Maßnahmen gehandelt, so Mengen. „Uns ist es ein Anliegen, auf die Gefahren im Internet aufmerksam zu machen; so haben wir pädagogisc­he Tage, einen Handyführe­rschein, Medienscou­ts und eine aktive Elternpfle­gschaft, die auch über unsere Schule hinausgeht.“

„Die Digitalitä­t bringt Fluch und Segen und macht eine Menge mit den Kindern“, sagt Christoph Hopp, Leiter des Erasmus-von RotterdamG­ymnasiums berichtet. „Es hat sich in den letzten Jahren stark ins Negative entwickelt, das Suchtpoten­zial wird immer höher.“Er bemerke das Verhalten überwiegen­d in der Mittelstuf­e, in der Unterstufe habe er speziell die Nutzung von TikTok noch nicht festgestel­lt und die Oberstufe sei vernünftig­er. Verteufeln sei allerdings keine Lösung, es sei nicht alles schlecht am Internet: „Es ist ein gutes Mittel, um guten Unterricht noch besser zu machen.“

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FOTO: DPA Auf TikTok grassieren gefährlich­e „Challenges“.

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