Rheinische Post Viersen

Alles wird anders bei „Bridgerton“

An diesem Donnerstag startet die dritte Staffel der Serie. Es werden Freundscha­ften geknüpft, mit denen niemand gerechnet hätte.

- VON PHILIPP HOLSTEIN

Zwei Jahre liegt die letzte Episode von „Bridgerton“bereits zurück, und wer nun mit Staffel drei wieder einsteigt, fragt sich jetzt erstmal: Habe ich einen neuen Bildschirm? Die Farben der US-amerikanis­chen Produktion sind so gesättigt, als liege der Instagram-Filter „Mayfair“darüber; die Bilder sind so tiefenscha­rf, dass man jedes Blütenblat­t der ausladende­n Blumenarra­ngements einzeln begrüßen kann. Und auch sonst wirkt die neue Lieferung der Serie wie ein Update. Man kann es nicht anders sagen: In „Bridgerton“weht der Wind of Change.

Für diejenigen, die nicht mehr im Film sind, folgt hier kurz der Kontext: „Bridgerton“ist die knallbunt-eskapistis­che Erfolgsser­ie von Netflix. Sie basiert auf der Romanreihe der Autorin Julia Quinn, die ihre Kostüm-Romanzen reichlich mit Essenzen und Aromen aus den Klassikern von Jane Austen, Emily Brontë und George Eliot würzt. Im Mittelpunk­t steht die titelgeben­de Familie, deren acht Kinder während der Regency-Ära unter die Haube gebracht werden sollen. Für Mutter Violet Bridgerton ist das als Witwe ein Fulltime-Job: Sie muss die oft unwilligen Töchter abends zu Bällen schleifen und tagsüber das Defilee der brünftig aufwartend­en Gentlemen organisier­en.

Der Clou der Serie besteht darin, dass das gesellscha­ftliche Treiben von einer Lady Whistledow­n beobachtet, mit spitzer Feder aufgeschri­eben und gezerrspie­gelt wird. Lange ahnte niemand, wer diese Frau ist, die in regelmäßig ausgeliefe­rten Faltblätte­rn Interna verbreitet, stets anhebend mit: „Hochverehr­te Leserschaf­t“. In der letzten Staffel kam schließlic­h heraus, dass sich Penelope Feathering­ton hinter dem Pseudonym verbirgt, allerdings weiß davon bisher im Grunde nur ihre beste Freundin Eloise Bridgerton.

Bevor die neue Staffel mit zunächst vier Teilen ab diesem Donnerstag zu sehen ist und dann mit weiteren vier Episoden ab 13. Juni, zeigte Netflix die erste Folge handverles­enen Menschen in der Kölner Flora. Der Wintergart­enpalast aus dem 19. Jahrhunder­t war der perfekte Ort für die Premiere. Vor allem Influencer wurden dazugebete­n. „Dress like Bridgerton“stand auf der Einladung, und so bissen viele tatsächlic­h im Abendkleid in geflämmten Lachs und Salatherze­n am Spieß. Herrlicher Satz bei der Erst-Begegnung zweier Mitglieder des Social-Media-Adels beim Flying Dinner: „Oh mein Gott, ich hab’ dich noch nie live gesehen!“

Die Moderatori­n fragte zuerst, ob man den tollen Ort auch schon richtig „exploren“konnte und dann, wer

die Serie denn „gebingewat­ched“die den ersten Ball der Saison ausrichtet. habe, und der Saal antwortete Die Turteltaub­en Anthony zweimal: „Wooo!“Nachdem darauf und Kate Bridgerton, die so verliebt hingewiese­n wurde, dass Schwarzlic­htkameras sind, dass sie sich vornehmen,

nd kontrollie­rten, ob hauptberuf­lich einen Erben zu zeugen. jemand heimlich mit dem Handy Und natürlich die Königin, die filme, begann die erste Folge. Und die liefert heiße News: Penelope und

Eloise sind zerstritte­n. Eloise ist nun ganz dicke mit – ausgerechn­et! – der schnippisc­hen Cressida Cowper.

Und Colin Bridgerton kehrt von seiner Gentleman-Tournee durch

Europa zurück, macht erst ganz schön auf dicke Hose und ist dann doch wieder ziemlich lieb.

Das ist ja das Irre an den Produktion­en von Shonda Rhimes („Grey’s

Anatomy“): Wer sie anfängt, hört nicht mehr auf. Man ist direkt drin in dieser Ballsaison, und sie sind alle wieder da: die coole Lady Danbury, vielleicht beste Nebenfigur. Sie vermag kein „Juwel der Saison“unter den Debütantin­nen auszuwähle­n, sie findet alle langweilig. „Soll ich Ihnen eine Erfrischun­g bringen, Eure Majestät?“, fragt der Kammerdien­er die vom Mittelmaß gequälte Regentin. Ihre Antwort: „Lieber einen Sarg.“

Was in der Serie noch passiert: Francesca Bridgerton wird in die Gesellscha­ft eingeführt, das ist die immerzu klavierspi­elende Tochter. Dieser Handlungss­trang lässt sich etwas allmählich an. Lustiger ist – wieder mal – die Feathering­ton-Mutter Portia. Die kann ihren Besitz wegen kruder Vertragsla­ge nur halten, wenn eine ihrer Töchter einen Sohn zur Welt bringt. Also feuert sie die beiden recht pragmatisc­h an: „Ihr seid doch verheirate­t.

Muss man einem Bäcker zeigen, wie man backt?“

Die Folge ist liebevoll gemacht, die Ausstattun­gsdetails sind wieder mal überwältig­end, und für die Übergänge zwischen den Szenen gibt es oft nette Ideen wie jene, einem Hund über die Treppe zu folgen, an deren Absatz sich der nächste Dialog ereignet. Das Verblüffen­dste ist aber, wie Penelope Feathering­ton das Tempo anzieht. Sie verändert ihren Stil, sie möchte nicht auch in der dritten Ballsaison ohne Partner dastehen, und plötzlich ist da ein Lord, und er scheint etwas zu wissen, das noch kaum jemand weiß. Als er der baff staunenden Penelope seine Andeutunge­n macht, ist da dieses Blitzen in seinen Augen.

Will man wissen, wie es weitergeht? Wooo!

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FOTO: NETFLIX Die dritte Staffel „Bridgerton“ist draußen und auf Netflix zu sehen.

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