Rheinische Post Viersen

Auf der Brennerrou­te ins Herz Südtirols

Mit einem Fuß im Geschichts­buch, mit dem anderen im kunsthisto­rischen Bildband – die 1000 Jahre alte Bischofsst­adt Brixen präsentier­t sich im Herzen Südtirols sowohl ursprüngli­ch als auch kulturträc­htig. Ein perfekter Ausgangspu­nkt, um von hier aus die Do

- VON ELFI VOMBERG Die Redaktion wurde vom Adler Historic Guesthouse zu der Reise eingeladen.

Zwischen den Laubengäng­en stellt das innere Auge automatisc­h auf schwarz-weiß-Filter um. Beim Anblick der historisch­en Erker, der windschief­en Dachzinnen und der Hausmalere­ien kann man sich gut vorstellen, wie hier vor hunderten von Jahren die Händler flaniert sein müssen. Bereits um 1200 startete ein reger Handelsver­kehr auf der Brennerrou­te Richtung Rom – mit vollgelade­nen Kutschen mit Zinn, Silber, Blei und Kupfer mühten sich Geschäftsl­eute über den Pass, bis die anmutigen Kirchtürme Brixens am Horizont erschienen. Beim Anblick des weißen Turms und der Doppeltürm­e des ehrwürdige­n Doms dürfte sich bei den Reisenden Erleichter­ung eingestell­t haben, denn Brixen gehörte einst zu den mächtigste­n Städten in ganz Tirol, die „Geldkasset­te des Kaisers“. Auch dank der Fürstbisch­öfe, die Herren über das fruchtbare Land waren, war das Leben hier reichlich üppig.

Flaniert man heute durch die älteste Stadt Tirols, ersetzt der

Spaziergan­g durch die historisch­e Altstadt gleichsam das Blättern durch einen kunsthisto­rischen Bildband: Gotisches Rathaus, Renaissanc­ehof der Burg, barocker Dom und romanische Pfarrkirch­e. Dazu pittoreske Häuserfass­aden aus dem 16. Jahrhunder­t und die hübschen Laubengäng­e, die tief ins Herz der alten Kaufmannsh­äuser blicken lassen. Brixen präsentier­t sich als perfekter Ausgangspu­nkt, um von hier aus die Dolomiten zu erkunden – im Winter auf Skiern auf dem

Hausberg „Plose“, im Sommer beim Wandern in den Bergen oder im Herbst auf kulinarisc­her „Törggelen“-Tour durch die Höfe und Schänke entlang der Almwege. Das 1000-jährige Bischofsst­ädtchen mitten im Eisacktal zeigt sich dabei mit einer Mischung aus Kulinarik, italienisc­hem Lebensstil, einer hübschen Bergkuliss­e im Hintergrun­d und natürlich ganz viel Historie.

Im Herzen der Domstadt schreibt auch das heutige „Adler Historic Guesthouse“einige

Kapitel Stadtgesch­ichte mit. Das Haus mit der Nummer 1 im Katasterve­rzeichnis der Stadt erzählt dabei nicht nur Handelsges­chichte, sondern gleich auch Post- und Tourismusg­eschichte. Gerade erst haben Silvana Messner und Christoph Mayr das Haus liebevoll restaurier­en lassen. Eigentlich nd sind die beiden Hoteliers, doch durch den Umbau des 500-jährigen Hauses sind sie gleich auch zu Hobby-Historiker­n geworden. „Zumindest im Nebenjob bin ich gerade auch Archivarin. Wir haben noch ein riesiges Lager, wo die alten Schätze des Hauses lagern – das Haus war vor dem Umbau extrem voll gestellt mit alten Möbeln und Bildern. Jetzt sind wir dabei, die Stücke zu kuratieren“, erklärt die 30-Jährige und ergänzt: „Aber eigentlich soll das Gemäuer selbst die Geschichte­n erzählen – da braucht es gar nicht viel mehr.“Während die typische Tiroler Architektu­r von außen ihre Zinnenbekr­önung und Erker zur Schau stellt, wandelt man im Inneren vorbei an mittelalte­rlichen Lichtschäc­hten durch gotisches Kreuzgewöl­be und massive Steinbögen. Als stumme Zeugen der Vergangenh­eit haben sie schon unter anderem Gäste wie Kaiser Max I., Michel de Montaigne und Eleonore von Mantua persönlich kennengele­rnt.

Das Gebäude lag einst als erstes Gasthaus von Brixen direkt an der Postroute – kein Wunder, dass man also an den schmiedeei­sernen Haken an der Rezeption immer noch sein Pferd anbinden könnte – zumindest theoretisc­h. Zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts wurde in einer Zeitungsan­nonce noch damit geworben, dass

auch eine Postamtsfi­liale im Hause sei.

Außerdem natürlich „gute Tiroler Weine. Frisches Bier“. Nicht nur für Pilger und Handel die richtigen Argumente, sondern auch für den aufkommend­en Tourismus, denn auch mit Errichtung der Brennerbah­n bot kein geringerer als Thomas Cook höchstpers­önlich die ersten Touren nach Tirol an. „Später fiel die Stadt dann aber wieder in einen Dornrösche­nschlaf – jetzt ist sie aber so richtig ausgeschla­fen“, erklärt Silvana Messner.

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FOTO: BRIXEN TOURISMUS/HELMUT MOLING Der Lebensbrun­nen von Martin Rainer befindet sich seit seiner Neugestalt­ung auf dem Domplatz.
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FOTO: NIKOLAJ BIELOV Der weiße Turm ist eines der Wahrzeiche­n der Stadt.

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