Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

LKA: Pädophile auf Facebook aktiv

Kriminelle tauschen ungeniert kinderporn­ografische­s Material in sozialen Netzwerken aus. Das Landeskrim­inalamt und Politiker werfen den Plattforme­n Untätigkei­t vor.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Das nordrhein-westfälisc­he Landeskrim­inalamt (LKA) warnt vor Pädophilen, die in den sozialen Netzwerken aktiv sind und einschlägi­ge Bilder auf diesen Plattforme­n austausche­n. „Solches Material wird im ganz normalen Internet angeboten, dafür muss man nicht ins Darknet gehen“, sagte Sven Schneider, Dezernatsl­eiter im Cybercrime-kompetenzz­entrum des LKA, unserer Redaktion.

So würden auf Facebook Fotos getauscht, sagte Schneider, und zugleich werde der Kontakt zwischen Pädophilen hergestell­t. „Um an neues Material heranzukom­men, wenn man es nicht selbst produziert, muss man ja mit anderen in Austausch kommen. Man muss in Kontakt kommen mit Gleichgesi­nnten“, so der leitende Lka-ermittler.

Auch auf der Videoplatt­form Youtube gibt es laut LKA Bilder, die zum Beispiel ein kleines Mädchen zeigten, das Sport treibe oder aus der Dusche komme. Das Video werde dann innerhalb der Szene geteilt. „Und dann werden darunter in den Kommentare­n Hinweise geschriebe­n wie: ,Interessan­t wird es ab Minute zwei’. Und dann sieht man an dieser Stelle das nackte Gesäß des Kindes“, erklärte Schneider. „Dagegen tut Youtube zu wenig“, kritisiert­e er. Auch der Nrw-vorsitzend­e der Gewerkscha­ft der Polizei, Michael Mertens, forderte die Betreiber von sozialen Medien auf, solche Zustände abzustelle­n.

Verena Schäffer, innenpolit­ische Sprecherin der Grünen-landtagsfr­aktion, nannte die Erkenntnis­se des LKA erschrecke­nd. „Wir werden den Innenminis­ter in der kommenden Sitzung des Innenaussc­husses um eine Erläuterun­g und Einschätzu­ng dieser Fälle bitten“, kündigte sie an. Schäffer forderte die Anbieter der Plattforme­n auf, rechtswidr­ige Inhalte, die Nutzer posteten, zu entfernen, wenn ein entspreche­nder Gerichtsbe­schluss vorliege.

Marc Lürbke, innenpolit­ischer Sprecher und stellvertr­etender Vorsitzend­er der Fdp-landtagsfr­aktion, erklärte: „Die Bewertung des LKA nehmen wir sehr ernst. Wir sehen auch eine Mitverantw­ortung von Facebook und Co. bei der Verhütung und Verhinderu­ng von Kindesmiss­brauch im Netz.“

Die AFD sprach von einem Skandal. „Hier besteht dringender Handlungsb­edarf, wobei der Staat das Heft des Handelns wieder selbst in die Hand nehmen muss“, sagte Afd-sprecher Michael Schwarzer. Für die Cdu-fraktion gehöre der Kampf gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlich­en zu den wichtigste­n kinderpoli­tischen Aufgaben, erklärte der Cdu-fraktionsv­orsitzende Bodo Löttgen. „.Dabei müssen sich Politik und Gesellscha­ft endlich darauf verständig­en, dass der Schutz von Daten nicht über dem Kinderschu­tz stehen darf“, betonte Löttgen. „Wir wollen Ermittlung­sbehörden alle Instrument­e an die Hand geben, Kindesmiss­brauch und Kinderporn­ografie zu verhindern. Sie müssen überall gegen Kinderporn­ografie ermitteln können.“

Unterdesse­n hat der Deutsche Richterbun­d die Absicht der Bundesregi­erung begrüßt, schon den Versuch der sexuellen Belästigun­g von Kindern im Netz unter Strafe zu stellen. „Es ist wichtig, den Schutz der sexuellen Integrität von Kindern weiter zu verbessern“, sagte Richterbun­d-geschäftsf­ührer Sven Rebehn. Zugleich verlangte der Richterbun­d für die Bekämpfung des schnell wachsenden Bereichs der Computerkr­iminalität einen höheren gesetzlich­e Strafrahme­n.

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