Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
LKA: Pädophile auf Facebook aktiv
Kriminelle tauschen ungeniert kinderpornografisches Material in sozialen Netzwerken aus. Das Landeskriminalamt und Politiker werfen den Plattformen Untätigkeit vor.
DÜSSELDORF Das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt (LKA) warnt vor Pädophilen, die in den sozialen Netzwerken aktiv sind und einschlägige Bilder auf diesen Plattformen austauschen. „Solches Material wird im ganz normalen Internet angeboten, dafür muss man nicht ins Darknet gehen“, sagte Sven Schneider, Dezernatsleiter im Cybercrime-kompetenzzentrum des LKA, unserer Redaktion.
So würden auf Facebook Fotos getauscht, sagte Schneider, und zugleich werde der Kontakt zwischen Pädophilen hergestellt. „Um an neues Material heranzukommen, wenn man es nicht selbst produziert, muss man ja mit anderen in Austausch kommen. Man muss in Kontakt kommen mit Gleichgesinnten“, so der leitende Lka-ermittler.
Auch auf der Videoplattform Youtube gibt es laut LKA Bilder, die zum Beispiel ein kleines Mädchen zeigten, das Sport treibe oder aus der Dusche komme. Das Video werde dann innerhalb der Szene geteilt. „Und dann werden darunter in den Kommentaren Hinweise geschrieben wie: ,Interessant wird es ab Minute zwei’. Und dann sieht man an dieser Stelle das nackte Gesäß des Kindes“, erklärte Schneider. „Dagegen tut Youtube zu wenig“, kritisierte er. Auch der Nrw-vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Michael Mertens, forderte die Betreiber von sozialen Medien auf, solche Zustände abzustellen.
Verena Schäffer, innenpolitische Sprecherin der Grünen-landtagsfraktion, nannte die Erkenntnisse des LKA erschreckend. „Wir werden den Innenminister in der kommenden Sitzung des Innenausschusses um eine Erläuterung und Einschätzung dieser Fälle bitten“, kündigte sie an. Schäffer forderte die Anbieter der Plattformen auf, rechtswidrige Inhalte, die Nutzer posteten, zu entfernen, wenn ein entsprechender Gerichtsbeschluss vorliege.
Marc Lürbke, innenpolitischer Sprecher und stellvertretender Vorsitzender der Fdp-landtagsfraktion, erklärte: „Die Bewertung des LKA nehmen wir sehr ernst. Wir sehen auch eine Mitverantwortung von Facebook und Co. bei der Verhütung und Verhinderung von Kindesmissbrauch im Netz.“
Die AFD sprach von einem Skandal. „Hier besteht dringender Handlungsbedarf, wobei der Staat das Heft des Handelns wieder selbst in die Hand nehmen muss“, sagte Afd-sprecher Michael Schwarzer. Für die Cdu-fraktion gehöre der Kampf gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen zu den wichtigsten kinderpolitischen Aufgaben, erklärte der Cdu-fraktionsvorsitzende Bodo Löttgen. „.Dabei müssen sich Politik und Gesellschaft endlich darauf verständigen, dass der Schutz von Daten nicht über dem Kinderschutz stehen darf“, betonte Löttgen. „Wir wollen Ermittlungsbehörden alle Instrumente an die Hand geben, Kindesmissbrauch und Kinderpornografie zu verhindern. Sie müssen überall gegen Kinderpornografie ermitteln können.“
Unterdessen hat der Deutsche Richterbund die Absicht der Bundesregierung begrüßt, schon den Versuch der sexuellen Belästigung von Kindern im Netz unter Strafe zu stellen. „Es ist wichtig, den Schutz der sexuellen Integrität von Kindern weiter zu verbessern“, sagte Richterbund-geschäftsführer Sven Rebehn. Zugleich verlangte der Richterbund für die Bekämpfung des schnell wachsenden Bereichs der Computerkriminalität einen höheren gesetzliche Strafrahmen.