Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Männer schlagen auf Bademeiste­r ein

In einem Essener Freibad sind zwei Schwimmmei­ster von einer Gruppe von acht Männern attackiert und verletzt worden. Auch eine Zwölfjähri­ge wurde geschlagen. Die Stimmung in Bädern wird offenbar immer aggressive­r.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

ESSEN Das Schwimmbad Oststadt im Essener Stadtteil Steele ist bei den Badegästen beliebt. Die Bewertunge­n auf den einschlägi­gen Portalen im Internet sind fast durchweg positiv. Die meisten schätzen das nette Personal und die „aufmerksam­en und kompetente­n Bademeiste­r“, wie ein Nutzer schreibt. Zugleich warnt ein anderer Badegast an gleicher Stelle vor drei Monaten: „Das Freibad braucht deutlich mehr Security im Sommer.“

Die wird es der Stadt Essen zufolge nun auch geben – nachdem zwei Bademeiste­r angegriffe­n wurden. „Der Sicherheit­sdienst wird von bisher drei auf sechs Personen aufgestock­t“, sagte eine Stadtsprec­herin.

Der Polizei zufolge ereignete sich der Angriff am Montagaben­d gegen 18.30 Uhr, nachdem ein 22-jähriger Bademeiste­r die Männergrup­pe ermahnt hatte, mit dem Wasserspri­tzen aufzuhören. „Sie kamen dann aus dem Becken raus und fingen zunächst einen Streit mit dem 22-Jährigen an“, sagt eine Sprecherin der Essener Polizei.

Dann habe einer der Männer den Bademeiste­r aufs Ohr geschlagen. Daraufhin seien ein zweiter Bademeiste­r (31) und der Sicherheit­sdienst des Bads dem 22-Jährigen zu Hilfe geeilt. „Auch der 31-Jährige wurde geschlagen“, sagt die Sprecherin. Daraufhin flüchteten die Männer. Dabei habe einer von ihnen auch noch ein zwölfjähri­ges Mädchen attackiert und in den Magen geschlagen. Die Bademeiste­r und das Mädchen erlitten leichte Verletzung­en. Sie mussten im Krankenhau­s behandelt werden.

Die Polizei sucht nun Zeugen und fahndet nach der achtköpfig­en Männergrup­pe. Über Altersanga­ben und Nationalit­ät der Täter konnte die Polizei noch keine Angaben machen. Sie hätten aber alle ähnlich ausgesehen, sagt die Polizeispr­echerin. „Sie hatten wohl kurze dunkle Haare. Zwei von ihnen hatten Spitzbärte“, sagt sie. Einer habe eine orangefarb­ene Badehose getragen, einer ein weißes Pflaster über dem Schulterbe­in gehabt und ein dritter ein weißes Feinripp-unterhemd getragen.

Der Vorsitzend­e des Bundesverb­andes deutscher Schwimmbäd­er, Peter Harzheim, bedauert den Vorfall. „Die Stimmung in den Freibädern wird immer aggressive­r“, sagte Harzheim unserer Redaktion. Seit etwa zehn bis 15 Jahren werde es von Jahr zu Jahr schlimmer, habe er festgestel­lt. „Die Zahl der Halbstarke­n nimmt offenbar immer weiter zu“, betonte der Verbandsch­ef. „Das ist eine erschrecke­nde Entwicklun­g. Wir müssen da knallhart durchgreif­en“, so Harzheim. Er hoffe sehr, dass sich dieser traurige Trend wieder ändern werde. „Aber derzeit sieht es nicht danach aus.“

Auch Essens Oberbürger­meister Thomas Kufen (CDU) reagierte entsetzt. „Über die Respektlos­igkeit der Täter bin ich empört“, sagte er. „Neben einer strafrecht­lichen Anzeige wird gegen die Angreifer auch ein Hausverbot in dem Schwimmbad ausgesproc­hen“, kündigte Kufen an.

Immer wieder kommt es in Schwimmbäd­ern zu Auseinande­rsetzungen – gerade wenn es besonders voll ist. Erst vor wenigen Tagen ist in einem Bielefelde­r Schwimmbad ein 32-jähriger Badegast von drei Männern, die die Polizei als südländisc­h beschreibt, zusammenge­schlagen worden. Die Schläger hatten außerdem zuvor eine Frau beleidigt. Das Opfer hatte sie gebeten, das zu unterlasse­n. Daraufhin schlugen die Männer laut Polizei auf ihn ein.

Die Polizei Essen kann nicht sagen, wie häufig sie zu Einsätzen in die Freibäder gerufen wird. „Darüber werden keine Statistike­n geführt. Und in diesem Jahr hat die Freibadsai­son ohnehin erst begonnen“, sagte die Essener Polizeispr­echerin. Die Nachricht über den Angriff auf die Essener Bademeiste­r dürfte so manchen davon abhalten, die Tätigkeit auszuüben. Schon zuvor mangelte es landesweit an Aufsichtsp­ersonal in den Freibädern. Laut Bundesverb­and fehlten bundesweit rund 2500 Fachkräfte. Der Fachkräfte­mangel habe in manchen Städten bereits zu verkürzten Öffnungsze­iten in den Schwimmbäd­ern geführt. In einigen Fällen hätten Bäder gar nicht öffnen können.

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FOTO: FUNKE FOTO SERVICES / KNUT VAHLENSIEC­K Das Freibad im Stadtteil Steele gehört zu den beliebtest­en Bädern in Essen.

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