Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Männer schlagen auf Bademeister ein
In einem Essener Freibad sind zwei Schwimmmeister von einer Gruppe von acht Männern attackiert und verletzt worden. Auch eine Zwölfjährige wurde geschlagen. Die Stimmung in Bädern wird offenbar immer aggressiver.
ESSEN Das Schwimmbad Oststadt im Essener Stadtteil Steele ist bei den Badegästen beliebt. Die Bewertungen auf den einschlägigen Portalen im Internet sind fast durchweg positiv. Die meisten schätzen das nette Personal und die „aufmerksamen und kompetenten Bademeister“, wie ein Nutzer schreibt. Zugleich warnt ein anderer Badegast an gleicher Stelle vor drei Monaten: „Das Freibad braucht deutlich mehr Security im Sommer.“
Die wird es der Stadt Essen zufolge nun auch geben – nachdem zwei Bademeister angegriffen wurden. „Der Sicherheitsdienst wird von bisher drei auf sechs Personen aufgestockt“, sagte eine Stadtsprecherin.
Der Polizei zufolge ereignete sich der Angriff am Montagabend gegen 18.30 Uhr, nachdem ein 22-jähriger Bademeister die Männergruppe ermahnt hatte, mit dem Wasserspritzen aufzuhören. „Sie kamen dann aus dem Becken raus und fingen zunächst einen Streit mit dem 22-Jährigen an“, sagt eine Sprecherin der Essener Polizei.
Dann habe einer der Männer den Bademeister aufs Ohr geschlagen. Daraufhin seien ein zweiter Bademeister (31) und der Sicherheitsdienst des Bads dem 22-Jährigen zu Hilfe geeilt. „Auch der 31-Jährige wurde geschlagen“, sagt die Sprecherin. Daraufhin flüchteten die Männer. Dabei habe einer von ihnen auch noch ein zwölfjähriges Mädchen attackiert und in den Magen geschlagen. Die Bademeister und das Mädchen erlitten leichte Verletzungen. Sie mussten im Krankenhaus behandelt werden.
Die Polizei sucht nun Zeugen und fahndet nach der achtköpfigen Männergruppe. Über Altersangaben und Nationalität der Täter konnte die Polizei noch keine Angaben machen. Sie hätten aber alle ähnlich ausgesehen, sagt die Polizeisprecherin. „Sie hatten wohl kurze dunkle Haare. Zwei von ihnen hatten Spitzbärte“, sagt sie. Einer habe eine orangefarbene Badehose getragen, einer ein weißes Pflaster über dem Schulterbein gehabt und ein dritter ein weißes Feinripp-unterhemd getragen.
Der Vorsitzende des Bundesverbandes deutscher Schwimmbäder, Peter Harzheim, bedauert den Vorfall. „Die Stimmung in den Freibädern wird immer aggressiver“, sagte Harzheim unserer Redaktion. Seit etwa zehn bis 15 Jahren werde es von Jahr zu Jahr schlimmer, habe er festgestellt. „Die Zahl der Halbstarken nimmt offenbar immer weiter zu“, betonte der Verbandschef. „Das ist eine erschreckende Entwicklung. Wir müssen da knallhart durchgreifen“, so Harzheim. Er hoffe sehr, dass sich dieser traurige Trend wieder ändern werde. „Aber derzeit sieht es nicht danach aus.“
Auch Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) reagierte entsetzt. „Über die Respektlosigkeit der Täter bin ich empört“, sagte er. „Neben einer strafrechtlichen Anzeige wird gegen die Angreifer auch ein Hausverbot in dem Schwimmbad ausgesprochen“, kündigte Kufen an.
Immer wieder kommt es in Schwimmbädern zu Auseinandersetzungen – gerade wenn es besonders voll ist. Erst vor wenigen Tagen ist in einem Bielefelder Schwimmbad ein 32-jähriger Badegast von drei Männern, die die Polizei als südländisch beschreibt, zusammengeschlagen worden. Die Schläger hatten außerdem zuvor eine Frau beleidigt. Das Opfer hatte sie gebeten, das zu unterlassen. Daraufhin schlugen die Männer laut Polizei auf ihn ein.
Die Polizei Essen kann nicht sagen, wie häufig sie zu Einsätzen in die Freibäder gerufen wird. „Darüber werden keine Statistiken geführt. Und in diesem Jahr hat die Freibadsaison ohnehin erst begonnen“, sagte die Essener Polizeisprecherin. Die Nachricht über den Angriff auf die Essener Bademeister dürfte so manchen davon abhalten, die Tätigkeit auszuüben. Schon zuvor mangelte es landesweit an Aufsichtspersonal in den Freibädern. Laut Bundesverband fehlten bundesweit rund 2500 Fachkräfte. Der Fachkräftemangel habe in manchen Städten bereits zu verkürzten Öffnungszeiten in den Schwimmbädern geführt. In einigen Fällen hätten Bäder gar nicht öffnen können.