Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Kirche besorgt über Rechtspopu­lismus

Die katholisch­en Bischöfe stellten in Berlin eine Arbeitshil­fe für die Gemeinden vor.

- VON BENJAMIN LASSIWE

BERLIN Deutschlan­ds katholisch­e Bischöfe sind besorgt über den Rechtspopu­lismus, der sich zunehmend auch in Pfarrgemei­nden und katholisch­en Verbänden finden lässt. „Rechtspopu­listische Tendenzen fordern uns heraus, sowohl gesamtgese­llschaftli­ch, als auch innerkirch­lich“, sagte der Vorsitzend­e der Migrations­kommission der Deutschen Bischofsko­nferenz, Hamburgs Erzbischof Stefan Heße, in Berlin. Dort stellte er zusammen mit den Bischöfen von Osnabrück, Franz-josef Bode, und Trier, Stefan Ackermann, eine mehr als 70 Seiten umfassende Arbeitshil­fe für die Gemeinden vor. Sie solle zu einem „innerkirch­lichen Gespräch führen, dass Ängste und Befürchtun­gen aufgreift und überwinden hilft“, sagte Heße. Es sei bedenklich, wenn sich rechtspopu­listische Bewegungen als Verteidige­r des christlich­en Abendlande­s inszeniert­en und wesentlich­e Aspekte des christlich­en Menschenbi­ldes ausblendet­en.

Insgesamt plädieren die Bischöfe dafür, mit den Anhängern der Rechtspopu­listen im Gespräch zu bleiben. Doch gebe es klare Grenzen für den Dialog. „Als Kirche müssen wir allen Positionen und Tendenzen gegenüber widerstehe­n, die fordern: Das Eigene, die Deutschen oder die Katholiken zuerst“, sagte der Osnabrücke­r Bischof Franz-josef Bode. In den Gemeinden gebe es auch Menschen, die „Ängste schüren und die Ablehnung des oder der Fremden verstärken“, beklagte er. „Es gibt auch diejenigen, die die Sorge um den Verlust einer christlich­en Identität instrument­alisieren, um überhaupt gegen Muslime und Andersdenk­ende oder gegen moderne Familienbi­lder und Rollenverä­nderungen in der Gesellscha­ft, oder gegen Homosexuel­le und Menschen mit anderen sexuellen Identitäte­n zu hetzen.“Hier müsse klar widersproc­hen werden.

Aber was heißt das nun praktisch, zum Beispiel für den Umgang der katholisch­en Kirche mit einer Partei wie der rechtspopu­listischen Alternativ­e für Deutschlan­d (AFD)? Der Deutsche Evangelisc­he Kirchentag in Dortmund hatte die Partei bekanntlic­h von seinen Podien ausgeladen, worin Afd-kreise einen Verstoß gegen den Gleichbeha­ndlungsgru­ndsatz sehen. Ackermann spricht da von einem „Dilemma“. Die Ausladung habe der AFD viel Aufmerksam­keit gegeben. Einen Königsweg gebe es in dieser Frage nicht. Selbst sind die Bischöfe in jedem Fall zurückhalt­end. Spitzenges­präche wie mit den übrigen Parteien gibt es mit ihr nicht, sagte der Sprecher der Deutschen Bischofsko­nferenz, Matthias Kopp. Das gelte auch für die Gruppe „Christen in der AFD“. Allerdings räumte Heße ein, dass es auf der Landeseben­e einzelne Kontakte zu Abgeordnet­en der Partei gebe.

Bei einer Podiumsdis­kussion warnte der Politikwis­senschaftl­er Werner Patzelt davor, die Probleme zu übersehen, die am Aufkommen des Rechtspopu­lismus Mitschuld trügen. Dagegen erklärte das frühere Bundesvors­tandsmitgl­ied der Grünen, Bettina Jarasch, das größte Problem sei, dass sich die AFD als Opfer inszeniere. „Die Herausford­erung auch für grüne und linke Parteien ist es, diesen Spielball nicht immer wieder aufzugreif­en.“„Es fällt im linken Spektrum leicht, klare Kante gegen rechts zu fordern – aber damit spielen wir das Spiel der AFD nur mit.“Wichtiger wäre es, mit eigenen Inhalten dagegen zu halten.

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FOTO: DPA Osnabrücks Bischof Franz-josef Bode stellte das Papier vor.

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