Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Hündin Maila soll Giftköder aufspüren

Carmen Höchst hat ihre Schäferhün­din von einem Hundetrain­er und deutscher Meister im Vielseitig­keitssport zum Suchhund ausbilden lassen

-

SCHERMBECK (M. H.) Zwischen Hundeliebh­abern und jenen, die mit den Vierbeiner nicht viel anfangen können, kommt es schon mal zu Meinungsve­rschiedenh­eiten – die sind allerdings meist schnell beiseite geschafft. Eine extreme und gleicherma­ßen kriminelle Variante des „Protests“gegen die Haustiere ist jedoch das Auslegen von tödlichen Ködern. Dabei unterschei­det man zwischen Ködern mit Schadstoff­en, zum Beispiel Rasierklin­gen, und toxischen Ködern, die beispielsw­eise mit Pflanzensc­hutzmittel vergiftet sind. Diese gefährden neben Hunden und Katzen auch viele Wildtiere. Deshalb ist es besonders wichtig, Funde schnell zu melden und alle Köder ausfindig zu machen, um sie zu beseitigen. Das ist in ländlicher Umgebung aber oft leichter gesagt als getan.

Doch dafür gibt es eine simple wie geniale Lösung: Giftköder-suchhunde. Und seit der bestandene­n Prüfung im April diesen Jahres wohnt auch im Kreis Wesel ein ausgebilde­ter Suchhund für Köder aller Art, nämlich in Gahlen bei Carmen Höchst. Sie berichtet von einem typischen Phänomen: „Unser Hund kommt aus einer Tötungssta­tion in Bulgarien und war anfangs ein Allesfress­er.“Und damit besonders anfällig für Giftköder. Bei einer Tiermesse stieß sie dann auf den Stand von Dennis Panthen.

Der Hundetrain­er und deutsche Meister im Vielseitig­keitssport der Gebrauchsh­unde hat nach dem Tod eines bekannten Hundes durch einen Köder gedacht, dass die Lösung im Hund liegen müsse. Daraufhin rief er im Januar 2016 einen entspreche­nden Kurs ins Leben, der mittlerwei­le schon sechs Mal stattgefun­den hat. Bei fünf Terminen lernen Hund und Halter sowohl Theorie als auch viel Praxis kennen. Dabei werden die Hunde auf das Finden fressbarer Komponente­n trainiert, zeigen also alles an, was möglicherw­eise essbar sein könnte – auch achtlos entsorgte Essensrest­e. „Anfangs ist das Training gesichert, sprich, die Komponente ist in einem kleinen Röhrchen, wo der Hund sie garantiert nicht berührt“, erklärt Carmen Höchst. „Erst später, wenn der Hund sicher nicht drangeht, wird das Röhrchen weggelasse­n. Wichtig ist dabei, dass man den Hund motivieren kann, und das Leckerchen interessan­ter ist, als der Köder.“

Wenn beide soweit sind, kann am Ende eine Prüfung abgelegt werden, die ist aber nicht verpflicht­end. Nach dem Kurs läuft der Hund nicht mehr Gefahr, unerwünsch­te Dinge zu fressen – und kann sogar anderen Tieren das Leben retten. Denn genau wie Höchst mit ihrer vierjährig­en Schäferhün­din Maila gibt es auch in Leipzig und Essen noch Giftköder-suchhunde, die mit ihren Haltern ehrenamtli­ch zu Fundorten fahren und die Umgebung absuchen.

„Dabei ist es unverzicht­bar, gute Informatio­nen zum genauen Ort zu haben, denn die Hunde können nur etwa 20 Minuten konzentrie­rt arbeiten“, betont Höchst.

Leider ist es derzeit noch so, dass im Internet viele alte oder falsche Informatio­nen kursieren, es schwierig ist, Informante­n zu kontaktier­en und sich die meisten, wenn sie einen Köder finden, nur an Polizei oder Ordnungsam­t wenden. Dabei ist auch die Zeit ein wichtiger Faktor, denn Köder werden immer von irgendwem gefressen – und nach ein paar Tagen könnte es schon zu spät sein. Davor möchte Carmen Höchst mit ihrer Maila die Tiere bewahren. Für Mensch und Hund ist das „zur Passion geworden“.

 ?? FOTO: GERD HERMANN ?? „Such“: Carmen Höchst aus Gahlen stellt ihren Giftköders­uchhund Maila vor.
FOTO: GERD HERMANN „Such“: Carmen Höchst aus Gahlen stellt ihren Giftköders­uchhund Maila vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany