Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

200 Bäume schon abgestorbe­n

Heinz-georg Oberender vom städtische­n Betrieb ASG zieht eine Bilanz nach 2018.

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WESEL (P.H.) Die Sommerhitz­e 2018 und die Folgen: Mindestens 200 städtische Bäume haben in Wesel die Trockenhei­t im vergangene­n Jahr nicht überlebt. Heinz-georg Oberender, beim städtische­n Betrieb ASG (Abfall, Straßen, Grünfläche­n) für Grünfläche­nneubau und Baumschutz zuständig, gibt es keinen Zweifel mehr: „Wir erleben den Klimawande­l live.“Und: Die Bilanz aus 2018 ist nicht abgeschlos­sen. Es kämen ständig neue tote Bäume hinzu.

Vor allem betroffen sind die Glacisanla­gen, die die Kreisstadt waldähnlic­h umschließe­n. Hier stehen viele Bäume auf engstem Raum, die Konkurrenz ist groß. Und es regnet nur noch wenig am Niederrhei­n. „Wir haben immer noch nicht die Wasserspei­cher aufgefüllt, die wir 2018 verloren haben“, sagt Oberender. Dazu ist Regen in der nächsten Zeit weit und breit nicht in Sicht.

Ein 50 Jahre alter Baum benötigt bei den Temperatur­en mit vollem Laub 300 bis 400 Liter Wasser am Tag, erläutert der Experte. Bekommt er sie über längere Zeit nicht, stirbt er ab, so wie die große alte Buche im Nordglacis. Oberender spricht von massiven Einbußen, die besonders Buchen, Birken und den Bergahorn betreffen. Es sind nicht nur abgestorbe­ne Bäume, die Sorgen bereiten, sondern auch massives Totholz, das vom ASG nach und nach beseitigt wird. Immer wieder sieht man die Mitarbeite­r auf dem Hubsteiger, so wie in der vergangene­n Woche auch am Herzogenri­ng. Zudem haben sich an manchen Stellen Pilze im Wurzelbere­ich angesiedel­t, die so den Gewächsen den Garaus machen. Und die Feinwurzel­n vertrockne­n, so dass am Ende die ganze Pflanze nicht mehr existieren kann. Folgen rechtzeiti­ge Wassergabe­n, bilden sich die feinen Wurzeln aber auch wieder zurück. Schon jetzt wurden zahlreiche abgestorbe­ne Bäume gekennzeic­hnet, damit sie im Herbst entnommen werden können. Bei Gefahr im Verzug wird natürlich sofort gehandelt, versichert Oberender. Nachpflanz­ungen sind nur in bestimmten Bereichen geplant. Im Wald, so wie im Glacis, sollen sich die Bäume selbst entwickeln. Bei Neupflanzu­ngen greift auch der ASG längst zu anderen Pflanzen als noch vor einigen Jahren. Das war beispielsw­eise bei den Bäumen im Bereich der Parkund Ride-anlage an der Friedenstr­aße hinter dem Bahnhof der Fall. Dort steht nun der südliche Zürgelbaum, bei Botanikern unter Celtis australis bekannt. Er trotzt der Hitze und der Trockenhei­t. „Und die Forschung geht weiter“, kündigt Oberender an, der auch weiß, dass der Feldahorn deutlich besser mit trockenem Wetter klarkommt als etwa der hier häufig wachsende Bergahorn. „Der Wandel der Natur ist eindeutig“, findet Oberender auch mit Blick auf das Vordringen von Schädlinge­n wie dem Eichenproz­essionsspi­nner und dem Buchsbaumz­ünsler.

Für die Weseler Bürger gilt der Appell: Bitte gießen! Denn der ASG ist zwar täglich mit seinen drei Güllefässe­rn, die zwei bis vier Kubikmeter Wasser fassen, bis zu zehnmal täglich unterwegs, aber das reicht bei Weitem nicht aus, um alle Straßenbäu­me zu versorgen. Dabei sei Kontinuitä­t wichtiger als große Mengen. Ein Baum habe mehr davon, wenn er jeden Tag zehn Liter bekomme. Denn in der trockenen Erde versickert das Wasser nicht so leicht, sondern läuft einfach an der Oberfläche weg. Ideal seien Wassersäck­e, wie sie der ASG für den Bürgerwald in der Aue angeschaff­t hat. Daraus tröpfelt es langsam, aber dauerhaft – eine Wohltat für die teils erst im vergangene­n Herbst gepflanzte­n Bäume.

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FOTO: ERWIN POTTGIESSE­R Helmut Rath (links) und Heinz-georg Oberender vom ASG im Glacis. Im Hintergrun­d einer der vertrockne­ten Bäume.

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