Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Big-vorkämpfer suchen junge Mitstreite­r

In der Bürgerinte­ressengeme­inschaft Spellen (Big) tut sich was. Die älteren Mitglieder wollen die Jugend an ihre Seite holen. Sie laufen offene Türen ein: Die Jüngeren haben Interesse und einen eigenen Blick auf konkrete Ziele.

- VON SINA ZEHRFELD

SPELLEN Christian Brüninghof­f und Kirsten Lehmkuhl sind in diesem Jahr neu in den Vorstand der Bürgerinte­ressengeme­inschaft (Big) Spellen gewählt worden. Er ist 36 Jahre alt, sie ist 34, und damit sind die beiden die mit Abstand Jüngsten in dem zehnköpfig­en Team. Noch. Denn wenn es nach ihnen und ihren älteren Kollegen geht, dann soll noch mehr Nachwuchs nachrücken.

„Wir sind im Gespräch mit anderen jungen Leuten, um sie für die Mitarbeit zu motivieren“, erzählt Christian Brüninghof­f. „Wobei – das ist das kleinere Problem. Wir sind selbst schon gezielt angesproch­en worden.“

Zum einen, weil die Big in Spellen schon viel bewegt hat, sehr bekannt ist und ohnehin als Ansprechpa­rtner wahrgenomm­en wird. „Bevor man bei der Stadt fragt, fragt man den Big-vorsitzend­en“, witzelt Kirsten Lehmkuhl. Zum anderen, weil es womöglich noch mehr jüngere Leute gibt, die so empfinden wie sie. „Als junge Familie ist Spellen ein wunderschö­ner Ort zum Leben. Und das versuchen wir als Big zu erhalten“, sagt sie. „Ich bin nur eine Zugezogene. Aber ich finde das Dorfleben hier einfach toll. Gemeinscha­ftsfeste, der Bauernmark­t, die Fliegenkir­mes, das Maibaum-aufstellen – so was gab’s da, wo ich herkomme, gar nicht. Und das sind alles Sachen, bei denen die Big mit drinhängt.“

Einige der Älteren im Big-vorstand wollen ihre Posten in den nächsten Jahren aufgeben. Der Vorsitzend­e Günter Lehmkuhl – Kirsten Lehmkuhls Schwiegerv­ater – hat vor, sich 2021 zurückzuzi­ehen. Der zweite Vorsitzend­e will bereits 2020 aufhören. „Und es gibt noch andere, die darüber nachdenken“, sagt Günter Lehmkuhl.

Außerdem wünscht man sich im Vorstand eine Mischung von Altersgrup­pen, sagt Mitglied Günter Ladda. Er wiederum ist der Vater von Christian Brüninghof­f und weiß: „Junge Leute haben andere Themen und einen andren Blickwinke­l.“Wenn es zum Beispiel um Kitaund Schultheme­n geht, sind sie eher betroffen als die Großeltern­generation. Oder um W-lan am Dorfplatz und andere Anliegen zur Digitalisi­erung: „Da haben manche Ältere Berührungs­ängste“, so Ladda.

„Was wir einbringen, ist unsere eigene Lebenswirk­lichkeit mit unseren Fragen“, sagt Christian Brüninghof­f. „Das ist nicht despektier­lich gemeint, aber Rentner interessie­rt der Stau nach Düsseldorf jeden Morgen nicht.“Und ob der örtliche Supermarkt bis 21 Uhr geöffnet ist, das sei für Senioren auch weniger wichtig als für Berufstäti­ge, ergänzt Kirsten Lehmkuhl.

Zumal es zu den erklärten Zielen und der Strategie der Big gehört, für mehr Zuzug von jungen Menschen und Familien in den Ort zu sorgen. „Wir haben eine sehr alte Bevölkerun­g in Spellen“, stellt der Vorsitzend­e Günter Lehmkuhl fest. „Viele jüngere Leute sagen: Wir wollen in Spellen wohnen. Aber wo gibt es Baugebiet?“Daher sei das ein Thema, das die Big praktisch ständig verfolgt. „Es gibt nicht ein Gespräch mit dem Bürgermeis­ter und politische­n Vertretern, bei dem es nicht um Bebauung geht. Wir haben an einigen Stellen erreicht, dass es eine Hinterland­bebauung gibt“, sagt Günter Lehmkuhl.

Insgesamt sind die Ziele der Big breit gefächert. Sie gehen von der Renovierun­g der Grundschul­e über die Überdachun­g von Bushaltest­ellen bis zur Sanierung von Spielplätz­en, von der Sorge um Schulweg-sicherheit über die Organisati­on des Dorflebens bis zum Wunsch nach einer Ladestatio­n für Elektro-autos auf dem Dorfplatz. Die Big hält Kontakt zu Stadtverwa­ltung und Politik, kümmert sich um Fördergeld­er und Sponsoring und hat sich zur Aufgabe gemacht, „dass wir als eher kleiner Ortsteil in Voerde nicht untergehen“, sagt Christian Brüninghof­f.

Dazu sieht sich die Big auch in einer Vermittler­rolle zwischen Entscheidu­ngsträgern und Bürgern. So war es zum Beispiel, als es 2015 um die Unterbring­ung von geflüchtet­en Menschen im Ort ging. „Da haben wir gesagt: Das moderieren wir mit“, erinnert sich Günter Ladda.

Bei allen Veränderun­gen im Big-vorstand soll es keinen Bruch geben. Die Mitglieder, die aussteigen wollen, haben jede Menge Wissen. „Auf deren Erfahrung wollen wir nicht verzichten, auf deren Kontakte wollen wir nicht verzichten“, heißt es. Der Vostand hofft, sie in einem Beratergre­mium halten zu können.

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RP-FOTO: ZEHRFELD Zwei junge und zwei erfahrene Vorstandsm­itglieder bei der Big: Christian Brüninghof­f, der Vorsitzend­e Günter Lehmkuhl, Kirsten Lehmkuhl und Günter Ladda.

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