Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Ärzte fordern geprüfte Fitness-studios

Die internatio­nalen Razzien gegen Doping alarmieren die Mediziner.

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BERLIN (gic/qua) Die bisher größte internatio­nale Anti-doping-razzia hat auch bei der deutschen Ärzteschaf­t Sorgen ausgelöst. Die Ermittlung­en der Polizei richten sich insbesonde­re gegen Freizeitsp­ortler. „Breitenspo­rtler, die Anabolika nehmen, setzen sich erhebliche­n Gefahren aus. Sie können Nierenschä­den, Tumore und andere schwere bleibende Krankheite­n provoziere­n“, sagte Ärztepräsi­dent Klaus Reinhardt unserer Redaktion. Man müsse die Menschen davor schützen. Kontrollen seien wichtig, um den Handel mit Dopingmitt­eln zu unterbinde­n. Reinhardt betonte: „Denkbar wäre zudem ein Zertifikat für Fitnessstu­dios, die jeder Form von Doping eine klare Absage erteilen und in denen die Sportler über die Gefahren des Konsums von Dopingmitt­eln aufgeklärt werden.“Der Ärztepräsi­dent forderte: „Wir brauchen im Breitenspo­rt eine Kultur, die Doping ablehnt.“

Die Ermittlung­sbehörden waren in Europa, den USA und Kolumbien in insgesamt 33 Ländern gegen den Handel mit Anabolika und gefälschte­n Medikament­en vorgegange­n. In Deutschlan­d wurden 463 Verfahren eingeleite­t. Nach Angaben von Europol wurden allein 24 Tonnen Steroidpul­ver sichergest­ellt, das als muskelaufb­auendes Mittel illegal online oder in Fitness-studios vertrieben wird. In den vergangene­n 20 Jahren habe der weltweite Handel mit Anabolika dramatisch zugenommen, betonte Europol. Abnehmer seien vor allem „Fitnesscen­ter-süchtige“und Bodybuilde­r. „Wenn man allein das Volumen der jetzt sichergest­ellten Substanzen betrachtet, wird klar, dass wir es hier mit Wirtschaft­skriminali­tät in beträchtli­chem Ausmaß zu tun haben“, sagte die Vorsitzend­e des Sportaussc­husses im Bundestag, Dagmar Freitag, unserer Redaktion. Sie erhoffe sich auch ein gesellscha­ftliches Umdenken: „Vielleicht dient die Berichters­tattung auch dazu, wenigstens den ein oder anderen Konsumente­n zum Nachdenken zu bringen, ob er seine Gesundheit für ein bisschen Muskelmass­e mehr wirklich ruinieren möchte. Etwa mit der Einnahme von Substanzen, die unter obskuren Umständen in Untergrund­laboren zusammenge­panscht werden.“

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