Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Sieg der politische­n Vernunft in Berlin

- VON BIRGIT MARSCHALL

Es ist gut, dass sich die Bundesregi­erung endlich der Altschulde­nproblemat­ik der Kommunen annehmen will. Die Einnahmen von fast einem Fünftel aller deutschen Städte reichen regelmäßig nicht aus, um die Ausgaben zu finanziere­n. Zur Finanzieru­ng des Nötigsten greifen sie zu Kassenkred­iten, die eigentlich nur für den Notfall gedacht und die besonders teuer sind. Man kann den Kassenkred­it durchaus mit einem Dispo-kredit der Bank vergleiche­n. Da die Zinszahlun­gen dafür besonders hoch sind, müssen betroffene Kommunen für den Schuldendi­enst einen merklichen Anteil ihres knappen Budgets verplanen. Investitio­nen bleiben daher aus, Menschen wandern dann ab und Steuereinn­ahmen sinken – ein Teufelskre­is.

Es liegt in der Verantwort­ung der Länder, dafür zu sorgen, dass ihre Kommunen genügend Geld zur Finanzieru­ng der Daseinsvor­sorge haben. Das Altschulde­nproblem ist jedoch mit Kassenkred­iten von insgesamt über 50 Milliarden Euro schon so groß, dass die Länder allein nicht in der Lage sind, dieses auszugleic­hen, zumal sie ab 2020 die Schuldenbr­emse einhalten müssen. Das Einlenken des Bundes folgt also der politische­n Vernunft. Bitter daran ist, dass untätige Länder wie Rheinland-pfalz oder das Saarland dadurch billiger davonkomme­n könnten als solche, die wie NRW oder Hessen schon Verantwort­ung übernommen haben.

Noch hat der Bund nicht mehr als eine Absichtser­klärung abgegeben. Zudem hat er seine Hilfe zu Recht an Bedingunge­n geknüpft: Es müsse sichergest­ellt sein, dass danach keine neue Schuldensp­irale in Gang komme. Die betroffene­n Länder sind bislang weit davon entfernt, das garantiere­n zu können. Sie müssen sich auf den Bund zubewegen, damit der erhoffte Befreiungs­schlag für die Kommunen gelingt. BERICHT BUND WILL ARME STÄDTE ENTSCHULDE­N, TITELSEITE

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