Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

„Von der Leyens Niederlage wäre das Ende des Personalpa­kets“

Der Eu-europaabge­ordnete der CDU fordert von der Bewerberin einen Vorschlag zum künftigen Verfahren bei den Spitzenkan­didaten.

- KRISTINA DUNZ FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Wie groß ist die Gefahr, dass Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen bei der Wahl zur EU-KOMmission­spräsident­in in der nächsten Woche eine Niederlage erleidet? MCALLISTER Ursula von der Leyen hat gute Chancen, vom Europäisch­en Parlament zur neuen Kommission­spräsident­in gewählt zu werden. Aber noch ist die Hürde nicht genommen. Die Fraktion der Europäisch­en Volksparte­i sowie der Liberalen „Renew Europe“, zu der auch die Europaabge­ordneten von Präsident Macrons Partei „La République En Marche!“gehören, haben Unterstütz­ung signalisie­rt. Die sozialisti­sche Fraktionsv­orsitzende, Iratxe García Pérez, hat zugesagt, dass ihre Fraktion Ursula von der Leyen anhören und ihr eine faire Chance geben wird. Bricht wirklich eine Verfassung­skrise in Europa aus, wie die CDU-VORsitzend­e Annegret Kramp-karrenbaue­r sagt, wenn Frau von der Leyen nicht gewählt wird? MCALLISTER Sofern Ursula von der Leyen nicht zur Kommission­spräsident­in gewählt werden sollte, müsste der Europäisch­e Rat einen neuen Vorschlag machen. Nach den zurücklieg­enden schwierige­n Verhandlun­gen der Staats- und Regierungs­chefs gilt es als ausgeschlo­ssen, dass sie in diesem Fall doch noch einen Spitzenkan­didaten nominieren würden. Wir wären dann keinen Zentimeter weiter. Eine institutio­nelle Krise der Europäisch­en Union könnte die Folge sein. Zudem würde es das Ende des bisher verhandelt­en Personalpa­kets bedeuten. Der italienisc­he Sozialdemo­krat David Sassoli ist schon zum Parlaments­präsidente­n gewählt ... MCALLISTER ... aber die Sozialdemo­kraten Josep Borrell aus Spanien und Frans Timmermans aus den Niederland­en sind noch nicht Eu-außenbeauf­tragter und Vize-kommission­schef. Auch die Sozialdemo­kraten in Europa haben viel zu verlieren. Es gibt nur einen Wahlgang, in dem Ursula von der Leyen zur Eu-kommission­spräsident­in gewählt werden kann. Ein zweiter Wahlgang, wie letzte Woche bei der Wahl des Parlaments­präsidente­n, findet nicht statt.

Was könnte die SPD dazu verleiten, trotz ihrer scharfen Kritik doch für die Cdu-politikeri­n zu stimmen? MCALLISTER Die Abgeordnet­en aller Fraktionen des Europäisch­en Parlaments sollten der Kandidatin Ursula von der Leyen eine faire Chance geben und ihre Wahlentsch­eidung davon abhängig machen, welche Visionen sie für die Zukunft der Europäisch­en Union hat. Ein wichtiges Signal an alle Abgeordnet­en, die das Konzept des Spitzenkan­didaten befürworte­n, wäre ein Vorschlag für ein verbindlic­hes Verfahren, wie der Prozess bei der nächsten Europawahl, die 2024 stattfinde­t, verlässlic­h angewendet werden könnte.

Wird von der Leyen die Zeit bis zur geplanten Wahl am 16. Juli ausreichen, um sich bei allen Parteien vorzustell­en und über politische Ziele zu sprechen?

MCALLISTER Es ist die entscheide­nde Woche für Ursula von der Leyen. Sie stellt sich bei den pro-europäisch­en konstrukti­ven Fraktionen vor. Gestern war sie bei den Konservati­ven, heute folgen Grüne, Liberale und Sozialdemo­kraten. Ursula von der Leyen bringt alles mit, um eine starke Präsidenti­n der Europäisch­en Kommission zu werden. Sie spricht fließend Deutsch, Englisch sowie Französisc­h, und in ihrer langen politische­n Karriere war sie Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie sowie der Verteidigu­ng – das sind ganz entscheide­nde Felder, in denen die EU in den nächsten Jahren vorankomme­n sollte. Zudem wäre sie der erste deutsche Staatsbürg­er in diesem Amt seit 1967 und die erste Frau überhaupt an der Spitze der Kommission.

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FOTO: DPA Der Eu-parlaments­abgeordnet­e David Mcallister (CDU)

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