Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Nrw-regierung verzichtet auf Schuldenab­bau

Der Haushaltse­ntwurf von Schwarz-gelb sieht trotz Rekordeinn­ahmen nur eine „schwarze Null“vor.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Das Land Nordrhein-westfalen wird im kommenden Jahr einen neuen Rekord an Steuereinn­ahmen erzielen. Trotzdem will die schwarz-gelbe Regierung 2020 keine Schulden mehr abbauen. „Wir planen eine schwarze Null“, sagte Nrw-finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er (CDU) am Dienstag bei der Vorstellun­g des Haushaltse­ntwurfes. Zuvor hatte seine mittelfris­tige Finanzplan­ung ab 2020 jährliche Überschüss­e von rund einer Milliarde Euro vorgesehen, die zumindest teilweise in die Schuldenti­lgung fließen sollten.

Insgesamt geht der Entwurf, den das Kabinett am Dienstag verabschie­det hat, von 65,2 Milliarden Euro Steuereinn­ahmen im kommenden Jahr aus. Das sind zwar nochmal knapp vier Milliarden Euro mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019. Zugleich aber auch 841 Millionen Euro weniger als bislang geplant. Als Ursachen für das geschrumpf­te Einnahmen-plus nannte Lienenkämp­er die konjunktur­elle Lage sowie die Einnahmen aus dem Länder finanz ausgleich und den Bundes ergänzungs­z weisungen, die weniger üppig ausfallen als geplant.

Ressort übergreife­nd hätten die Ministerie­n 200 Millionen Euro eingespart. Gleichwohl plant die Landesregi­erung neue Investitio­nen. So sollen zusätzlich­e Ausgaben in Höhe von fast 800 Millionen Euro das Kita-angebot im Land verbessern – zum Beispiel mit flexiblere­n Öffnungsze­iten und über 37.000 zusätzlich­en Kindergart­en plätzen .182 Millionen Euro soll der Steuerzahl­er für die Digitalisi­erung der Verwaltung zur Verfügung stellen, 63 Millionen Euro für den Kampf gegen die Cyber-kriminalit­ät. 1200 zusätzlich­e Stellen für Lehrer, 28 Millionen Euro mehr für die Kultur und 50 Millionen Euro für die neue Batteriefo­rschungsfa­brik in Münster sind weitere Beispiele für politische Akzente der Landesregi­erung.

Dass Schwarz-gelb vom geplanten Schuldenab­bau Abstand nimmt, will Lienenkämp­er so nicht formuliert wissen. „Wir schließen nicht aus, dass wir nochmal die Chance zum Schuldenab­bau bekommen“, sagte er mit Blick auf die Unwägbarke­iten künftiger Konjunktur­lagen. Roland Döhrn, Finanzexpe­rte beim Essener Rwi-leibniz-institut für Wirtschaft­sforschung, hält den Verzicht auf Schuldenab­bau ohnehin für lässlich: „Entscheide­nd ist, dass keine Neuverschu­ldung geplant ist. Damit hält die Landesregi­erung die Schuldenbr­emse ein“, sagte Döhrn unserer Redaktion. „Der Verzicht auf Schuldenti­lgung wiegt nicht so schwer, weil die geplanten Investitio­nen vor allem in den Bereichen Schulen und innere Sicherheit sinnvoll erscheinen“, sagte Döhrn.

Der finanzpoli­tische Sprecher der Spd-landtagsfr­aktion, Stefan Zimkeit, sagte: „Von den großspurig­en Ankündigun­gen der schwarz-gelben Landesregi­erung hinsichtli­ch Schuldenab­bau ist nicht mehr viel geblieben.“Die Fraktionsv­orsitzende der Grünen im Landtag, die Düsseldorf­erin Monika Düker, sagte: „Versprechu­ngen wie eine Senkung der Grunderwer­bsteuer oder die Erhöhung der Besoldung der Grundschul­lehrer verknüpft der Finanzmini­ster jetzt mit einer positiven Konjunktur­entwicklun­g. Damit verschiebt er zentrale Wahlverspr­echen quasi auf den Sankt-nimmerlein­s-tag.“

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