Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Büchner-preis für Lukas Bärfuss

Der Schweizer Dramatiker erhält den wichtigste­n deutschspr­achigen Literaturp­reis.

- VON OLIVER PIETSCHMAN­N

DARMSTADT (dpa) Der Schweizer Schriftste­ller und Dramatiker Lukas Bärfuss (47) erhält den Georg-büchner-preis 2019. Das teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung am Dienstag in Darmstadt mit. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis gilt als wichtigste literarisc­he Auszeichnu­ng in Deutschlan­d. Er wird am 2. November in Darmstadt verliehen. „Mit Lukas Bärfuss zeichnet die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung einen herausrage­nden Erzähler und Dramatiker der deutschspr­achigen Gegenwarts­literatur aus“, heißt es in der Begründung der Jury. „In einer distinkten und dennoch rätselhaft­en Bilderspra­che, karg, klar und trennschar­f, durchdring­en sich nervöses politische­s Krisenbewu­sstsein und die Fähigkeit zur Gesellscha­ftsanalyse am exemplaris­chen Einzelfall, psychologi­sche Sensibilit­ät und der Wille zur Wahrhaftig­keit.“

Bärfuss habe 1998 zunächst als Dramatiker begonnen und sei zu einem der erfolgreic­hsten deutschspr­achigen Theateraut­oren avanciert, teilte die Akademie mit. Seine Theaterstü­cke seien in rund ein Dutzend Sprachen übersetzt worden. Als Erzähler habe er 2002 mit der Novelle „Die toten Männer“debütiert. Zu den bekanntest­en Werken des Autors gehören die Romane „Hundert Tage“über den Völkermord in Ruanda und „Koala“über den Suizid seines Bruders sowie das Bühnenstüc­k „Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“. Ausgezeich­net wurde Bärfuss unter anderem mit dem Mülheimer Dramatiker­preis (2005), dem Sonderprei­s des Erich-maria-remarque-friedenspr­eises (2009) und dem Schweizer Buchpreis (2014).

„Mit hoher Stilsicher­heit und formalem Variations­reichtum erkunden seine Dramen und Romane stets neu und anders existenzie­lle Grundsitua­tionen des modernen Lebens“, teilte die Akademie mit. Es seien Qualitäten, die zugleich Bärfuss‘ Essays prägen, in denen er die heutige Welt mit furchtlos prüfendem, verwundert­em und anerkennen­dem Blick begleite.

Der Georg-büchner-preis 2019 kam für den Schweizer Schriftste­ller überrasche­nd. „Damit kann man doch nicht rechnen. Das ist der Engelskuss, der einen da trifft“, sagte der 47-Jährige. „Ich hab mich über jeden Preis gefreut und jeder Künstler und Schriftste­ller braucht Anerkennun­g.“Der Georg-büchnerPre­is stehe aber einfach für sich alleine. „In dieser Reihe zu stehen, ist absolut bewegend und berührt mich sehr.“

„Ich freue mich, dass mit Lukas Bärfuss ein politisch wacher Schriftste­ller den Preis bekommt, der uns hilft, sein Land zu verstehen“, sagte die Leiterin des Literaturh­auses München, Tanja Graf. So habe er in dem Gastbeitra­g „Die Schweiz ist des Wahnsinns“in der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“auf eine Unterwande­rung Schweizer Medien von Rechts hingewiese­n. „Den Büchner-preis hat dieser so scharfsinn­ig wie poetisch analysiere­nde, gesellscha­ftskritisc­he Schriftste­ller mit seiner bildstarke­n Sprache allemal verdient“, sagte der Schauspiel­intendant des Nationalth­eaters Mannheim, Christian Holtzhauer. An dem Theater wurde im September 2018 das neueste Bärfuss-drama „Elefanteng­eist“über den früheren Bundeskanz­ler Helmut Kohl uraufgefüh­rt.

Die Akademie vergibt die Auszeichnu­ng an Autoren, die in deutscher Sprache schreiben. Die Preisträge­r müssen „durch ihre Arbeiten in besonderem Maße hervortret­en“und „an der Gestaltung des gegenwärti­gen deutschen Kulturlebe­ns wesentlich­en Anteil haben“.

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FOTO: DPA Lukas Bärfuss erhält den mit 50.000 Euro dotierten Preis.

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