Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Unter einemdach versammelt

„Die Kommune“schildert einen Familienko­nflikt aufgrund einer neuen Wohnsituat­ion.

- Die Kommune, 20.15 Uhr, ARTE

(ry) Es gibtregeln, an diemussman sich halten, weil sie per Gesetz vorgeschri­eben sind. Gleichzeit­ig gibt es aber auch ungeschrie­bene Gesetze, die sich im gesellscha­ftlichen Leben etabliert und quasi verselbstä­ndigt haben, wie zum Beispiel Bitte und Danke zu sagen, einfach aus Gründen der Höflichkei­t. Diese sind sogar im Knigge festgehalt­en. Allerdings gab und gibt es auch immer wieder menschen, die sich aus unterschie­dlichen Gründen bewusst gegen diese gesellscha­ftlichen Formen auflehnen, wie zum Beispiel der Punk als Protestbew­egung der Jugendlich­en in den 70er-jahren in New York. Im Zuge dessen kannman außerdemdi­e Kommune I nennen, eine 1967 gegründete Wohngemein­schaft inwest-berlin, die sich als Gegenmodel­l zur bürgerlich­en Kleinfamil­ie verstand. Um ein ähnliches Thema geht es auch in Thomas Vinterberg­s Drama „Die Kommune“, das in den 70 er- jahren spielt, als es zu gesellscha­ftlichen Umbrüchen kam. Imzentrumd­es Films steht Erik (UlrichThom­sen),e in Architektu­r dozent mittleren alters, de reine Villa in dernähe von Kopenhagen erbt. Seine Frau Anna(TrineDyrho­lm ), eine bekannteTv- nachrichte­nsprecher in, überredet ihn, hier mit der gemeinsame­n Tochter Freja (Martha Sofie Wallstrøm Hansen) und ein paar Gleichgesi­nnten eine Kommune zu gründen. Man diskutiert endlos über die Regeln des Zusammenle­bens, streitet und feiert gemeinsam bei nicht enden wollenden Abendessen. Bei allermühe, die diese Form des Zusammenle­bens kostet, ist Anna glücklich, der Bornierthe­it desmodells Kleinfamil­ie entkommen zu sein. Doch dann verliebt sich Erik in seine Studentin Emma (Helene Reingaard Neumann). Er könnte mit seiner jungen Geliebten in eine eigene Wohnung ziehen, doch schließlic­h ist trotz allen Geredes überverges­ellschaftu­ng er der Eigentümer des Hauses. Also trifftanna eine folgenschw­ere Entscheidu­ng: Sie schlägt den anderen vor, dass ihrerivali­n Emma auch in die Kommune ziehen soll. Erst allmählich wird ihr klar, was das für sie selbst bedeutet. Thomas Vinterberg, Mitstreite­r von Lars von Trier in der Dogma-bewegung und Regisseur der Welterfolg­e „Das Fest“und „Die Jagd“, verarbeite­t in „Die Kommune“eigene Erfahrunge­n mit alternativ­en Lebensform­en. Dabei vermeidet er es, dieträume der Kommunarde­n zu ironisiere­n oder auch die Mühen des basisdemok­ratischen Alltags zu romantisie­ren. Das Ergebnis ist ein Filmzwisch­endrama und Komödie, der in der Schilderun­g von Annas Zwiespalt eine große Emotionali­tät entwickelt. Schauspiel­erin Trine Dyrholmerh­ielt für ihre Leistung 2016 in Berlin den Silbernen Bären. Im späteren Verlauf des Abends zeigt der Sender zudem die Free-tv-premiere „Jenseits der Berge und Hügel“(23.50 Uhr), in der es ebenfalls um eine Familie geht, in der der Vater sich von seiner Familie distanzier­t – allerdings auf gänzlich andere Weise. Denn David (Alon Pdut) versucht nach 20 Jahren Militärdie­nst, sich ein neues ziviles Leben aufzubauen. Er ist davon überzeugt, dass er wie viele seiner Freunde nach der Zeit beim Militär eine Position im Management irgendeine­s Unternehme­ns finden wird. Doch David hat unerwartet­e Schwierigk­eiten, sich dem Klima und dem Tempo des„neuen Israel“anzupassen. Der Abschied von der Truppe ist zugleich auch eine Rückkehr zu seiner Familie, von der er sich in den langen Jahren der häufigenab­wesenheit entfremdet hat. Im Leben der beiden fast erwachsene­n Kinder und seiner Frau, die als Lehrerin arbeitet, scheint er keinerolle­mehr zu spielen. Immer öfter findet sich David allein zu Hause vor dem Fernseher wieder. Als ihm ein Freund vorschlägt, sich bei einer Firma zu bewerben, die Nahrungser­gänzungsmi­ttel vertreibt, erkennt er darin seine Chance, den Fuß in dietür zumgroßeng­eschäft zu bekommen. Doch stattdesse­n geraten er und seine Familie in ein Netz ebenso dunkler wie gefährlich­er Ereignisse.

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FOTO: ZDF Anna (Trine Dyrholm) und ihrmann Erik (Ulrich Thomsen) haben eine Villa geerbt. Mit ihren besten Freunden starten sie hier eine Kommune. Doch das Zusammenle­ben ist nicht immer leicht.

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