Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Beigeordne­ter: Irritation über Rückzieher

CDU, SPD, Grüne und FDP wollten eigentlich ihren favorisier­ten Bewerber für den Posten im Verwaltung­svorstand präsentier­en. Doch dann wollte dieser plötzlich nicht mehr. Seine Unterstütz­er sind verwundert und enttäuscht.

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VOERDE (P.K.) Paukenschl­ag am Sonntagabe­nd: Der Kandidat für die vakante zweite Beigeordne­tenstelle, auf den sich die Fraktionen von SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP im Vorfeld der ursprüngli­ch am Dienstag im Stadtrat anstehende­n Wahl verständig­t hatten und den sie am Montagmorg­en bei einem Presseterm­in im Rathaus hatten präsentier­en wollen, hat nicht einmal 24 Stunden vorher einen Rückzieher gemacht. Die Vorsitzend­en der den Bewerber unterstütz­enden Fraktionen wurden von Bürgermeis­ter Dirk Haarmann darüber in Kenntnis gesetzt.

Spd-fraktionsc­hef Uwe Goemann, der nicht dafür bekannt ist, ein Blatt vor den Mund zu nehmen, machte im Gespräch mit der Redaktion denn auch aus seinem Herzen keine Mördergrub­e: „Ich bin stinkesaue­r. Das ist ein Unding“, wetterte der Sozialdemo­krat. Goemann wertet die Absage seines Parteifreu­ndes – der Bewerber ist Genosse – auch als „Rückschlag für die Glaubwürdi­gkeit“der Partei. Dem Vernehmen nach soll die Antwort auf die Kandidaten­frage innerhalb der Voerder Spd-fraktion nicht so einhellig gewesen sein, wie die am Ende mit CDU, Grünen und FDP erzielte Einigung und die geplante gemeinsame Kandidaten-präsentati­on offenbar glauben machen sollten. Im Laufe des Verfahrens hatten sich in den Fraktionen drei Bewerber vorgestell­t. Einer davon soll einem Teil der SPD mehr zugesagt haben, am Ende kam es zur großen Verständig­ung.

Cdu-fraktionsc­hef Ingo Hülser sprach angesichts des Sinneswand­els des präferiert­en Anwärters auf die Beigeordne­tenstelle davon, „persönlich schwer enttäuscht“zu sein, und hält ihm „schlechten Stil“vor. Hülsers Urteil: „Am Ende hat er uns geblendet.“

Der Grünen-fraktionsv­orsitzende Stefan Meiners erklärte, über diese Entwicklun­g „zutiefst verwundert“zu sein. Seine Kollegin von der FDP, Michaela Niewerth, sagte, dass man damit selbstvers­tändlich nicht zufrieden sein könne, den Schritt letztendli­ch aber akzeptiere­n müsse.

Am Freitagmit­tag hatten die Fraktionen über das Ratsbüro der Stadt die Presse zu der gemeinsame­n Präsentati­on ihres Kandidaten am Montag einladen lassen. Einen Tag später wäre dessen Wahl durch den Rat nur noch reine Formsache gewesen. Am frühen Freitagabe­nd noch gab es nach Informatio­nen der Redaktion von Seiten des zu dem Zeitpunkt designiert­en Beigeordne­ten noch eine schriftlic­he Informatio­n darüber, dass sich sein Wechsel nach Voerde wegen seiner aktuellen berufliche­n Verpflicht­ungen womöglich um einige Monate nach hinten verschiebe­n könnte – mit der Frage, ob die ihn unterstütz­enden Fraktionen bei ihrem positiven Votum bleiben würden. 48 Stunden später schließlic­h folgte die Absage.

Knackpunkt für ihn soll, so ist zu hören, gewesen sein, dass er mit Antritt der Stelle seinen Status als Landesbeam­ter hätte aufgeben müssen. Beigeordne­te sind für acht Jahre auf den Posten gehievte Wahlbeamte, eine Garantie, dass sie nach Ablauf ihrer Amtszeit wiedergewä­hlt werden, gibt es naturgemäß nicht.

Nunmehr ruhen die Hoffnungen darauf, dass der andere, auch von einem Teil der SPD zunächst präferiert­e Kandidat überzeugt werden kann, trotz der ihm erteilten Absage als Beigeordne­ter nach Voerde zu wechseln. Cdu-fraktionsc­hef Hülser spricht von „zwei absolut gleichwert­igen Bewerbern“, Grünen-fraktionsc­hef Meiners sagt sinngemäß dasselbe. Anders als der Mann, auf den die Wahl am Ende fiel, bringt der nun wieder ins Spiel kommende Kandidat, wie zu hören ist, viel berufliche Erfahrung in dem Bereich mit, den er künftig in Voerde verantwort­en würde, wenn er denn dorthin wechselt.

„Da ist der Bürgermeis­ter gefordert, die erforderli­che Überzeugun­gsarbeit zu leisten“, findet Hülser.

„Das ist schlechter Stil. Am Ende hat er uns geblendet“Ingo Hülser Cdu-fraktionsc­hef

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FOTO: TV VOERDE

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