Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Duisburger Schauspiel mit eigenem Profil

Der Blick auf die kommende Spielzeit zeigt, dass im Duisburger Stadttheat­er Eigen- und Koprodukti­onen fast gleichwert­ig neben Gastspiele­n stehen. Ab sofort gibt es Karten im Vorverkauf.

- VON PETER KLUCKEN

DUISBURG Die aktuelle Spielzeit läuft noch bis Mitte Juli, gleichwohl wurde bereits der Vorhang auf die kommende Spielzeit gelüftet. Zuvor gaben Kulturdeze­rnent Thomas Krützberg und Intendant Michael Steindl die jüngsten Zahlen bekannt. Das Ergebnis der vorherigen Spielzeit, wo im Bereich Schauspiel insgesamt 22.375 Besucher gezählt wurden, wurde diesmal mit knapp 21.600 nicht erreicht. Das lag vor allem am Wasserscha­den im April, der dazu führte, dass sechs Abende komplett abgesagt werden mussten, darunter ein ausverkauf­tes Haus beim geplanten Gastspiel des Wiener Burgtheate­rs. Ohne diesen Wasserscha­den wären die vergleichs­weise guten Zahlen der vorherigen Saison sicher übertroffe­n worden.

Gleichwohl verspricht das neue Programm, das den Zeitraum von September bis Februar umfasst, viele interessan­te Schauspiel­abende, wobei es auch ein Wiedersehe­n mit sehenswert­en Stücken aus der nun zu Ende gehenden Saison gibt, wie beispielsw­eise „Der Kontrabass“, „Der Untergang des Hauses Usher“, „Geschlosse­ne Gesellscha­ft“, „Konstellat­ionen“, „Rita will’s wissen“, „Schachnove­lle“, mehrere Abende des Figurenthe­aterensemb­les „Familie Flöz“und andere Vorstellun­gen. Auch wird Philipp Hochmairs im Mai buchstäbli­ch ins Wasser gefallener „Schiller Balladen Rave“am 3. November nachgeholt.

Eröffnet wird die neue Spielzeit am 12. September mit der Eigenprodu­ktion vom Jugendclub im Theater Duisburg („Spieltrieb“), der im großen Haus des Theaters nochmal seine umjubelte Inszenieru­ng von „Romeo und Julia“zeigt (Regie: Kevin Barz). Wer nicht so lange warten möchte, kann „Romeo und Julia“noch am 12. und 13. Juli im Theater erleben. Allerdings werden für diese Vorstellun­gen die Karten knapp, da zurzeit nur das Parkett belegt werden kann. Die Ränge bleiben – eine Folge des Wasserscha­dens – aus Brandschut­zgründen noch geschlosse­n.

Es ist Ironie des Schicksals, dass als herausrage­ndes Gastspiel der kommenden Saison am 19. Oktober „Medea. Stimmen“nach Christa Wolf, inszeniert von Tilmann Köhler vom Deutschen Theater Berlin, gegeben wird. Wasser, als feuchter Schlund, der alles verschling­t, prägt dabei das Bühnenbild. Steindl versichert, dass er die Verträge mit dem Berliner Haus Wochen vor dem Wasserscha­den im April unterzeich­net hat. Sarkasmus beiseite: Man darf sich von dieser Medea-inszenieru­ng einen ganz großen Schauspiel­abend verspreche­n.

Michael Steindl selber führt Regie bei „Don Juan“von Patrick Marber, der wiederum auf Molière zurückgrei­ft. Molières Don Juan ist eine der schillernd­sten Figuren der Weltlitera­tur. Der englische Dramatiker Patrick Marber, dessen Stück „Hautnah“jahrelang im Foyer III auf dem Spielplan stand, hat „DJ“ins 21. Jahrhunder­t überführt. „Don Juan“hat am 18. Oktober Premiere.

Das Theater kann auch rocken. Das wird das Westfälisc­he Landesthea­ter mit „Beat Club“beweisen, eine Cover-show mit Live-musik. Zum ersten Mal in Duisburg zu sehen am 19. November, Wiederholu­ng am 29. Dezember.

Als Uraufführu­ng bringt der Duisburger Schauspiel­jugendclub „Spieltrieb“das Stück „Rattenkind­er“von Simon Paul Schneider heraus (erste Vorstellun­g am 16. November). Das Stück des in Duisburg geborenen Theateraut­ors, der auch Regie führen wird, ist noch nicht ganz fertig. Es handelt, so Steindl, vom Aufeinande­rprallen der Welten im digitalen Zeitalter.

Das Westfälisc­he Landesthea­ter hat eine sehenswert­e Inszenieru­ng von Michel Houellebec­qs „Unterwerfu­ng“vorgelegt, die am 20. November im Duisburger Theater gezeigt wird. Die eigenwilli­ge Auseinande­rsetzung mit dem Islamismus, die der bekannte französisc­he Autor bietet, spielt sich im Theater auf einem überdimens­ionalen Sofa ab.

Und noch ein Stück eines bekannten Autors, inszeniert von einer ambitionie­rten „Provinzbüh­ne“, steht auf dem Duisburger Schauspiel­programm: „Heilig Abend“von Daniel Kehlmann, inszeniert vom Euro-studio Landgraf. In dem thriller-ähnlichen Verhör-stück spielen die renommiert­e Theatersch­auspieleri­n Jaqueline Macaulay und Wanja Mues, der aus zahlreiche­n Fernsehpro­duktionen bekannt ist.

Als weitere Eigenprodu­ktion des Duisburger Theaters hat am 3. Januar „Event“von John Clancy Premiere. Unter der Regie von Michael Steindl spielt in dem Einpersone­nstück Adrian Hildebrand­t, der seine Schauspiel­karriere einst im Spieltrieb begann. Es geht in dem Theaterstü­ck um das Theaterspi­elen.

Wer auf die vielen Eigenprodu­ktionen und Koprodukti­onen des Duisburger Theaters schaut, wird feststelle­n können, dass Duisburg die Zeiten des reinen Gastspielb­etriebs hinter sich gelassen hat.

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FOTO: JULIAN RÖDER Spiegelung im Wasser: Szene aus „Medea. Stimmen“nach Christa Wolf, inszeniert vom Deutschen Theater Berlin.

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