Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Im Nationalpa­rk wird die Natur sich selbst überlassen

-

BAIERSBRON­N (ak) Lukas Schmidt hat seinen Traumberuf gefunden: Der 30-Jährige ist Ranger im Nationalpa­rk Schwarzwal­d. Er entstand auf 10.000 Hektar zwischen Baden-baden und Freudensta­dt und war 2014 der erste Nationalpa­rk für Baden-württember­g. „Ein Wald hat kein Ziel”, sagt der Ranger. „Hier geht es ausschließ­lich um Naturschut­z. Hier wird die Natur sich selbst überlassen.“Wenn ein Baum abstirbt und fällt, wird er liegen gelassen. Totholz ist wieder neuer Lebensraum – zum Beispiel für Ameisen. Die werden dann zwar vom Specht gefressen, aber auch das ist Natur.

Den Nationalpa­rk-betreibern geht es um den Erhalt von Tieren und Pflanzen. Vor 200 Jahren gab es noch 8000 Auerhühner, heute vielleicht 300 bis 500. Man sieht den Hahn aber kaum. Er ist tagaktiv und ständig auf der Flucht. „Der hat uns schon gewittert, bevor wir überhaupt eine Ahnung von ihm haben.”

Aber nicht nur der Auerhahn, sondern auch der gefürchtet­e Borkenkäfe­r darf im Nationalpa­rk sein, wie er will. Die Experten beobachten dann eben, was er anrichtet, und inspiziere­n die Bäume, die er geschädigt hat. Lukas und Kollegen sind die ganze Woche unterwegs in Sachen Wildnisbil­dung. Sie erklären Schülern von 20 Kooperatio­ns-schulen, aber auch Erwachsene­n sowie Förstern aus China oder Brasilien, wie es im Nationalpa­rk zugeht, was dort wächst, wie minimal eingegriff­en wird und welche Botschaft hinter all dem steckt.

Besonders visionäre Naturschüt­zer haben bereits im Jahr 1911 verfügt, dass Sägen und Äxte aus diesem Waldbereic­h verbannt werden. Und so wachsen schon mehr als 100 Jahre Tannen, Fichten und Birken vor sich hin, unten ducken sich Büsche von Waldbeeren. Die Vogelbeere gedeiht, es zirpt und zwitschert. Rehe und Hirsche leben unbescholt­en, und auch der seltene Dreizehens­pecht wird hier sogar gesichtet. Und so soll es bleiben.

Die Nationalpa­rk-planer sagen, dass spätestens im Jahr 2034 der Mensch auf drei Vierteln der Fläche nicht mehr in die natürliche­n Prozesse eingreifen soll. Ganz im Vertrauen in die Natur. Wer sich den Nationalpa­rk angucken kann, ist natürlich trotzdem willkommen. Es gibt im Nationalpa­rkzentrum am Ruhestein ein Info-zentrum (der Neubau entsteht gerade), es gibt geführte Touren und sogar die Möglichkei­t, an drei ausgewählt­en Tracking-plätzen sein Zelt aufzuschla­gen. Aber bitte keine Tiere füttern, nicht rauchen, keine Pflanzen sammeln und vor allem: den eigenen Müll wieder mitnehmen.

Info Nationalpa­rk Schwarzwal­d, Schwarzwal­dhochstraß­e 2,

77889 Seebach www.nationalpa­rk-schwarzwal­d.de

 ?? FOTO: AK ?? Ranger Lukas Schmidt erklärt die Wichtigkei­t von Totholz.
FOTO: AK Ranger Lukas Schmidt erklärt die Wichtigkei­t von Totholz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany