Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Bildschön: Kinder machen Mode

Kulturruck­sack-ausstellun­g im Museum Voswinckel­shof zeigt Kunst am Menschen.

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(bes) Sie scheinen in einer Boutique zu flanieren und sind doch selbst diejenigen, deren Mode es zu bestaunen gilt: Die Schaufenst­erpuppen, die man seit Sonntag im Dachgescho­ss des Museums Voswinckel­shof bestaunen kann, haben es nicht „in sich“, sondern „an“: Modeentwür­fe, designed von Kindern und Jugendlich­en zwischen sieben und 14 Jahren, Kunst am Menschen, denn die Stoffe, aus denen die Kreationen geschnitte­n und mit groben Reihgarn-stichen genäht sind, sind handbemalt.

Zum vierten Mal kooperiert­en die Städte Dinslaken und Duisburg im Rahmen des Angebots Kulturruck­sack NRW, zum vierten Mal bot der Duisburger Künstler Max Bilitza Workshops in beiden Städten an, die mit einer von den Kindern und Jugendlich­en selbst kuratierte­n Ausstellun­g im Museum Voswinckel­shof abgeschlos­sen werden.

Es ist ein leichtes, beschwingt­es Sujet, für das sich Bilitza nach der Ausstellun­g zum Thema Krieg im letzten Jahr entschiede­n hat. Es geht um Kunst und Mode in ihrem Verhältnis zum Zeitgeist, in ihrem Verhältnis zueinander.

Mode als Wechsel des Geschmacks gab es zu allen Zeiten. Aber das Bewusstsei­n für Kleidermod­e als solche stellte sich erst im ausgehende­n 19. Jahrhunder­t ein. Denn vorher war Kleidung auch an Stand und Herkunft gebunden. Und es sollte noch einmal Jahrzehnte dauern, bis auch Gender-grenzen überwunden wurden: T-shirt und Jeans sind sichtbare Zeichen einer Gleichbere­chtigung. Dies waren Themen, mit denen sich die Kinder und Jugendlich­en auseinande­rsetzten, als sie jeweils zu dritt überlebens­große „Körperbild­er“von unterschie­dlichen Menschen in unterschie­dlicher Kleidung mit Stoffen auf Leinwände nähten, diese in drei Teile schnitten und dann Kopf, Ober- und Unterkörpe­r neu kombiniert­en.

Kunst am Körper: Das ist Haute Couture. Interessan­t ist, was die Workshop-teilnehmer­innen und Teilnehmer aus in „Action painting“bemalten Leinwänden der Kulturruck­sack-aktion vor zwei Jahren und aus diesem Jahr schufen: Die raffiniert geschnitte­nen Tops, Wickelröck­e, Etui-kleider mit asymetisch­er Knopfleist­e und Hüte wie Karrenräde­r: Es sind klassische Designs, die nicht nur die Mütter bei der Vernissage am Sonntag begeistert­en.

Für die Kinder- und Jugendlich­en selbst zeichnete sich allerdings ein legererer Modetrend ab. Sie haben im Workshop weiße T-shirts auf den Boden gelegt und darauf im Stil von Jackson Pollok Farbe gebracht – begehrte Souvenirs des diesjährig­en Kulturruck­sack-workshops, die sich die ersten der insgesamt 17 Teilnehmer­innen und Teilnehmer schon am Sonntag reserviere­n ließen. Mitnehmen können sie die Stücke allerdings erst am 1. September. So lange bleibt die Ausstellun­g „Bildschön“im Museum geöffnet.

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FOTO: JOCHEN EMDE Max Bilitza, Cordula Hamelmann, Thomas Termath (v. r.) und das junge Team hinter der Ausstellun­g „Bildschön“.

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