Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Neuer Vorstoß gegen Qualzucht
Landwirtschaftsministerin Klöckner will Ausstellungen von Hunden verbieten, die unter den Folgen gewissenloser Zucht leiden. Der Verband für das Deutsche Hundewesen ist skeptisch.
BERLIN Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) will Ausstellungen von Hunden untersagen, die Merkmale verbotener Qualzucht aufweisen, wie sie etwa bei Mops und Bulldogge vorkommen. „Tierärzte berichten von vielen Tieren mit gesundheitlichen Problemen aufgrund von Qualzuchtmerkmalen. Das lässt darauf schließen, dass viele Züchter gegen das Verbot verstoßen“, sagte Klöckner unserer Redaktion.
Solche Gesetzesverstöße nachzuweisen, ist schwierig. Der Ministerin zufolge muss das zuständige Veterinäramt im Einzelfall feststellen, ob bei der Zucht zu erwarten war, dass Welpen Körperteile oder Organe fehlen oder sie kein gesundes Hundeleben zu erwarten hätten. Deshalb will Klöckner bei den Hundeschauen ansetzen. „Wir werden die Ausstellung solcher Tiere verbieten und damit auch den Anreiz für solche Züchtungen nehmen. Es ist doch absurd, dass diese Tiere auch noch prämiert werden – obwohl ihre Zucht gesetzeswidrig ist“, sagte die Cdu-politikerin.
Es sei nicht vertretbar, dass ein Tier leiden müsse, um den ästhetischen Ansprüchen seines Herrchens oder Frauchens zu entsprechen. „Manche Hunde können nur schwer atmen, das geht bis zum Kreislaufkollaps mit Ohnmacht.“Klöckner verwies darauf, dass nicht pauschal alle Tiere einer bestimmten Rasse betroffen seien. „Es ist zwar richtig, dass die Problematik bei Möpsen oder auch Englischen oder Französischen Bulldoggen weit verbreitet ist, es gibt aber auch hier Tiere, die zum Beispiel wieder längere Nasen aufweisen.“
Udo Kopernik vom Verband für das Deutsche Hundewesen ( VDH), dem größten Dachverband für Hundezucht und Hundesport in Deutschland, sagte auf Anfrage, der bekannteste Vertreter der sogenannten brachycephalen Hunderassen sei der Mops. Sein Verband beobachte seit Langem die Übertreibung einiger Rassemerkmale wie verkürzter Schnauzen, was die Tiere zunehmend behindere. Der VDH habe vor zwei Jahren in Zusammenarbeit mit der Bundestierärztekammer und der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft begonnen, die Gesundheit der Rasse zu verbessern.
Kopernik bezweifelt, dass ein Ausstellungsverbot von Tieren durchschlagenden Erfolg haben wird. Die Ausstellungen hätten nur einige Zehntausend Besucher pro Jahr. Viel mehr Einfluss habe TV-WERbung. Beiträge mit einer Bulldogge am Strand oder einem Mops im Auto erreichten ein Millionenpublikum. Das schaffe den viel größeren Anreiz, ein solches Tier zu kaufen. Wichtiger wäre aus seiner Sicht, ein Heimtierschutzgesetz zur besseren Kontrolle von Zuchten zu erlassen, denn bisher unterliege die Heimzierzucht keiner Kontrolle. Ferner forderte er eine bundesweite Registrierung aller Hunde. Insgesamt gebe es in Deutschland schätzungsweise sieben bis neun Millionen Hunde. Es gebe einen „wilden Handel“unter anderem mit Tieren aus dem Ausland. Dem VDH als Verband von 156 deutschen Zuchtvereinen seien im vorigen Jahr 400 Mops-welpen gemeldet worden. Bei der Tierschutzorganisation Tasso, die die Tiere auf Wunsch ihrer Besitzer per Chip vom Tierarzt zentral registriert und im Fall des Verschwindens bei der Suche hilft, seien aber rund 4000 Mops-welpen angemeldet worden. Bei der Französischen Bulldogge sei das Verhältnis 250 zu mehr als 5000. Nur ein kleiner Teil der Zucht bewege sich also im kontrollierten Bereich. Wirtschaft