Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
AFD im Osten stärkste Kraft
Die Partei kommt laut Umfrage mit 23 Prozent auf die meisten Stimmen. Eine neue Studie wirft der AFD derweil vor, Furcht vor Zuwanderern zu schüren.
DÜSSELDORF (dpa) Kurz vor der sächsischen Landtagswahl am 1. September steht die AFD vor allem im Osten Deutschlands gut da. Wäre am Sonntag Bundestagswahl, bekäme die AFD dort derzeit die meisten Stimmen. Laut Emnid-sonntagstrend für „Bild am Sonntag“liegt sie bei 23 Prozent und damit knapp vor der CDU (22 Prozent). Dahinter folgen die Linke (14 Prozent), die Grünen (13 Prozent), die SPD (11 Prozent) und die FDP (7 Prozent). Im Westen ergibt sich ein anderes Bild: Hier liegen CDU/CSU mit 27 Prozent vorn. Die Grünen kämen auf 25 Prozent, die SPD bekäme 13 Prozent und die AFD würde mit 12 Prozent nur auf Platz vier landen, vor FDP (9 Prozent) und Linken (7 Prozent). Bundesweit läge die AFD der Umfrage zufolge bei 14 Prozent. Im Vergleich zur Vorwoche ist das ein Plus von einem Prozentpunkt. Die Sozialdemokraten kämen auf 13 Prozent (minus 1), CDU/CSU unverändert auf 26 Prozent, die Grünen auf 23, die FDP auf 9, die Linke auf 8 Prozent.
Gegenwind bekommt die AFD derweil von einer neuen Studie. Medienwissenschaftlern zufolge schüre die Partei systematisch Furcht vor Zuwanderern. „Überraschend ist, wie konsequent das geschieht“, berichten die Professoren Thomas Hestermann (Hamburg) und Elisa Hoven (Leipzig) in der „Kriminalpolitischen Zeitschrift“.
Die Wissenschaftler hatten sämtliche 242 Pressemitteilungen der AFD zum Thema Kriminalität in Deutschland aus dem vergangenen Jahr analysiert und mit der Kriminalitätsstatistik verglichen: „Soweit die AFD bei Tatverdächtigen die Nationalität nennt, sind dies zu 95 Prozent Ausländer, nur zu fünf Prozent Deutsche“, berichtete Hestermann. Bei den fünf Prozent deutschen Tatverdächtigen in den Afd-mitteilungen werde stets betont, dass diese einen Migrationshintergrund hätten oder ihr Tatbeitrag gering gewesen sei, so die Forscher. Tatsächlich liegt der Anteil der nicht-deutschen Verdächtigen laut Kriminalitätsstatistik bei weniger als 35 Prozent.
Im Fokus der AFD standen vor allem Zuwanderer aus Syrien, Irak und Afghanistan, die 2018 laut Kriminalstatistik 5,2 Prozent aller Tatverdächtigen stellen. Afghanen, die laut Statistik in 1,5 Prozent aller Fälle verdächtigt werden, sind in den Afd-mitteilungen für 20 Prozent der erwähnten Taten verantwortlich. Ähnlich sehe es bei den Syrern aus: Ihre Gruppe stellt 2,5 Prozent der Tatverdächtigen, in den Afd-pressemitteilungen aber fast ein Fünftel (19 Prozent).
Während die AFD das Bild zulasten ausländischer Straftäter verzerre, werfe sie Medien gleichzeitig vor, Ausländerkriminalität zu unterschlagen, so die Medienforscher. Die Wissenschaftler kommen zum umgekehrten Schluss: „Die größte Lücke liegt in der Wahrnehmung deutscher Tatverdächtiger.“Die AFD habe ihre Themen in Medien platzieren können, urteilten die Medienforscher. So etwa die vermeintlich „grassierende Messerepidemie“. Dies sei von Medien aufgegriffen worden, obwohl nach Zahlen des Landeskriminalamts Niedersachsen 2017 lediglich 2,8 Prozent der erfassten Gewalttaten mit Messern verübt wurden.