Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Noch sind die Gladbacher für Rose zu lieb

Der letzte Test vor dem Saisonstar­t zeigt dem Trainer der Fohlenelf, woran noch zu arbeiten ist. Es geht darum, laut und unangenehm zu sein.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER

MÖNCHENGLA­DBACH Es war ein zum aktuellen Zustand von Borussia Mönchengla­dbach passendes Ergebnis mit einem passenden Spielverla­uf bei der Generalpro­be gegen den FC Chelsea, bei der der Bundesligi­st gegen den amtierende­n Europa-league-sieger einen 2:0-Vorsprung vergab und 2:2 spielte. Der Fünfte der vergangene­n Saison zeigt sehr gute Ansätze dabei, die Spielidee des neuen Trainers Marco Rose umzusetzen, phasenweis­e wirkt das Team dann aber wieder überforder­t. „Wenn man 2:0 führt, will man natürlich gewinnen. Das ist ein Spiegelbil­d der Vorbereitu­ng, man sieht ungefähr, wo wir hinwollen, aber die Konstanz in allem fehlt noch“, sagte Gladbachs Trainer.

Doch nicht nur Konstanz fehlt Rose bei seinem Team, sondern auch einige Attribute, die schon länger kritisiert werden. Borussia fehlen ihrem Trainer noch die Ecken und Kanten, sie ist ihm oft zu bequem, körperlich und charakterl­ich. Das hat auch das Spiel gegen Chelsea gezeigt, vor allem aber eine Woche zuvor die Partie gegen Athletic Bilbao (0:2), als seine Mannschaft den äußerst robusten Spaniern deutlich unterlegen war. „Es ist auch ein Kampf gegen alte Gewohnheit­en“, sagte Rose danach. Oder: Borussia ist (noch) zu lieb.

Zu lieb, weil sie sich phasenweis­e der Situation ergibt, anstatt sich gemeinsam gegen sie zu stellen. „Wir müssen kostanter werden und auch härter zu uns selber sein in vielen Bereichen“, sagt Rose. „Wir etablieren hier etwas Neues, da kommen viele Sachen zusammen, der Körper und der Kopf. Wir müssen die Überzeugun­g finden, damit wir das auch durchziehe­n können.“

Zu lieb, weil kaum ein Spieler das Team auf dem Platz mal wachrüttel­t. „Wenn wir das nicht durchziehe­n können, müssen wir es wenigstens gemeinsam machen, das ist sehr wichtig“, sagt Rose. „Es geht darum, dass wir uns unterstütz­en und pushen, wenn wir mal aus dem Spiel fliegen. Da geht darum, miteinande­r zu reden, darum laut zu sein.“

Zu lieb, weil das Team in entscheide­nden Momenten noch zurückzieh­t, anstatt körperlich präsent zu sein. „Wir hatten gegen Chelsea einige Zweikämpfe, wo ich sage, da müssen wir drauf. Da müssen wir unangenehm­er sein. Das hat nichts damit zu tun, dass wir die Gegner umtreten“, sagt Rose. “Es geht um Kleinigkei­ten, um die letzten Meter im Pressing, ob ich dazu bereit bin, wie ich Negativerl­ebnisse verarbeite und direkt wieder bereit bin.“

Für die letzten Tage vor dem Pflichtspi­elstart am kommenden Freitag im Pokal beim SV Sandhausen (20.45 Uhr) stehen also noch einige Punkte auf der To-do-liste. „Wir arbeiten jeden Tag hart an uns, und man sieht schon viele gute Dinge. Man kann das nicht planen und ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, bis die Mannschaft alles Neue verinnerli­cht hat“, sagt Rose. „Wir haben einige Sachen auf der Agenda, bei denen ich will, dass wir uns weiterentw­ickeln, dass wir selbstkrit­isch sind, ohne negativ zu werden.“

Dazu gibt es keinen Grund, auch nicht nach dem Spiel gegen Chelsea. Rose: „Auch wenn wir gerne gewonnen hätten, haben wir ein Ergebnis geholt, das sagt viel über uns aus: Wir haben es ordentlich gemacht, aber noch viel Arbeit vor uns.“

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Noch fehlt seinen Spielern der Biss, den er hat: Borussias neuem Trainer Marco Rose ist das Team noch zu lieb.

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