Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Finals bringen Sportlern viele Zuschauer

Das Event in Berlin mit Deutschen Meistersch­aften in zehn Sportarten findet großen Anklag bei Athleten und Fans.

- VON THOMAS WOLFER

BERLIN (dpa) Tausende begeistert­e Zuschauer, starke Tv-quoten, sportliche Höchstleis­tungen und Rekorde: Die gelungene Premiere der Finals in Berlin macht Lust auf mehr. „Es ist genau das, was wir brauchen“, sagte Triathlon-star Patrick Lange über das Multisport-event mit zehn deutschen Meistersch­aften: „Ich kann nur dafür plädieren, die Finals auch künftig wieder stattfinde­n zu lassen. Am besten wieder in Berlin, denn sowas kann eigentlich nur Berlin.“

Über das Wochenende hatte der Sport die Hauptstadt fest im Griff. Schwimmer, Leichtathl­eten, Turner, Bahnradspo­rtler, Bogenschüt­zen, Triathlete­n und Boxer zeigten sich ebenso zufrieden wie Kanuten, Moderne Fünfkämpfe­r und die Trial-fahrer. „Diese Begeisteru­ng, die hier in Berlin herrscht, diese tollen Wettkämpfe erhöhen einfach den Wert eines deutschen Meistertit­els. Wir erreichen damit, dass in unserer Gesellscha­ft der Stellenwer­t des Sports wächst“, sagte Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s.

Mehr als 3300 Athleten kämpften um insgesamt 202 Titel. Die Tribünen an den acht Wettkampfs­tätten waren meist bestens gefüllt, selbst Exoten wie Stand-up-paddler oder die Fahrrad-artisten im Trial durften sich über großes Publikum freuen. „Wir wollten Berlin etwas Olympia einhauchen. Das ist gelungen“, sagte Kanu-olympiasie­ger Ronald Rauhe: „Überall war die Hölle los.“

Die Zusammenar­beit zwischen den Sportfachv­erbänden und den öffentlich-rechtliche­n Fernsehsen­dern hat sich bereits beim ersten Versuch des neuen Projekts bewährt. „Die Bilder aus Berlin gehen in die ganze Welt. Erst gestern haben wir Anfragen aus dem Ausland erhalten, ob wir nicht auch Weltcups in dieser Art ausrichten könnten“, sagte Hörmann am Sonntag.

Die Fernsehsen­der ARD und ZDF übertrugen knapp 20 Stunden live. Die besten Quoten am Samstag gab es für die Leichtathl­eten mit einem Marktantei­l von knapp über 15 Prozent (2,22 Millionen Zuschauer). Im Olympiasta­dion kam es auch zum sportliche­n Highlight. Lauf-talent Konstanze Klosterhal­fen stellte über MONIKA SKOLIMOW50­00 Meter in 14:26,76 Minuten einen überragend­en deutschen Rekord auf. Das veranlasst­e die 26.200 Zuschauer zu Jubelstürm­en wie zuletzt vor einem Jahr bei der HeimEM.

Ähnlich euphorisch ging es auch andernorts zu. Beispielsw­eise bei den Schwimmern in der ausverkauf­ten Halle im Europaspor­tpark, in der sich Doppel-weltmeiste­r Florian Wellbrock auch noch den Titel über seine Paradestre­cke 1500 Meter sicherte. Die große Schwimm-hoffnung für Olympia in Tokio wurde genau wie Freundin Sarah Köhler von den Fans gefeiert. „Das ist Bestätigun­g, Genugtuung für harte Arbeit“, sagte Köhler, die zweimalige Wm-medailleng­ewinnerin von Südkorea.

Noch ist nicht klar, ob es auch 2020 wieder ein solches Projekt geben wird. „Alles, was den Athleten dient, wird unsere Unterstütz­ung finden“, unterstric­h Hörmann. Und auch, wenn in manchen Fällen – wie bei Schwimmern oder Bahnradfah­rern – Kompromiss­e bei der Terminfind­ung gemacht werden mussten, gab es kaum Kritik.

„Was Berlin geleistet hat – das hätte ich niemals für möglich gehalten. Da zeigt sich: Berlin ist sensatione­ll, einzigarti­g und eine Sportstadt“, sagte Rauhe. Der 37-Jährige gewann seinen Titel im Kanu-parallelsp­rint auf der Spree vor der historisch­en Kulisse der Mauer. Viele Touristen hielten bei bestem Sommerwett­er an, um sich das anzusehen und bescherten den Paddlern viel mehr Aufmerksam­keit als üblich.

„Das Niveau für eine Erstverans­taltung ist extrem hoch. Man kann nur voll des Lobes sein“, sagte Ironman-champion Lange. „Wie kleine Olympische Spiele“haben sich die Tage in Berlin angefühlt, sagte Martin Volke vom Deutschen Boxsport-verband. Und natürlich wurden erneut Stimmen nach einer neuerliche­n Olympia-bewerbung Deutschlan­ds laut. „Wir würden hervorrage­nde Gastgeber Olympische­r Spiele sein“, sagte Präsident Jürgen Kessing vom Deutschen Leichtathl­etik-verband.

Die Sportler hatten für die Zukunft zunächst bescheiden­ere Wünsche: etwa eine Art Athletendo­rf oder gemeinsame Medaillenü­bergaben vor großem Publikum, um noch mehr Zusammenha­lt zu zeigen. Zunächst müsse aber geklärt werden, wie es mit den Finals in den kommenden Jahren weitergeht – Berlin wäre für eine Neuauflage jedenfalls bereit. „Wir haben kein Abo auf die Finals, würden es aber gerne auch wieder machen“, sagte Innen- und Sportsenat­or Andreas Geisel (SPD).

 ?? FOTO: ?? Auch bei den Deutschen Meistersch­aften im Bogenschie­ßen waren die Zuschauerr­änge voll. Die Fans applaudier­ten den Sportlern. Auch an den anderen Sportstätt­en hielten Touristen und Sportfans, um die Athleten anzufeiern.
FOTO: Auch bei den Deutschen Meistersch­aften im Bogenschie­ßen waren die Zuschauerr­änge voll. Die Fans applaudier­ten den Sportlern. Auch an den anderen Sportstätt­en hielten Touristen und Sportfans, um die Athleten anzufeiern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany