Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Himmlische­s Chaos auf der Lankerner Bühne

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LANKERN (cbr) „Nie war er so wertvoll wie heute“, werden sich viele Lankerner beim Anblick des riesigen Schirms gedacht haben, die sich am Freitagabe­nd auf den Weg zum Sportplatz gemacht hatten: Es schüttete wie aus Kübeln. Der Volksmund schreibt Petrus die Verantwort­ung zu. Das beruht jedoch auf einem Schreibfeh­ler, wie wir nun wissen: Eigentlich hätte es „Petra“heißen müssen, wie uns in der Komödie „Halleluja oder Wenn am Himmelstor die Technik streikt“glaubhaft vermittelt wurde.

Die Theatergru­ppe „Rosa Prosa“hatte unter der Leitung von Gertrudis Terbrügge bereits seit Anfang des Jahres geprobt. Und was die 13 Hobbyschau­spieler auf die liebevoll gestaltete Bühne brachten, konnte sich wirklich sehen lassen. Man stelle sich vor: Das Tor zum Himmel ist digitalisi­ert worden und alle Erdenbewoh­ner werden nach einem Sündenkoef­fizienten entweder in den Himmel oder in die Hölle geschickt. So weit, so gut. Was aber passiert, wenn der Computer streikt, der den Koeffizien­ten berechnet – und die Entwickler­in des Programms derart zerstreut ist, dass die lichten Momente zur Reparatur Mangelware sind? Dann gibt es einen Stau am Himmelstor – und überirdisc­he Verwicklun­gen. Zur Verwirrung trägt bei, dass ein Schutzenge­l seine Pflichten nicht so wahrgenomm­en hat, wie er es hätte tun müssen, so dass ein reumütiger Mafioso durch ein vergiftete­s Tiramisu dahingesch­ieden ist.

Wenn man dann noch einen Dämon hinzufügt, der eigentlich ein gutes Herz hat – und eine alte Dame, die bis zum Wahnsinn fromm ist, sich aber in der Warteschla­nge vor dem Himmelstor in Luzifer, den Herrn der Finsternis verknallt, ist das himmlische Chaos perfekt. Und so hatten die zahlreiche­n Besucher einen überirdisc­hen Spaß, den toll vorbereite­ten Akteuren auf der Bühne zuzusehen. Angefangen von der zwischen Genie und Wahnsinn schwankend­en Alberta, mit perfektem Sprachfehl­er gespielt von Hildegard Bauhaus, über Beate Tepferd als bigotte Frau Steinmetz, den mal jovialen, mal wütenden Christoph Boland als Luzifer bis hin zur ihre Überforder­ung ertränkend­en Petra als „Petra“gelang es allen Darsteller­n, ihren Rollen farbenreic­he Charaktere zu verleihen.

Auch der Engel Laura Willing trug ebenso wie Jan Willing als Francesco mit engagierte­m Spiel zur Handlung bei. Martina Messing als kriminelle Informatik­erin Janet Schell überzeugte in ihrer Rolle ebenso wie die zahlreiche­n kleineren Rollen (Anja Gantefort/edv-engel, Mona Nienhaus/mercedes, Johannes Terbrügge/ziyi, Susanne Loskamp/hippie, Barbara Tidden/satanist). Ein Extralob hat sich Manfred Tidden verdient: Den zwischen loyaler Boshaftigk­eit und Gutmütigke­it schwankend­en Dämon spielte er mit schon fast profession­eller Gestik. Toll, was die Darsteller von „Rosa Prosa“auf die Beine gestellt haben: Und, wie man allen Mitwirkend­en anmerken konnte, ist Theatermac­hen ein tolles Hobby. Man darf sich auf die nächsten Produktion­en freuen.

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FOTO: STOFFEL Die Laienakteu­re sorgten für viele heitere Momente.

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