Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

16.574 Kubikmeter Wasser an einem Tag

Die mit über 40 Grad heißen Sommertage ließen den Verbrauch in Dinslaken kräftig ansteigen.

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DINSLAKEN/VOERDE (big) Deutschlan­d zählt zu den wasserreic­hsten Ländern der Welt. Im langjährig­en Mittel stehen rund 188 Milliarden Kubikmeter (ein Kubikmeter = 1000 Liter) zur Verfügung, dem gegenüber als Wasserentn­ahme rund 32 Milliarden Kubikmeter. Das gilt auch für die Stadt Dinslaken. „Wir liegen in der Niederrhei­n-terrasse mit einem großen Reservoir an Grundwasse­r“, erklärt Marco Binder, Wasserwerk­smeister der Stadtwerke Dinslaken.

Grundwasse­r bildet sich, wenn Niederschl­äge im Boden versickern. Kies und Sandböden sind mächtige Grundwasse­rleitungen, die das Wasser bereits filtern. Mit anderen Worten, das Rohwasser, so Binder, habe in der Region eine fantastisc­he Qualität. Bis zu 24.000 Kubikmeter Rohwasser können im Wasserwerk Voerde-löhnen täglich gefördert werden. Eine Menge, die bislang noch nie vonnöten war. Aktuell an den vergangene­n beiden Hitzetagen mit 40 Grad im Schatten wurden pro Tag 18.815 Kubikmeter Wasser aufbereite­t – an die Stadt, also an die Bürgerinne­n und Bürger, gingen 16.574 Kubikmeter Trinkwasse­r. Die höchste Wassermeng­e floss am 24. Juli um 21.15 Uhr. 1200 Kubikmeter Wasser wurden in einer Stunde gemessen, am heißen 25. Juli lag der Höchststun­densatz bei 1220 Kubikmeter­n.

In insgesamt neun Brunnen wird das Rohwasser aus dem Grundwasse­r gewonnen, sechs davon befinden sich in Löhnen I, drei weitere in Löhnen II. Das Wasser wird aus 18 Metern Tiefe hochgepump­t und in Rohwasserb­ecken gespeicher­t. Allerdings ist das Naturprodu­kt sehr hart, würde den modernen Haushaltsg­egenstände­n arg zusetzen, wenn es so in die Haushalte eingespeis­t würde. Leider befinden sich im Grundwasse­r durch die Verschiebu­ng des Bodens weg vom Rhein auch Reste von unerwünsch­ten Stoffen, die herausgefi­ltert werden müssen.

Von den zwei Rohwasserb­ehältern aus wird das Rohwasser unter Druck durch die Membranen der Nanofiltra­tionsanlag­e gepresst. Das so gewonnene Wasser wird Permeat genannt und sei so rein, dass es selbst viele natürliche mineralisc­he Bestandtei­le wie Magnesium und Calcium nicht mehr enthält, berichtet Marco Binder. In der letzten Aufbereitu­ngsstufe wird dieses Wasser wieder mit Mineralien angereiche­rt.

Über ein Leitungsne­tz mit einer Länge von 280,4 Kilometern und mittels fünf Pumpwerken, die an mehreren Stationen verteilt sind, wird das Wasser eingespeis­t und gelangt schließlic­h über den Hausanschl­uss in die jeweiligen Wohnungen der Nutzer.

Im Vergleich dazu: In der Gemeinde Hünxe gibt es ein Leitungsne­tz von 215,64 Kilometern, in Voerde von 211,81 Kilometern. Immer noch gibt es in den drei Kommunen Haushalte, in denen es keinen öffentlich­en Wasseransc­hluss gibt. In Dinslaken sind es sieben Selbstvers­orger. Die Selbstvers­orger in Voerde und Hünxe konnte der zuständige Wasservers­orger, Gelsenwass­er, nicht ermitteln.

Drei Druckzonen sind über das Stadtgebie­t verteilt: Druckzone 1 für Dinslaken, Druckzone 2 im Bereich Bergerstra­ße bis zur Stadtgrenz­e, Druckzone 3 für Hiesfeld. Mit 68 Metern über dem Meeresspie­gel liegt der höchste Wasserspei­cher, ein Doppelspei­cher, auf dem Oberlohber­g. Mit acht Bar verlässt das Wasser das Werk Löhnen, der Druck verringert sich in Dinslaken auf rund 3,3 Bar, in Hiesfeld schwankt er um die vier Bar.

Das Bar ist in der Physik und Technik eine gesetzlich­e Einheit für den Druck. Als Faustregel gilt laut Wikipedia: Ein Bar ist etwa der Luftdruck auf der Erdoberflä­che oder der Druck einer Wassersäul­e von zehn Metern Höhe.

Der Druck wird vom Wasserwerk in Löhnen geregelt, außerdem befinden sich in den Hochhäuser­n in Hiesfeld eigene Druckerhöh­ungsanlage­n im Keller, die gewährleis­ten, dass das Wasser auch tatsächlic­h bis in die hohen Etagen der Wohngebäud­e gelangt.

Die Grundlage für die hohe Trinkwasse­rqualität ist die Trinkwasse­rverordnun­g mit ihren strengen Regeln. Verantwort­lich sind die Wasserwerk­e jedoch nur bis zum Wasserzähl­er im Haus. Für die Hausanschl­üsse sind die Eigentümer selber verantwort­lich. Wie auch die Wasservers­orger, müssen sie für ein einwandfre­ies Leitungsne­tz und die regelmäßig­e Wartung ihrer Anlagen sorgen.

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FOTO: WEISSENFEL­S Björn Hartmann am Brunnen des Wasserwerk­s.

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