Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Behindertenverband fordert Fahrkurse für E-roller
BERLIN (dpa) Sie fahren auf Gehwegen, immer wieder auch betrunken, und lassen ihre Gefährte mitten auf Bürgersteigen stehen oder liegen: Manche Fahrer von E-tretrollern gefährden nicht nur sich selbst, sondern auch andere. Ein Problem ist das vor allem für Behinderte. „Wir sind strikt gegen E-tretroller. Die Zulassung kam übereilt und viel zu schnell“, sagt der Vorsitzende des Berliner Behindertenverbands, Dominik Peter. Er fordert daher verpflichtende Kurse für alle E-rollerfahrer. „Die E-tretroller können eine echte Stolperfalle sein“, ergänzt Stephan Heinke, Leiter des Gemeinsamen Fachausschusses Umwelt- und Verkehr beim Deutschen Blindenund Sehbehindertenverband.
„Man kann echt viel mit den Rollern anstellen. Ich verstehe nicht, warum man nicht sagt: Bevor die Nutzung erlaubt ist, muss man vier praktische Stunden absolvieren, in denen auf die Gefahren hingewiesen wird“, so Peter. „Im Prinzip muss auch der öffentliche Raum komplett neu eingeteilt werden. Wir haben jetzt eine neue Gruppe von Menschen, die im Verkehr unterwegs ist“, ergänzt er. Da müsse man klären, wie man diese Gruppe einbinden könne. Aus seiner Sicht ist auch die Altersgrenze zu niedrig angesetzt. Sie liegt für E-tretroller – auch E-scooter genannt – bei 14 Jahren.
„Ordnungsamt und Polizei müssten konsequenter im Einsatz sein und kontrollieren“, fordert Heinke. Auch das Strafmaß für Missachtung der Regelungen müsse deutlich höher sein. „Die jetzigen Bußgelder sind keine wirklichen Strafen“, so Heinke. Nach Adac-angaben kostet etwa das Fahren mit einem E-tretroller auf dem Gehweg bis zu 30 Euro. Das Fahren ohne eine Betriebserlaubnis kostet 70 Euro.
Ein großes Problem für Blinde sei es auch, dass sie herannahende E-tretroller nicht sehen und daher nicht zur Seite gehen könnten. „Ein junges Mädchen aus unserem Verband wurde bereits von einer Rollerfahrerin in Berlin angerempelt und auch noch beschimpft, weil es nicht ausgewichen ist“, so Heinke.
Der Sozialverband VDK übt ebenfalls Kritik. „Für kleine Kinder, für Ältere und für Menschen mit Behinderung ist das Risiko am höchsten. Sie können oft nicht so schnell reagieren und zur Seite springen, wie es notwendig wäre“, sagte Vdk-präsidentin Verena Bentele dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. E-roller in diesem Maßstab einzuführen, sei unbedacht gewesen, betonte die Präsidentin.