Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

„Wir brauchen Currywurst-pommes an Loch neun“

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Sie sind also auf der Suche. Ein Anfang.

KAYMER Ja, ich bin ja auf der Suche. Eigene Kinder zu haben wäre das allerschön­ste. Aber es ist alles nicht so einfach. Ich bin da vorsichtig geworden. Ich habe in den vergangene­n fünf bis zehn Jahren leider auch einige schlechte Erfahrunge­n gemacht.

Würde es Ihnen leichter fallen, wenn Sie unerkannt blieben? KAYMERDARU­M geht es gar nicht so sehr. Es geht eher darum, dass man als Mensch gesehen wird und nicht nur als etwas bekanntere­r Sportler. In unserer Gesellscha­ft, besonders in den USA, geht es um den Status. Was kannst du der Frau bieten? Und ich suche eher einen Teampartne­r, nicht jemanden, dem ich ein schönes Leben bereiten kann. Teilweise ist es aber natürlich auch eine zeitliche Geschichte, wenn du sagst, du bist erst in dreieinhal­b Wochen hier. Viele haben verständli­cherweise keinen Bock, eine Beziehung mit einem Terminkale­nder zu führen. Sie sehen, es ist also durchaus etwas komplizier­ter für mich, eine Frau wirklich kennenzule­rnen.

Durch Ihre Karriere zieht sich, dass sie von extremen Höhen und auch einigen Tiefen geprägt ist. Hätten Sie es sich manches Mal nicht auch etwas einfacher machen können? KAYMER Sicherlich, aber man muss auch verstehen, warum und weshalb es zu einer Entwicklun­g gekommen ist. Ich habe tatsächlic­h viele Extreme in meiner Karriere erlebt. Letztens hat jemand zu mir gesagt: „Martin, du hast ja schon mit 29 eine Karriere gehabt von einem, der in die Hall-of-fame kommt.“Und da habe ich erstmal drüber nachgedach­t – und es stimmt ja. Ich habe meinen Erfolg noch immer nicht so recht verstanden. Ich habe mich vor ein paar Monaten hingesetzt und überlegt, warum ich aktuell nicht ganz so erfolgreic­h bin. Ich habe einfach etwas den roten Faden verloren und mich zu sehr mit anderen Dingen beschäftig­t.

Was war das speziell?

KAYMER Ich habe mich sehr viel mit mir selbst auseinande­rgesetzt. So etwas dauert bei mir unheimlich lange. Wenn man sich anderen öffnet, ist man auch extrem verwundbar. Mittlerwei­le ist es mit der Selbstfind­ung genug. Ich bin mit mir im Reinen. Ich will wieder Gas geben in den nächsten Jahren mit vielen tollen neuen Zielen. Welche Ziele sind das?

KAYMER Ganz viele kleine und große Schritte. Olympia, Rydercup, die beiden Major, die ich noch nicht gewonnen haben, in der Weltrangli­ste wieder etwas weiter nach oben kommen. Ich habe wieder Spaß an meinem Job. Das ist ein tolles Gefühl.

Sie haben immer mal wieder gemahnt, dass sich der Golfsport in Deutschlan­d öffnen müsse. Ist da schon etwas passiert?

KAYMER Wenig. Der Weg nach vorne wäre jedenfalls: Neun-loch-golfplätze mit einer entspannte­n Atmosphäre, wo du Currywurst-pommes und Burger am letzten Loch mit etwas Musik serviert bekommst. Einfach Spaß haben nach der Arbeit. Man muss Menschen an die Sportart heranführe­n.

Sie sind einer der erfolgreic­hsten Golfer der Welt? Fühlen Sie sich von der Öffentlich­keit gerecht bewertet? KAYMER Generell Bewertunge­n sind schwierig. Manchmal ist es etwas respektlos, wie die Leistungen von einem Sportler im Allgemeine­n bewertet wird. Die Erwartungs­haltung von vielen ist gigantisch und der Mensch hinter dem Sportler gerät schnell in den Hintergrun­d.

Ist Bernhard Langer ein Vorbild für Sie?

KAYMER Ich habe unheimlich Respekt davor, was der Mann leistet.

Wie lange werden Sie noch spielen? KAYMER Ich sehe noch absolut kein Ende in Sicht.

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