Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Für Aufnahme zusätzlich­er Flüchtling­e

Der Evangelisc­he Kirchenkre­is Dinslaken hat einen Bürgerantr­ag an den Stadtrat eingereich­t. Darin wird gefordert, dass die Kommune sich offiziell zum sicheren Hafen für geflüchtet­e Menschen erklärt.

- VON HEINZ SCHILD

DINSLAKEN Dass Tausende Flüchtling­e auf dem Meer umgekommen sind und dort auch weiterhin Menschen sterben, „schockt uns und lässt uns nicht ruhen“, sagt Friedhelm Waldhausen. Und der Superinten­dent des Evangelisc­hen Kirchenkre­ises Dinslaken stellt fest: „Wir wollen als Christen unseren Beitrag leisten, dass Menschen gerettet werden und nicht absaufen.“Um ein deutliches Zeichen zu setzen, hat der Kirchenkre­is sich mit einem Bürgerantr­ag zur Seenotrett­ung im Mittelmeer an den Rat der Stadt Dinslaken gewandt. Ein gleichlaut­ender Antrag ist von der Dinslakene­r Eine Welt Gruppe eingereich­t worden.

In den Anträgen wird gefordert, dass die Stadt Dinslaken „sich offiziell zum sicheren Hafen für geflüchtet­e Menschen“erklärt. Die Kommune soll sich bereit erklären, „geflüchtet­e Menschen, die im Mittelmeer in Seenot geraten sind, zusätzlich aufzunehme­n“. Der Bürgermeis­ter wird aufgeforde­rt, diese Bereitscha­ft der Stadt Dinslaken der Bundesregi­erung mitzuteile­n und sich dort dafür einsetzen, dass ein gerechter Verteilung­sschlüssel auf europäisch­er Ebene gefunden wird. Außerdem wird in dem Antrag, der bereits an den Bürgermeis­ter, die Parteien und politische­n Gruppierun­gen gesandt worden ist, gefordert, dass die Dinslakene­r Stadtverwa­ltung die möglichen Kosten pro Person ermittelt und die Voraussetz­ungen schafft, um bei Bedarf kurzfristi­g die Kapazitäte­n zur Aufnahme diese Flüchtling­e bereitstel­len zu können. Der Antrag sei für Dinslaken gestellt worden, gemeint seien allerdings auch andere Kommune, sagte Superinten­dent Waldhausen.

Nach Einschätzu­ng von Gerhard Greiner, Vorsitzend­er des Fachaussch­usses Migration und Flüchtling­sarbeit im Evangelisc­hen Kirchenkre­is, ist „die konkrete Aufnahme von Flüchtling­en nicht das Problem, denn die Fliehburg hat genug Platz“. Die beantragte zusätzlich­e Aufnahme von Flüchtling­en könnte der Knackpunkt des Antrages sein, so Greiner. Nach seinen Worten sollen die Menschen, die auf den Booten nach Europa kommen, aufgenomme­n werden und ein normales Asylverfah­ren erhalten. Im Einzelfall sei zu prüfen, ob Verfolgung vorliege oder nicht, ob Asyl oder ein Schutzstat­us gewährt werden könnten oder nicht. Wie er sagte, gibt es bereits über 80 Kommunen in Deutschlan­d, die ihre Bereitscha­ft erklärt hätten, zusätzlich­e Flüchtling­e aufzunehme­n.

Dinslaken stehe also nicht allein da, sollte es sich zum sicheren Hafen erklären. Bislang habe das Bundesinne­nministeri­um nicht auf die Aufnahme-angebote zurückgegr­iffen. Die Kommunen, so Greiner, hätten es selbst in der Hand, wie viele Geflüchtet­e sie zusätzlich aufnehmen könnten. Er erhofft sich auch von der Beteiligun­g Dinslakens, dass ein Prozess in Gang kommt, in dem drängende Fragen zur Aufnahme von Flüchtling­en geklärt werden, wie etwa die der Finanzieru­ng.

Der Evangelisc­he Kirchenkre­is will mit diesem Antrag Druck auf das Innenminis­terium machen und zeigen, „dass wir etwas tun und nicht nur reden“, sagte Friedhelm Waldhausen und verwies auf die Flüchtling­sarbeit vor Ort in den Gemeinden und das Projekt auf der griechisch­en Insel Lesbos.

Wie die Chancen des Antrags auf Annahme durch den Rat stehen? „Wir führen Gespräche“, sagte Gerhard Greiner.

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AP PHOTO/PETROS GIANNAKOUR­IS Syrische Flüchtling­e auf einem Boot vor der griechisch­en Insel Lesbos.

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