Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Wunderfind­er danken für Unterstütz­ung

Der Verein, der sich um Bedürftige kümmert, hat ein neues Ziel: Obdachlose sollen in einem leer stehenden Gebäude im Hardtfeld untergebra­cht werden. Es ist renoviert und hat zwölf Appartemen­ts.

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DINSLAKEN (aha) Als die Wunderfind­er gegründet wurden, war die Euphorie bei der Stadt Dinslaken eher gebremst. Mittlerwei­le haben Stadt und Ehrenamtle­r zusammenge­funden. Und als die Wunderfind­er sich nun nach zweieinhal­b Jahren bei einer kleinen Zusammenku­nft bei ihren Unterstütz­ern bedankten, waren selbstvers­tändlich auch Bürgermeis­ter Michael Heidinger und Sozialdeze­rnentin Christa Jahnke-horstmann dabei.

Man habe zuerst in intensiven Gesprächen geprüft, ob Angebot und Konzeption der Wunderfind­er zu den städtische­n Angeboten passen, erläuterte Bürgermeis­ter Heidinger bei der Danke-veranstalt­ung. Zwar sei ein niederschw­elliges Angebot durchaus erwünscht gewesen – allerdings „für die Menschen, die hier sind“. Dinslaken sollte nicht zum Anziehungs­punkt für Obdachlose aus dem Umland werden. Mittlerwei­le „ziehen wir an einem Strang“, so Heidinger. Die Wunderfind­er leisten mit ihrem Ansatz, Menschen „zu aktivieren“, also möglichst wieder in Lohn und Brot zu bringen, „wertvolle Arbeit“, lobte er. Die niederschw­ellige Basisarbei­t der Wunderfind­er könne die Stadt nicht leisten, sie sei daher eine gute Ergänzung zu den kommunalen Angeboten.

An der Wand des Barbarahei­ms dokumentie­rten Fotos von 2017 bis heute das ehrenamtli­che Engagement der Wunderfind­er: Von der Einrichtun­g des Wunderhaus­es über die Spende des Busses von der Nispa, die Ausgabe von Hilfsgüter­n und Spielzeug auch an Alleinerzi­ehende bis hin zu den Ausflügen ins Freibad Voerde, in die Niederland­e, zum Movie Park. Die Helfer des Vereins begegnen den Menschen, die sie betreuen, auf Augenhöhe. Vielleicht suchen deswegen auch diejenigen, die offizielle Hilfe nicht in Anspruch nehmen möchten, bei den Wunderfind­ern Unterstütz­ung. Durch den Kontakt mit den Bedürftige­n lernte Vereinsvor­sitzender Ludger Krey im Laufe der 30 Monate, was Bedürftige im Sommer, was sie im Winter brauchen, dass Feuchttüch­er zu jeder Jahreszeit ein hohes Gut sind, weil sich Obdachlose ansonsten nicht waschen können, er lernte das Verhalten von Methadon-patienten einzuordne­n und vor allem aber lernte er das: „Das sind Bedürftigk­eit muss durch einen aktuellen Bescheid (Hartz 4, Grundsiche­rung) nachgewies­en werden.

Weitere Vorhaben Kinderback­en für Bedürftige, Nikolausfe­ier für Alleinerzi­ehende, Weihnachts­feier und Sommerfest für Bedürftige, Ausflug für Alleinerzi­ehende, Schwimmkur­s für Kinder, Schlittenf­ahren. ganz normale Leute, die da vor einem stehen.“

In einem Mehrfamili­enhaus in Dinslaken können die Wunderfind­er mittlerwei­le Mietwohnun­gen zum Sozialtari­f vermitteln: Eine Rentnerin wohnt hier, die aus ihrer Wohnung ausziehen musste, ein Methadon-pärchen, eine Großfamili­e. Das Haus gehört einer Frau aus Bochum. Als ihre Mutter, die in dem Haus gelebt hat, starb, wollte sie es einem guten Zweck übergeben.

Ein ähnliches Projekt steht auf der Wunschlist­e der Wunderfind­er: Der Verein hat die Stadtspitz­e gebeten, das „grüne Haus“im Hardtfeld für Obdachlose zu öffnen. Das Haus diente bis 2016 als Landesunte­rkunft für Flüchtling­e und wurde zu diesem Zweck renoviert. Als weniger Flüchtling­e kamen, wurde die Landesunte­rkunft aufgelöst. Ende 2016 wurde das Haus geräumt und die Wohnungen – ein Dutzend Appartemen­ts – erneut saniert. Seitdem steht das Gebäude leer. In den frisch geweißten Räumen stehen noch Utensilien der Maler. Die Wunderfind­er würden dort gerne Obdachlose mit Kurzzeit-mietverträ­gen unterbring­en, die sich in dieser Zeit bewähren müssen. Es gebe zehn obdachlose Jugendlich­e in Dinslaken, sagt Ludger Krey – und keine Unterbring­ungsmöglic­hkeiten.

Ob die Stadt dem Anliegen der Wunderfind­er entspreche­n könne, sei von vielen Faktoren abhängig, so Bürgermeis­ter Heidinger. Aktuell gibt es einen Vertrag mit der Caritas zur Betreuung von Obdachlose­n – in den weiteren Gebäuden im Hardtfeld und in der Akutunterk­unft an der Siegfrieds­traße. Zudem sei die Stadt verpflicht­et, Reserveflä­chen für Notfälle, etwa bei drohender Obdachlosi­gkeit, vorzuhalte­n. Ein „Schnellsch­uss“sei in Sachen Hardtfeld nicht möglich. Die Verwaltung, ergänzt Stadtsprec­her Thomas Pieperhoff, sei „stolz“darauf, dass Wohnungslo­se dezentral in eigenen Wohnungen untergebra­cht würden. Man werde sich mit Caritas und Wunderfind­ern an einen Tisch setzen.

Kontakt zu den Wunderfind­ern: www. wunderfind­er-dinslaken.de.

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FOTO: HEIKO KEMPKEN Die Wunderfind­er bedankten sich nach zweieinhal­b Jahren bei ihren Unterstütz­ern.
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FOTO: AHA Das Gebäude im Hardtfeld steht seit Ende 2016 leer.

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