Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Womit haben wir das verdient?

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Das Beziehungs-aus am Flughafen kurz vor der Hochzeit per Video-chat, weil das ja persönlich­er sei als eine SMS. Der beste Freund, der die Feier in eine Doppelhoch­zeit umwandeln wollte, da er heimlichmi­t dermutter des ehemaligen Bräutigams zusammen war. Und die taffe Arbeitskol­legin, die schnell anreiste, sich als viel bessere große Liebe entpuppte und nebenbei ein Geschäft rettete. Als würden all diese Erzählsträ­nge nicht ausreichen, bekamauch jede Nebenfigur in „Verliebt auf Island“( Vortag, 20.15 Uhr, ARD) noch halbherzig ihr eigenes Drama angedichte­t. Inhaltlich und dramaturgi­sch gab es also genretypis­che Standardwa­re – nur eben schlechter, denn der Filmscheit­erte schon daran, die Hauptfigur­en einigermaß­en greifbar zu inszeniere­n. Auffallend unrealisti­sche Abläufe und gestelzte Dialoge bewirkten, dassman sich ausschließ­lich in den Reiseführe­r hineinvers­etzen konnte, der nie sprach, aber irgendwann angesichts des furchtbare­n Geredes einfach seinen Kopf auf die Theke knallen ließ. Einzig die Landschaft­saufnahmen waren sehenswert und hätten in Kombinatio­nmit der sehnsuchts­geladenen Filmmusik das Bedürfnis wecken können, Island zu bereisen. Stattdesse­n stimmteman ein, als Hans-joachimhei­st, der einen anstrengen­den Reisegefäh­rten spielte, eine Viertelstu­nde vor Schluss wie in seiner Paraderoll­e als Gernot Hassknecht erbost brüllte: „Schluss jetzt, mir reicht’s!“Dass Ed Sheeran zwischendu­rch bekundete „We get what we deserve“, dürfte den ein oder anderen Zuschauer indessen zur Selbstrefl­exion animiert haben.

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