Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Karte zeigt Folgen von A3-anschluss
Wie wirkt sich ein neuer Autobahnanschluss zwischen Wesel und Hamminkeln auf den innerstädtischen Verkehr in Wesel aus? Eine neue Karte, die nun der Politik vorliegt, zeigt die Effekte. Am Dienstag debattierte der Rat.
Wie sich ein neuer Autobahnanschluss zwischen Wesel und Hamminkeln auf den innerstädtischen Verkehr in Wesel auswirkt.
WESEL/HAMMINKELN Wie würde sich der seit Jahrzehnten diskutierte, aber bisher nicht umgesetzte neue Autobahnanschluss zwischen Wesel und Hamminkeln in Höhe der B 70 auf den innerstädtischen Verkehr auswirken? Welche Positiveffekte gibt es? Diese Frage ist mit einer neuen Karte, die das Ingenieurbüro Rödel & Pachan erstellt hat, nun zumindest in der Theorie beantwortet. Ein Verkehrsgutachten zum neuen Autobahnanschluss an der A 3 für das Jahr 2030 liegt der Politik schon länger vor. Überraschend präsentierte der Gutachter Thomas Rödel nun auch eine Karte, die die Effekte eines A3-anschlusses direkt für die Weseler Straßen aufzeigt.
Das Kartenmaterial transportiert viele Positivbotschaften für Wesel: Während viele Pkw-fahrer, die aus dem Weseler Nordosten, Hamminkeln und Bocholt kommen, bisher oft noch über die B 8 mitten durch Wesel in Richtung Rheinbrücke fahren, würden viele dieser Fahrer mit der fertigen Südumgehung und einem A 3-Anschluss bei Brünen künftig andere Wege nehmen. Die Verkehrsbelastung auf der A 3 würde dabei zwar steigen, Wesel selbst würde allerdings entlastet. Und auch die Schermbecker Landstraße, der Zubringer zur bestehenden Auffahrt zwischen Wesel und Schermbeck, würde weniger Verkehr tragen müssen. 20.000 Fahrzeuge täglich können eigentlich auf dieser Straße fahren, schon jetzt sind es aber täglich oft 30.000. Mit der neuen Südumgehung würden weitere 2000 täglich dazukommen. Verwaltung und Politik hoffen, dass mit einem weiteren A3-anschluss Teile des Verkehrs in Richtung Norden nach Brünen abfließen.
Drei wesentliche Effekte nannte Gutachter Thomas Rödel in der für Dienstagabend vorliegenden Ratsvorlage: Die geplante Anschlussstelle an der B 70 habe in südlicher Richtung nach Wesel eine deutlich stärkere Bedeutung als nach Brünen. In Wesel seien Entlastungseffekte sowohl von Nordwesten als auch von Osten her erkennbar. „Durch die zusätzliche Anschlussstelle wird das Weiterfahren auf der A 3 für Teile des Quell- und Zielverkehrs bis dort zur besseren Route“, heißt es. Die Frage, auf welchem Wege Brünen umfahren wird, sei für Wesel nicht von großer Relevanz.
Dem Stadtrat lag am Dienstag die Entscheidung vor, ob ein neuer Autobahnanschluss gebaut werden soll. SPD, CDU, FDP und die Fraktion Wir für Wesel ( WFW) stimmten geschlossen dafür, die Grünen und die Linken dagegen. Für den Bau eines Anschlusses muss ein gemeinsamer Antrag mit der Stadt Hamminkeln bei Landesbetrieb Straßen NRW gestellt werden.
Vor der Abstimmung am Dienstagabend meldeten sich mehrere Ratsleute zu Wort. So bat CDU-FRAKtionschef Jürgen Linz die Verwaltung darum, das Verfahren mit den zuständigen Stellen im Hamminkelner Rathaus abzustimmen. Wichtig sei, so Linz, dass die vom Durchgangsverkehr stark belasteten Menschen in Brünen eine Lösung favorisieren sollten.
Auf die Problematik in Brünen kam auch der Spd-fraktionsvorsitzende Ludger Hovest zu sprechen. „Der Verkehr dort wird künftig noch zunehmen. Und die Politiker dort müssen wissen, wie das Problem gelöst werden kann.“In der Diskussion steht bekanntlich eine Umgehungsstraße. Hovests Wunsch, im Weseler Rat einen Mehrheitsbeschluss zu erhalten, erfüllte sich. „Die planerischen Voraussetzungen sind im Bundesverkehrswegeplan enthalten. Wir können jetzt Lobbyismus betreiben. Bis 2030 muss man das hinbekommen“, forderte er.
Dass die Grünen gegen die Errichtung einer neuen Anschlussstelle gestimmt haben, begründete ihr Sprecher Ulrich Gorris unter anderem damit, dass man bei der Berechnung der Verkehrsströme von anderen, nämlich niedrigeren Zahlen ausgehen müsse, da der Individualverkehr in den nächsten Jahren sinken werde. Davon seien sämtliche Experten überzeugt. Dieser Meinung widersprach nicht nur Hovest vehement („Es kommen andere Antriebsarten, der Individualverkehr wird aber nicht weniger“), sondern auch Bernd Reuther (FDP). „Hier im ländlichen Raum wird es immer einen starken Individualverkehr geben.“Voraussetzung für den Anschlussstelle B70/brünen sei nun ein Konsens. „Jetzt müssen die Hamminkelner ihre Hausaufgaben machen“, so Reuther.