Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
16,4 Hektar Wildblumen helfen Insekten
Neun Monate nach Start eines Blühstreifen-projekts gelangen die Initiatoren zu einem positiven Zwischenfazit.
GINDERICH (erko) Es summt und krabbelt immer weniger in den Wiesen des Niederrheins. Der Klimawandel ist in vollem Gange, Leidtragende sind vor allem Insekten. Um dem entgegenzuwirken, hatte der Kreis Wesel gemeinsam mit der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft im Januar ein auf fünf Jahre befristetes Projekt zur Förderung der biologischen Vielfalt gestartet. In Kooperation mit 23 Gärtnern, Land- und Forstwirten konnten Blühflächen von 16,4 Hektar angelegt werden.
Einer dieser Landwirte ist der Gindericher Hermann Verweyen-thenagels, der entlang der Borthschen Ley an der Grenze zwischen Ginderich und Alpen-menzelen einen sechs Meter breiten und 600 Meter langen Streifen in ein Insektenparadies umgewandelt hat. Landrat Ansgar Müller freute sich am Dienstag bei einem Ortstermin darüber, der Landwirtschaft ein Instrument für die Insektenförderung an die Hand gegeben zu haben. „Die Blühstreifen leisten darüber hinaus einen Beitrag zur Erhaltung unserer Kulturlandschaft“, so Müller.
Projektleiter Torsten Quinkenstein wies darauf hin, dass blühende Wiesen nicht nur einen Lebensraum für zahlreiche Insekten darstellen, sondern auch für Bodenbrüter wie die Feldlerche oder den Kiebitz. Hermann Verweyen-thenagels freute sich über die unbürokratische Herangehensweise, der wirtschaftliche Verlust wird ihm vom Kreis aus Mitteln des so genannten Ersatzgeldes erstattet. „Wenn beispielsweise ein Windkraftrad gebaut wird, muss der Betreiber eine Ausgleichszahlung leisten. Diese Gelder fließen direkt in dieses Projekt“, erklärt Fachbereichsleiter Klaus Horstmann.
Für eine große Nachhaltigkeit hat Torsten Quinkenstein ein besonderes Augenmerk auf die Wahl der Pflanzen gelegt: „Wir haben insgesamt 20 verschiedene Kräuter und Gräser ausgesucht und ausschließlich regionales Saatgut verwendet.“Diese Vielfalt sorgt dafür, dass nicht nur Fluginsekten sich zu Hause fühlen, sondern auch Spinnen, Käfer und Asseln. Für Winfried Letzner von der Unteren Naturschutzbehörde ist das ein wichtiger Aspekt: „Davon profitiert beispielsweise das Rebhuhn, aber auch Vögel, die Insekten aufnehmen müssen.“
Demnächst sind noch weitere Unterstützer bei dem Projekt dabei, denn vor Ort schloss Ansgar Müller mit der Kreisjägerschaft einen Kooperationsvertrag ab. Deren Vorsitzender Alfred Nimphius zeigte sich dankbar: „Wir freuen uns, dass der Kreis Wesel etwas für unser Niederwild und die Bodenbrüter tut.“