Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Deutsch lernen mit „großem Freund“
Initiative des Rotary-clubs: Zwölf Jugendliche absolvieren eine Schulung zum Scout.
WESEL (joh) Einkaufen, Spiele spielen oder einen Abstecher auf den Fußballplatz machen: Bei fast all diesen Aktivitäten ist es wichtig, sich verständigen zu können. Wenn Deutsch aber nicht die Muttersprache ist, ist das nicht so einfach. Das wollen zwölf Jugendliche in Wesel zukünftig ändern. Sie absolvierten jetzt eine Schulung des Projekts „Sprache verbindet“vom Rotary-club Wesel-dinslaken.
„Die Idee des Sprachprojektes ist es, Kindern mit Migrationshintergrund zu besserem Sprachvermögen zu verhelfen und damit ihre Integration zu fördern“, erklärt Reiner Vogel vom Rotary-club. Die Kinder, vorwiegend im Kindergarten- und Grundschulalter, werden von sogenannten Sprach-scouts – Jugendliche im Alter von 14 bis 17 – einmal wöchentlich besucht.
Das Projekt startete 2010 und ist nach erfolgreicher Durchführung und wachsender Nachfrage von Dinslaken auf Wesel ausgeweitet worden. Die Kinder sind aber nicht nur Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak. Es sind vor allem Kinder aus den russischsprachigen Ländern, Indien oder Pakistan, die zuhause nie richtig Deutsch gelernt haben.
In der Schulung erfuhren die angehenden Scouts die Grundlagen für ihre Tätigkeit. In der Stadtbibliothek stellte die stellvertretende Leiterin Divyakumari Patel verschiedene Medien vor, mit denen die Scouts arbeiten können. Lehrer Thomas Müller gab praktische pädagogische Tipps, wie sich Vertrauen aufbauen lässt und die Kinder motiviert werden können. Aufmerksam hörte die reine Mädchengruppe zu.
Katharina Rutsch (16) arbeitet seit zwei Monaten als Scout. „Als ich von dem Projekt gehört habe, war ich mir schnell sicher, dabei sein zu wollen.“Mit dem sechsjährigen Mädchen, das sie wöchentlich besucht, geht Rutsch einkaufen oder man kocht zusammen. Das Deutsch verbessere sich stetig. „Und die Mutter lernt auch immer noch dazu“, erzählt Rutsch.
Das Projekt sei eine Win-win-situation für beide, meint Vogel. „Die Kinder lernen besser Deutsch und sehen ihren Scout häufig als ‚großen Freund‘ an. Die Scouts verbessern ihre interkulturelle Kompetenz.“