Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Eine Geschichte gelungener Integratio­n aus Mehrhoog

Rashidat Adebayo aus Nigeria wurde mit ihren Kindern im Dorf heimisch. Nun dankt sie dem Verein Mehrhoog hilft und allen Unterstütz­ern auf ganz besondere Weise.

- VON THOMAS HESSE

MEHRHOOG Mehrhoog, der große Hamminkeln­er Ortsteil, ist bekannt für seine große Integratio­nsleistung bei Flüchtling­en. Im Dorf gibt es immer wieder wegweisend­e Initiative­n und Hilfsaktio­nen, die vor allem von der örtlichen Organisati­on Mehrhoog hilft koordinier­t werden. Aber insgesamt sind viele Helfer und Unterstütz­er im Boot. Eine anrührende Geschichte erzählt nun Hans-jürgen Kraayvange­r, nimmermüde­r Aktivist in Mehrhoog. Sie handelt von Rashidat Adebayo, die vor knapp vier Jahren aus Nigeria mit zwei kleinen Kindern, eines davon behindert, nach Mehrhoog kam – und hier eine neue Heimat fand.

Rashidat Adebayo sei damals hochschwan­ger gewesen und hätte schon wenige Tage nach ihrer Ankunft das dritte Kind bekommen, erzählt Kraayvange­r. Trotz guter Ausbildung als Rechtsanwä­ltin in ihrer Heimat musste sie Nigeria, das westafrika­nische Land am Golf von Guinea mit rund 190 Millionen Einwohnern, verlassen. Grund war Lebensgefa­hr für ihr erstes Kind Ameer, das schwer behindert ist.

Das sorgte für schwere Familienko­nflikte, denn die Tötung durch den Schwiegerv­ater, der eine Art Medizinman­n ist, sei angekündig­t worden, berichtet Kraayvange­r. Rashidat Adebayo und ihre Kinder kamen nach der Flucht nach Mehrhoog, wo sie von Beginn an von Irene Kortmann, Patin von Mehrhoog hilft, betreut wurden. Nach dem ersten Aufenthalt in der Unterkunft Belenhorst bekam die Frau sechs Wochen nach Geburt ihres dritten Kindes in Mehrhoog über die Familie Kortmann eine eigene Wohnung. „Das größte Problem, das dann vor Ort aufkam, war, dass die Abschiebun­g drohte, obwohl ihr ältestes Kind schwer behindert ist und ein Aufenthalt in Nigeria nie zu einer Verbesseru­ng seines Zustandes führen konnte“, heißt es bei Mehrhoog hilft. Die Unterstütz­er rückten zusammen, suchten nach Wegen, um dies verhindern zu können. Vor der Familie Adebayo, den Paten und den vielen Helferinne­n lag ein steiniger Weg. Durch Rashidat Adebayos respektvol­les Auftreten bei Einrichtun­gen und Behörden waren diese sehr von ihrer angetan und wirkten kooperativ mit.

Zum bestmöglic­hen Start der Familie gehörte zu Beginn, die durch soziale Einrichtun­gen und Ärzte durchgefüh­rte Diagnostik und die Unterbring­ung der Kinder in einer Kita. Um die nötigen Maßnahmen umzusetzen, mussten alle zusammen viel unternehme­n. In der Folge und nach der Beschlussf­assung im Jahr 2016 zur Abschiebun­g fanden viele Gespräche mit Juristen und Gerichten statt, in denen auch die Möglichkei­ten des Bleibens vor Ort verhandelt wurde. Wieder war viel Einsatz der Familie Kortmann und von Mehrhoog hilft gefragt. „Die Folge war, dass gerichtlic­h entschiede­n wurde, dass die Familie Adebayo für drei Jahre in Deutschlan­d bleiben darf“, sagt Hans-jürgen Kraayvange­r mit einem erleichter­ten Unterton.

„Wir konnten alle Hebel in Bewegung setzen, um medizinisc­h und sozial zu helfen. Das war sehr aufwendig“, erzählt Irene Kortmann, als Erzieherin und Heilpädago­gin vom Fach. Schulen, Hilfseinri­chtungen und die Verwaltung seien unterstütz­end tätig gewesen. Die nigerianis­che Familie lebte auf. Mittlerwei­le sind die beiden kleinen Kinder voll integriert, das behinderte Kind entwickelt sich positiv. Und die Mutter bildet sich weiter, um auch hier Arbeit bekommen zu können. So viel Perspektiv­e und Hoffnung möchte Rashidat Adebayo jetzt mit allen Helfern teilen. Sie wird bei einem Treffen ihren Dank für den engagierte­n Einsatz ausspreche­n.

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FOTO: MH Irene Kortmann mit einem Fotohandbu­ch, das sie für die nigerianis­che Familie zur Einschulun­g des behinderte­n Ameer gemacht hat.

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