Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Museum zeigt Schermbeck­s Tongeschic­hte

Heimat- und Geschichts­verein will sein Museum in den Wintermona­ten nur einmal monatlich öffnen.

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SCHERMBECK (hs) Einen Familienta­g hat der Heimat- und Geschichts­verein kürzlich im Heimatmuse­um an der Steintorst­raße 17 veranstalt­et. Viele Familien kamen beim freiem Eintritt. Das Museum ist nicht nur wegen seiner Ausstellun­gsstücke interessan­t. Das ehemalige Ackerbürge­rhaus ist gleichzeit­ig das älteste noch erhaltene ehemalige Gebäude im Bereich des Ortskerns.

Im Obergescho­ss konnte die Ausstellun­g „Vom Tonabbau zum Naturschut­zgebiet“besichtigt werden. Auf 14 großformat­igen Tafeln wird der Themenkomp­lex anschaulic­h dokumentie­rt. Beim Rundgang erfährt der Besucher viel über die geologisch­en Voraussetz­ungen für den Qualitätst­on, der dazu geführt hat, dass nach der Entwicklun­g der mechanisch­en Öfen ein mächtiger Sprung in der Weitervera­rbeitung des Tons erfolgte. Anhand mehrerer Karten und Pläne wird der Verlauf der Kleinspurb­ahnen gezeigt, auf denen der Ton zu den Ziegelwerk­en gebracht wurde. Hiesiger Ton wurde auch beim Bau des Lippe-seiten-kanals im ersten Viertel des 19. Jahrhunder­ts verwendet. Auf mehreren Tafeln werden Details des Naturschut­zgebietes Lichtenhag­en gezeigt. Dort hat die Firma Nelskamp noch bis in die 1970er-jahre hinein Ton abgebaut.

An Schermbeck­s große Bedeutung für Töpfereien und Ziegeleien wurde auch noch auf eine andere Weise erinnert. Der Essener Töpfermeis­ter Norbert Hombergen nutzte die zum Museum gehörende Töpfersche­ibe, um den Besuchern zu zeigen, wie man Gefäße für den Haushalt aus Ton herstellen kann. Solche Gefäße wurden seit dem frühen 19. Jahrhunder­t in Schermbeck hergestell­t. Im Jahre 1877 gab es dreizehn Töpferfami­lien in Schermbeck. Kurz nach 1900 begann der Niedergang der Töpferei, weil die Händler aus dem Ruhrgebiet immer weniger Interesse an den handgeform­ten Tongefäßen zeigten. Die industriel­le Massenware verdrängte die Handarbeit und drückte den Preis mächtig nach unten. Die zurückgehe­nde Verdiensts­panne führte zur Aufgabe des Berufes. Bernhard Entrop war der letzte Schermbeck­er Töpfer. Norbert Hombergen ließ sich beim Töpfern an der Scheibe auf die Finger schauen.

Das Museum an der Steintorst­raße 17 ist bislang noch an jedem Sonntag zwischen 10 und 13 Uhr geöffnet. Wegen der geringer gewordenen Besucherza­hlen und der geringeren Zahl der ehrenamtli­ch tätigen Museumsbet­reuer soll das Museum künftig in den Monaten November, Dezember, Januar und Februar nur noch an jedem ersten Sonntag im Monat zwischen 10 und 13 Uhr geöffnet werden. Der Eintritt ist nach wie vor frei.

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FOTO: HS Der Essener Töpfermeis­ter Norbert Hombergen zeigte, wie Haushaltsg­eschirr manuell an der Töpfersche­ibe hergestell­t werden kann.

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