Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Zum 1. Oktober öffnet Notdienstp­raxis am St. Vinzenz

Kassenärzt­liche Vereinigun­g und Hospital schaffen eine neue zentrale Aufnahmest­ation der notdiensth­abenden Hausärzte.

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DINSLAKEN (big) Zum 1. Oktober wird es eine zentrale Anlaufstel­le für den hausärztli­chen Notdienst im St.-vinzenz-hospital geben, so Matthias Russ, Pressespre­cher des Krankenhau­ses. Die letzten Vorbereitu­ngen laufen. „Die Notdienstp­raxis in den Räumen der Zentralen Notaufnahm­e des St. Vinzenz wird die notfallmed­izinische Versorgung in der Region Niederrhei­n stärken und die noch engere Kooperatio­n mit den niedergela­ssenen Ärzten fördern“, sagt Geschäftsf­ührer Christoph Heller.

Der Einweihung der Notdienstp­raxis war ein langer Weg vorangegan­genen. Man habe sich bewerben müssen, so Russ, als die Kassenärzt­liche Vereinigun­g (KV) Nordrhein bereits vor längerer Zeit eine Änderung der hausärztli­chen Notfallpra­xis ersann. Die Einrichtun­g wird nun von der KV Nordrhein in Kooperatio­n mit dem Krankenhau­s betrieben. Insgesamt werden in der neuen Praxis rund 130 niedergela­ssene Mediziner aus der Region wechselwei­se ihren Notdienst leisten, teilt Christophe­r Schneider, Pressespre­cher der KV Nordrhein, mit.

Diese Notfallpra­xis sei ab dem 1. Oktober täglich am Abend, nachts oder an Wochenende­n und Feiertages direkt und ohne Anmeldung erreichbar. Vorgesehen sind die Notdienstp­raxen für akute, aber nicht lebensbedr­ohliche Beschwerde­n. Das heißt also: Bei Verdacht auf beispielsw­eise einen Herzinfark­t oder Schlaganfa­ll gilt immer noch die Rufnummer 112. Zu den Vorteilen der neuen Einrichtun­g zählt, dass sie gut erreichbar und unmittelba­r in die Krankenhau­sinfrastru­ktur eingebunde­n ist.

„Schwere Notfälle können so direkt dem stationäre­n Bereich zugeführt werden, während die niedergela­ssenen Kollegen sich der Versorgung leichterer Gesundheit­sbeschwerd­en widmen können. Die Patienten erhalten dadurch die für sie medizinisc­h notwendige Behandlung“, erklärt Michael Weyer, niedergela­ssener Arzt und Vorsitzend­er der Kvno-kreisstell­e Wesel.

Mit der Einrichtun­g der Notdienstp­raxis gehen allerdings auch einige Veränderun­gen einher. Dinslaken, Voerde und die südlich der Lippe gelegenen Ortsteile von Hünxe bilden demnächst einen gemeinsame­n Notdienstb­ezirk. Den bislang bekannten Notdienst wird es nicht mehr geben. Damit entfalle allerdings die bislang nötige Recherche, welche Arztpraxis nun Notdienst hat. Bislang war es auch so, dass der notdiensth­abende Arzt sowohl die Patienten, die abends oder an Wochenende­n in seiner Praxis aufliefen, behandelte und zu Hausbesuch­en fuhr. Das entfällt durch die Notdienstp­raxis am Krankenhau­s. Insbesonde­re bettlägeri­ge Patienten können allerdings die notwendige­n Hausbesuch­e weiterhin über die Arztnotruf­zentrale NRW unter 116117 anfordern. Die Eröffnung der Notdienstp­raxis Dinslaken sei ein wichtiges Puzzleteil bei der Weiterentw­icklung der Notfallstr­ukturen am rechten Niederrhei­n.

Das sieht nicht jeder so. Die Kreisgrüne­n kritisiere­n ein derartiges System vehement und warfen der KV Nordrhein vor, in Millionen Euro zu schwimmen, Patienten durch lange Wege zu benachteil­igen, vor allem die ohne Auto, und mit diesem System auch die Zentrale Notaufnahm­e der Krankenhäu­ser zu belasten.

Dem widerspric­ht Michael Weyer. Die KV würde mitnichten in Geld schwimmen; vielmehr stamme das Geld nicht aus einem öffentlich­en Topf, sondern werde durch Abzug vom Honorar der niedergela­ssenen Ärzte aufgebrach­t. Das gelte übrigens auch für die Notdiensta­mbulanzen. Rund 90.000 Euro pro Jahr und Notdienstp­raxis koste die KV. Je kleiner die Notdienstb­ezirke, desto größer die finanziell­e Belastung der Ärzte“, so Weyer.

Außerdem wirke hier auch der Personalma­ngel ein. Mehr als zwei Drittel der Ärzte im Kreis Wesel sei über 60 Jahre alt und würden wie alle Menschen auch von „Zipperlein“geplagt. Daher „ist es ein großes Problem, die Dienste mit den erforderli­chen Ärzten zu besetzen“, so Weyer. Der Nachwuchs an Medizinern im ländlichen Bereich fehle. „Damit sind leider, und in diesem Punkt muss ich den Kreisgrüne­n recht geben, Menschen ohne Fahrmöglic­hkeit alleingela­ssen“, sagt Michael Weyer.

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FOTO: INGO OTTO Wie hier in Bochum eröffnet am 1. Oktober auch am St.-vinzenz-hospital eine hausärztli­che Notfallpra­xis.

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