Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Erstes Kolumbarium öffnet Anfang 2020
Für 240.000 Euro lässt der städtische Betrieb ASG das ehemalige Hauptschiff der Franziskuskirche zu einer Halle für Urnen umbauen.
SCHEPERSFELD Der Kommunalbetrieb ASG (Abfall, Straßen, Grünflächen) arbeitet daran, im Hauptschiff der ehemaligen Franziskuskirche in Schepersfeld Wesels erstes Kolumbarium einzurichten. Ein wichtiges Etappenziel ist jetzt erreicht. Die Freiburger Firma Weiher hat die ersten, unterschiedlich hohen Urnenwände (in L-form) aufgebaut. Sollten ursprünglich erst einmal 300 von insgesamt 1836 Urnenkammern errichtet werden, so sind es nun etwas mehr als 500 geworden.
In jede Kammer passen maximal zwei Urnen. Die Kosten pro Kammer (Mietdauer: 25 Jahre) werden sich auf rund 2500 bis 2700 Euro belaufen. „Das ist schon etwas weniger, als ein Reihengrab kostet“, erklärt Annette Mücke, die Leiterin des ASG in Wesel, der in den Umbau des ehemaligen Kirchenschiffes rund 240.000 Euro investiert.
Läuft alles weiterhin nach Plan, dann wird Wesels erstes Kolumbarium Anfang 2020 während einer Feierstunde seiner Bestimmung übergeben. Und anschließend dürfte es nicht mehr lange dauern, bis die erste Kammer belegt sein wird. Familien, die eine christliche Bestattung ihrer Angehörigen wünschen, können in der angrenzenden, ehemaligen Werktagskirche, die kürzlich umgebaut wurde, Abschied von den Verstorbenen neben. Denn es gibt eine direkte Verbindung zwischen der kleinen Franziskuskirche und dem Kolumbarium.
„Grundsätzlich können hier künftig Angehörige aller Konfessionen eine Urnenkammer belegen“, sagt Annette Mücke. Sie ist von der ganz besonderen Atmosphäre des entweihten Gotteshauses (Baujahr: 1959) sichtlich angetan. „Vor allem, wenn die Sonne durch die Fenster scheint, herrscht hier eine wunderbare Stimmung. Das konnte ich mir am Anfang so gar nicht vorstellen“, sagt sie. Und dabei ist das Kolumbarium noch längst nicht fertig. Überall müssen noch Restarbeiten vorgenommen werden, hängen noch Elektrokabel aus Decken und Wänden. Neue Eingangstüren müssen bestellt und eingebaut werden. In den nächsten Tagen soll ein Reinigungstrupp Böden und Stufen von Staub und Schmutz befreien. Vor den Urnenkammern befinden sich im Boden mehrere Steckdosen. „Hier kommen noch beleuchtete Sitzelemente mit Rückenlehnen hin“, weiß Annette Mücke.
An die frühere Kirche werden auch künftig die Orgelpfeifen und das alte Taufbecken erinnern. Die Empore, auf der einst der mächtige Altar stand, wird zunächst einmal so bleiben, wie sie ist. „Der Bereich“, erklärt Annette Mücke, „wird uns als eine Art Reservefläche bleiben, wenn der Bedarf an Urnenkammern steigt.“Und dass das passieren könnte, ist nicht unwahrscheinlich. Denn obwohl das Kolumbarium noch nicht eröffnet wird, gibt es bereits Nachfragen nach dieser Form der Bestattung, die ganz offensichtlich im Trend liegt. „Jedenfalls ist das in Nordrhein-westfalen so“, betont Annette Mücke, die vor ihrem Engagement beim ASG viele Jahre in Regensburg tätig war. Dort seien Kolumbarien so gut wie nicht bekannt, sagt sie.
Die Granittüren der Urnenkammern können Angehörige individuell gestalten lassen. Allerdings werden bei der Schriftart und Farbe (anthrazit) klare Vorgaben gemacht, um ein einheitliches Bild zu erhalten. Im Rahmen einer Ausschreibung soll ein hiesiger Steinmetzbetrieb gefunden werden, der die Gravuren nach Vorgabe des ASG durchführt.
Eine Möglichkeit, direkt vor den Kammern womöglich Lichter oder Blumen abstellen zu können, wird es übrigens nicht geben. „Aber vielleicht“, sagt Annette Mücke, „werden wir einen Platz finden, wo Blumen und Gestecke niedergelegt werden können. Jedenfalls unmittelbar nach einer Beerdigung.“