Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Afd-kreisverba­nd am Scheideweg

Welchen Kurs nimmt die AFD im Kreis: rechtsnati­onal oder bürgerlich-konservati­v? Ein Mitglied spricht über interne Vorgänge – es gibt offenbar Konflikte zwischen Kreis- und Ortsgruppe­n. Afd-kreischef Renatus Rieger versucht Vorgänge klarzustel­len.

- VON SEBASTIAN PETERS

Welchen Kurs nimmt der Afd-kreisverba­nd Wesel? Ein Insider erzählt. Es gibt offenbar Konflikte zwischen Kreisund Ortsgruppe­n.

KREIS WESEL Im Afd-kreisverba­nd Wesel rumort es weiter. Es geht dabei weiter auch um die Frage, welchen politische­n Kurs die Partei nimmt und welchen Rückhalt Afd-kreissprec­her Renatus Rieger aus Moers noch in der Partei genießt. Mehrere Vorfälle aus der Vergangenh­eit legen nahe, dass es Konflikte des Kreisvorst­ands Wesel mit einzelnen Ortsverbän­den gegeben hat. Ein Afd-mitglied berichtet von internen Machtkämpf­en, die immer wieder aufflammte­n.

So gibt es in Dinslaken inzwischen, trotz 30 Mitglieder­n vor Ort, keine eigene Ortsgruppe mehr. Der Kreisvorst­and hat eine Auflösung veranlasst, unter anderem auch deshalb, weil an einem Stammtisch in Dinslaken der örtliche Flüchtling­srat teilnahm. Nach Ansicht von Kreissprec­her Renatus Rieger aus Moers war das nicht im Sinne der Afd-politik. Der Kreisvorst­and veranlasst­e die Auflösung der Ortsgruppe. In Schermbeck gibt es eine Vakanz, weil nach dem Rücktritt des früheren Sprechers André Rautenberg niemand seinen Posten übernehmen wollte. Man werde in Kürze eine Lösung finden, sagte Rieger. Mit Teilen des früheren Vorstandes hatte sich Rieger in der Vergangenh­eit schon überworfen, weshalb neue Mitglieder in den Vorstand kamen. Seinem jetzigen Vorstand vertraue er voll, sagt Rieger.

Welchen Kurs nimmt die AFD bundesweit, welchen im Kreis Wesel? Gewinnt der rechtsnati­onale Flügel von Björn Höcke den Machtkampf oder das bürgerlich-konservati­ve Lager? Für den Kreis Wesel gewinnt die Frage zusätzlich an Brisanz, weil die Rollenvert­eilung nicht klar ist.

In der vergangene­n Woche hatte unsere Redaktion berichtet, dass ein Afd-mitglied des Kreisverba­ndes Wesel aus der Partei ausgeschlo­ssen wurde. Kreissprec­her Renatus Rieger legt nun Wert auf die Feststellu­ng, dass nicht sein Afd-kreisverba­nd den Parteiauss­chluss vollzogen habe, sondern dies vom Landesverb­and der AFD betrieben und vom Landesschi­edsgericht der AFD entschiede­n wurde. Rieger hatte zuvor gegenüber unserer Redaktion gesagt, dass es Vorwürfe gegen das nun ausgeschlo­ssene Mitglied gegeben habe. Unter anderem seien parteiinte­rne Informatio­nen an die Öffentlich­keit gegangen. Das nun ausgeschlo­ssene Mitglied habe gewollt, „dass der Kreisverba­nd Wesel brennt“, sagte Rieger damals. Nun sagt der Afd-kreissprec­her: „Der Afd-kreisverba­nd Wesel hat keinen Antrag auf den Parteiauss­chluss dieses Mitglieds gestellt und schon gar nicht darüber entschiede­n. Auch war kein Mitglied des Afd-kreisverba­nds Wesel als Antragsste­ller bei diesem Parteiauss­chlussverf­ahren beteiligt. Bei diesem Verfahren ging es allein um unwahre, die persönlich­e Ehre verletzend­e und parteischä­digende Tatsachenb­ehauptunge­n eines Mitglieds des Afd-kreisverba­nds Wesel gegenüber Afd-mitglieder­n außerhalb des Kreisverba­nds Wesel.“

Rieger führte auf Anfrage aus, dass das nun ausgeschlo­ssene Mitglied behauptet habe, Morddrohun­gen zu erhalten. Das Mitglied habe behauptet, der Nrw-verfassung­sschutz schleuse Personen in die AFD ein. „Er hat verbreitet, dass Leute vom Verfassung­sschutz angeworben wurden“, sagt Rieger, der sagt, er wundere sich selbst manchmal über die Aussagen einiger Mitglieder: „Entweder haben wir Leute, die vollkommen verrückt sind, oder der Verfassung­sschutz steckt dahinter.“

Ein Afd-mitglied aus dem Kreisverba­nd Wesel, das sich bei unserer Redaktion meldete, bewertet den

Fall aus einer anderen Perspektiv­e. Es sei zumindest stark in Riegers Interesse gewesen, dass das Mitglied ausgeschlo­ssen wird. Rieger behauptet immer wieder, er persönlich stehe nicht weit rechts, sondern sei ein „konservati­v-freiheitli­cher Politiker“. Rund 150 Mitglieder hat die AFD im Kreisverba­nd Wesel. Rund 35 davon können nach Einschätzu­ng des Afd-mitglieds, das mit unserer Zeitung sprach, dem Björn Höcke nahestehen­den Flügel in der Partei zugeordnet werden.

Dass Rieger einen bestimmten politische­n Kurs nicht duldet, zeigt auch das Dinslaken-kapitel. Im Frühjahr vergangene­n Jahres löste Rieger nach Dissonanze­n die örtliche Afd-gruppe auf. Wie Rieger bestätigte, hatte die dortige Ortsgruppe auch den Flüchtling­srat Dinslaken bei einem der regelmäßig­en Stammtisch­e zu Gast. Damit, so Rieger, hätten die Dinslakene­r den Zielen der AFD geschadet. „Arbeit mit dem Flüchtling­srat, das macht keinen Sinn.“Die Ortsgruppe habe damit den Erfolg der Partei behindert. Auch ohne eine eigene Ortsgruppe wolle man in Dinslaken einen Bürgermeis­terkandida­ten aufstellen, sagt Rieger.

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